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OB Kandidatin Kathi Petersen im Porträt: Vom Leben vor dem Tod
OB-Wahl 2010: Kathi Petersen über Theologie, Politik, das Leben im Zürch und den Umgang mit Menschen
OB-Kandidatin: Kathi Petersen lebt im Zürch und liebt die Salvator-Kirche.
Foto: Laszlo Ruppert | OB-Kandidatin: Kathi Petersen lebt im Zürch und liebt die Salvator-Kirche.
Von unserem Redaktionsmitglied Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 15.12.2020 13:06 Uhr

Eine katholische Theologin, die in einer evangelischen Einrichtung arbeitet, in der SPD engagiert ist, Oberbürgermeisterin in Schweinfurt werden und eine Stadtverwaltung leiten will. Bei dieser komprimierten Aneinanderreihung muss Kathi Petersen schmunzeln: „Das ist doch spannend.“ Auf alle Fälle eine ungewöhnliche Mischung, die sie auf sich vereinigt.

Mit wachen Augen verfolgt sie die Fragen, antwortet klar strukturiert, ohne pastoral zu wirken, wie man es vielleicht vermuten könnte. Vor allem neben der Salvatorkirche, die sie sich als ihren persönlichen Lieblingsplatz als Ort des Gesprächs ausgesucht hat. Hier mitten im Zürch lebt sie mit ihrer Familie, in die Salvatorkirche geht sie zum Gottesdienst. „Es ist sehr schöner Ort“, sagt sie.

Wie Schweinfurt überhaupt sein Bild in den vergangenen 20 Jahren zum Positiven verändert hat. „Man kann die Geschichte der Stadt besser erkennen“, sagt die 53-Jährige und deutet auf den renovierten Stadtmauerbereich direkt neben der Kirche. Und es hat sich ein spannendes kulturelles Leben entwickelt, auch jenseits der Zugpferde wie Schäfer-Museen und Kunsthalle.

Aufgewachsen ist Kathi Petersen im Saarland. Sie studierte in Trier und München, arbeitete danach als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Bonn. Dort, so sagt sie, sei sie mit dem rheinischen Menschenschlag nicht auf Anhieb warm geworden: „Im Fasching geht im Rheinland gar nichts mehr. Das liegt mir nicht so.“ Da sei sie mit der Mentalität der Franken schon besser zurecht gekommen, als sie vor über 20 Jahren nach Schweinfurt zog. Ihr Mann – evangelischer Pfarrer – ist dorthin versetzt worden.

Ihre politische und theologische Sozialisation hat Petersen in einer Zeit des Aufbruchs in der Kirchen- wie weltlichen Politik erlebt. Die so genannte „Würzburger Synode“ von 1971 bis 1975 hat den Laien in der katholischen Kirche Hoffnung gemacht, stärker eingebunden zu werden. Auf dem politischen Parkett hat die sozial-liberale Koalition die Wende und die Annäherung an die DDR vollzogen. Und so klingt der Grund, warum sich Petersen der SPD zugewandt hat, wie aus Willy Brandts Mund: „In einer Demokratie muss man sich einmischen.“

Überhaupt ist für sie der Unterschied zwischen Theologie und Politik gar nicht so groß. Zwar gehe es im Glauben häufig um die Frage nach dem Sinn des Lebens und den Einzug in das Reich Gottes. „Aber es gibt auch ein Leben vor dem Tod“, formuliert Petersen sie ein wenig pointiert. Auch im Diesseits habe man die Verhältnisse zum Besseren zu verändern, folgert sie. Und die SPD sei eben die Partei, die sich schon seit der Arbeiterbewegung nicht mit dem Ist-Zustand abfinden wolle. Solidarischer und gerechter soll sie werden, lautet Petersens Zielvorstellung: „Das möchte ich auch für Schweinfurt erreichen.“

Deswegen taucht in der Formulierung ihrer politischen Ansichten oft der Begriff Mensch auf: „Man muss mehr mit den Menschen gemeinsam entscheiden“, sagt Kathi Petersen und meint damit vor allem das Amt einer OB. Die Mitbestimmung dürfe sich nicht auf den Wahlgang alle sechs Jahre beschränken. Ein Seitenhieb auf Amtsinhaberin Gudrun Grieser, gegen die Petersen 2004 als damals einzige Gegenkandidatin in die Wahl gezogen war. Vieles sei über den Kopf der Bürger hinweg bestimmt worden, sagt Petersen über die Rathauspolitik der vergangenen Jahre. Daher ihr Wahlkampf-Motto: „Das neue Miteinander.“

Wie kann man das in der Praxis ändern? Stadtteilarbeit und Bürgerhaushalt nennt sie als Beispiele. Dabei sollen die Schweinfurter gefragt werden, was ihnen wichtig ist. Per Internet zum Beispiel, wie das die Stadt Köln bereits praktiziere. Viele möchten sich gerne in die Politik einmischen, so Petersens Erfahrung: „Doch sie haben das Gefühl, dass ihre Meinung keinen interessiert.“

Dem OB-Job sieht sich die 53-Jährige gewachsen. Sie ist im evangelischen Dekanat hauptberufliche Vertreterin der Mitarbeiter. Vermitteln, Kompromisse herstellen, unterschiedliche Interessen zusammenbringen. Das hat sie dort gelernt, sagt Petersen. „Und die nötige Hartnäckigkeit kann ich auch aufbringen.“ Auch das ist eine interessante Mixtur.

Kathi Petersen

Familie: Im Saarland ist Kathi Petersen 1956 geboren worden. Kathi Petersen ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Ausbildung: In Trier und München hat sie katholische Theologie mit Diplom-Abschluss studiert. Fünf Jahre war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Bonn beschäftigt. 1988 kam Petersen nach Schweinfurt und arbeitet seitdem im evangelischen Dekanat, inzwischen ist sie dort freigestellte Mitarbeitervertreterin.

Karriere: Seit 2002 Vorsitzende steht sie der Schweinfurter SPD vor und ist zudem jeweils stellvertretende Vorsitzende des Bezirks und des Unterbezirks. Petersen ist Stadt- und Bezirksrätin. 2004 war sie zur OB-Wahl in Schweinfurt angetreten und holte gegen Amtsinhaberin Gudrun Grieser (CSU) 31,1 Prozent der Stimmen.

 
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