„Nur der Papst fehlt uns noch.“ Veronika Schuler lacht. Sie hat die Schlüsselgewalt im Pilgerhof und fungiert dort als „Mädchen für alles“. Am Liboriustag, dem 9. Dezember, feierte die Wallfahrtsstätte den 20. Geburtstag.
17 Jahre lang ist Schuler schon dabei. Sie schaut zurück. „Wir hatten hier schon fast alles: Bischöfe, Kardinäle.“ Ihre Arbeit hier begann, als Kardinal Joachim Meisner den Pilgerhof besuchte. Sie kann sich noch gut erinnern: „Es gab Leberklößsuppe, Nudeln und Rouladen. Und weil immer mehr Leut‘ gekommen sind, haben wir die Rouladen dann einfach halbiert.“
Nach der Seligsprechung von Liborius Wagner im Jahr 1974 nahmen die Wallfahrten nach Altenmünster, wo Wagner Pfarrer war, zu. So habe sein Vorgänger, Wolfram Tretter, ein Gehöft gekauft und renoviert, erzählt Pfarrer Manfred Hauck. Die ehemalige Scheune wurde in ihrem Charakter erhalten und zu einer Scheunenkirche ausgebaut. Der Rest des ehemaligen Bauernhofes birgt einen kleinen Saal, einen Speiseraum, eine Küche und Zimmer zum Übernachten. „Wir sind immer gut ausgebucht“, freut sich Hauck. Am 29. April 1990 wurde die Kirche eingeweiht und der Pilgerhof seiner Bestimmung übergeben.
Ein Pilgerhof ist kein Hotel
„Einmal sind Leut' gekommen, die haben die Rezeption gesucht und gemeint, wir tragen ihnen die Koffer aufs Zimmer“, erzählt Schuler kopfschüttelnd. Nicht jeder wisse eben, dass ein Pilgerhof kein Hotel sei, erläutert sie. Die meisten Besucher allerdings schon. Es kommen Gruppen zu Einkehrtagen oder Fortbildungsveranstaltungen, Jugendliche gestalten hier Freizeiten.
Und dann gibt es die Stammgäste: „Die Poppenhäuser sind heuer schon zum 25. Mal nach Altenmünster gewallt“, erzählt Schuler. Sie werden im Pilgerhof bewirtet. Auch die Haßfurter Wallfahrer werden auf ihrem Weg zum Kreuzberg hier verköstigt: „180 Leute waren das heuer“, staunt Schuler. All diese Gäste bekocht sie in einer winzigen Küche, in die höchstens zwei Köchinnen passen. „Eigentlich war das nur als Teeküche gedacht, aber die Leut‘ wollen doch nicht nur Tee trinken, die wollen doch auch was essen“, so die Küchenfee.
Zum Jubiläum kam Bischof Friedhelm Hofmann aus Würzburg angereist. Er zog in seiner Predigt die Parallele vom seligen Liborius Wagner zu seinem eigenen Leben.
Der streng protestantisch erzogene Liborius Wagner begann 1622 in Würzburg katholische Theologie zu studieren, konvertierte zum katholischen Glauben und wurde 1625 zum Priester geweiht. Ein Jahr später wurde er Pfarrer in Altenmünster. Die protestantischen Soldaten Gustav Adolfs, vor denen er geflohen war, fanden ihn und folterten ihn 1631 zu Tode.
Er selbst sei in einem konfessionsverschiedenen Elternhaus aufgewachsen, erzählte der Bischof. Und erst, als sein Vater im Alter von 70 Jahren katholisch geworden sei, um die Eucharistie zu empfangen, sei ihm klar geworden, welch einen Schatz der katholische Glaube in der Eucharistie habe.