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Nocturnes und anderes Geschrei: Nachsommer ab 11. September
Programmpräsentation: Das Frank Wuppinger Arkestra gab im Mai einen Vorgeschmack auf den Nachsommer.
Foto: Anand Anders | Programmpräsentation: Das Frank Wuppinger Arkestra gab im Mai einen Vorgeschmack auf den Nachsommer.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 26.04.2023 23:43 Uhr

Zehn Veranstaltungen umfasst der 16. Nachsommer von 11. September bis 3. Oktober. Europas musikalische Kulturen mit allen ihren Einflüssen spielen diesmal eine tragende Rolle – in unterschiedlichsten Formen und Stadien der Vermischung, Verschmelzung, aber auch Fokussierung. Derlei heißt dann gerne pauschal Crossover und Weltmusik, ist hier aber immer ernsthafte und individuelle Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Traditionen, deren letztere ausdrücklich als Bereicherung zu erleben sind.

Die junge Singer/Songwriterin Ami Warning eröffnet am 11. September um 19.30 Uhr in Halle 410 in der Sparte „Junge Bühne“ mit ihrem selbstbewussten Sound aus Soul, Reggae, Funk und Jazz, mit einer rauchig dunklen Stimme, die sich nach weit mehr Lebensjahren und -erfahrung anhört. Beim Würzburger Africa-Festival hat Ami Warning jüngst gemeinsam mit ihrem Vater Wally musiziert.

Das Frank Wuppinger Arkestra, beim Nachsommer zu hören am 12. September, 19.30 Uhr, Halle 410, unternimmt von der Plattform des Jazz aus folkloristisch inspirierte Ausflüge nach Osten, Westen und Süden, von denen es mal arabisch inspirierte Figurationen, mal einen bulgarischen Hochzeitstanz mitbringt. Inspiriert durch zahlreiche Reisen verbindet Wuppinger – Gitarrist, Komponist und Mastermind des Arkestra – die musikalischen Stile der Länder Europas zu einer eigenen Mixtur aus Jazz und Weltmusik, die Grenzen vergessen lässt. Folklore, Balkan, Flamenco, klassische Elemente, Jazz und eine gehörige Portion Improvisation verbindet die Band zu einem europhilen Sound. Von Osteuropa geht es in das Herz Europas und weiter in keltische Gefilde.

Die Drum-Stars liefern diesmal den Percussion-Programmpunkt mit ihrer Show aus Trommelkunst und Lichteffekten (Donnerstag, 17. September, 19.30 Uhr, Halle 410). Singen können sie auch, wie sie etwa mit einer Xylophon-Version von Peter Fox' „Haus am See“ beweisen. Laute, kraftvolle Stücke auf verschiedensten Trommeln, Alltagsgegenständen und klassischem Percussion-Equipment wechseln sich ab mit Bodypercussion-Einlagen.

Unkonventionelle Instrumente wie LED-Drums, Tonnen, Fässer, Klangrohre und ein klingendes Mini-UFO versprechen ein abwechslungsreiches Konzert, bei dem das Publikum nicht nur zusehen, sondern auch mitmachen darf. Alle Mitglieder der Drum-Stars sind erfahrene Profimusiker, die mit vielen bekannten Künstlern der internationalen Musikszene zusammengearbeitet haben. Sie spielten Konzerte und Tourneen für Blumentopf, Schandmaul, Power!Percussion und anderen auf der ganzen Welt.

Als Nachfolger von Jacques Loussier versteht sich David Gazarov, der mit seinem Trio am Freitag, 18. September, 19.30 Uhr, in Halle 410 seine Bachology vorstellt – Bachology“ ist die Verschmelzung von Bach und Jazz, von Barock und Moderne, gespielt von einem der „besten Pianisten Europas“ (Jazzzeitung). Als er im Oktober 2011 kurzfristig für den erkrankten „Mr. Play Bach“ Jacques Loussier einsprang, konnte er Publikum und Kritiker sofort überzeugen: Ein würdiger Nachfolger stand da auf der Bühne. David Gazarov, 1965 in Baku geboren und seit jüngsten Kinderjahren in Klassik und Jazz ausgebildet, machte mit seiner Virtuosität, dem ausdrucksvollen Spiel und der Improvisationsfähigkeit Loussier alle Ehre.

2013 hat Gazarov sein Trio neu formiert, mit Michi Schulz am Bass und Obi Jenne am Schlagzeug. Zusammen werden sie über Bachs „Air“ improvisieren und die Bourrée aus der zweiten Englischen Suite in einen Bebop verwandeln. Chopins F-Dur-Nocturne wird in einer Blues-Bar neu zum Leben erweckt und das b-Moll-Prélude wird in Brasilien als Bossa Nova auferstehen.

Das Musikcomedy-Duo Igudesman & Joo ist am 19. September, 19.30 Uhr, im Konferenzzentrum auf der Maininsel zu Gast. Da geht im Eifer des Gefechts schon mal eine Geige zu Bruch, oder eine ganz harmlose Sonate gerät völlig aus den Fugen. Auch bei Igudesman & Joo kann man einiges lernen, zum Beispiel, dass es zum Geigespielen nicht immer einen Geigenbogen braucht. Es geht auch mit einem von diesen batteriebetriebenen Mini-Milchaufschäum-Quirlen. Violinist Aleksey Igudesman und Pianist Hyung-ki Joo sind zwei klassisch ausgebildete Musiker, die die Musikwelt in den letzten Jahren mit ihren einzigartigen Shows erobert haben. Sie verbinden Humor mit klassischer Musik und Aspekten aus der Popkultur auf höchstem Niveau – irgendwo zwischen South Park und Bach, The Simpsons und West Side Story.

Igudesman, in Leningrad geboren, und Joo, ein koreanisch-stämmiger Brite, lernten sich mit zwölf Jahren an der Yehudi Menuhin School in England kennen und sind seitdem unzertrennliche Freunde und künstlerische Kollegen.

„Die Wäsche trocknet in der Sonne. Die Wäsche trocknet aber auch im Wind.“ Unschätzbare Erkenntnisse, wie sie das Quartett Kofelgschroa seinen Konzertbesuchern zuteilwerden lässt. Erdig akustischer Alpenrock mit schrägen Texten irgendwo zwischen Biermösl Blosn und LaBrassBanda, zu hören beim Nachsommer 2015, und zwar am Donnerstag, 24. September, 19.30 Uhr, in der Industriehalle 410 bei SKF. Der Bandname erklärt sich fast so einfach wie das Wäschetrocknen: Der Kofel ist Hausberg der vier Oberammergauer, und Gschroa steht, nun ja, für Geschrei, womit sich die Musiker aber definitiv selbst Unrecht tun. Die Gruppe entstand 2007 zwar aus traditioneller bayerischer Volksmusik heraus, doch mittlerweile schreiben die vier ihre eigenen Stücke.

2014 erschien das zweite Kofelgschroa-Album „Zaun“ – mit Songs, „melancholisch, mäandernd, elegisch. Die langen, fließenden Stücke mit all den Wechseltakten, beinahe psychedelisch kreisenden Melodien und unvorhersehbaren Strukturen berühren auf eine merkwürdig leise Art. Dazu kommen die bald dadaistischen, bald daseinsmüden Texte, die klingen wie aus einer Felswand geschlagen…“ (Rolling Stone). Im gleichen Jahr wurde Kofel-gschroa mit dem Bayerischen Kulturpreis ausgezeichnet.

Das Quartett Klangbezirk singt Händel bis Charlie Parker, und zwar a cappella und in blitzsauberen Jazzharmonien. Am Freitag, 25. September, 19.30 Uhr, in der Kunsthalle. Zu hören sind Eigenkompositionen und Neuinterpretationen bekannter Popsongs und Jazzstandards. Vier Solisten, die ihr Können in professionellen Gesangsausbildungen erworben haben und jetzt als Quartett einen perfekten Klangkörper bilden. Die komplexen Arrangements sind selbst geschrieben, das Repertoire ist vielfältig.

So lassen sie die größten Songs aller Zeiten wieder auferstehen oder nähern sich ihren Lieblingssongs und geben ihnen ein neues Klangbild – zum Beispiel mit „All Blues“ von Miles Davis, „Anthropology“ von Charlie Parker, „He Shall Feed His Flock“, bei dem Georg Friedrich Händel verjazzt wird, oder mit deutschen Volksliedern im Jazzgewand.

Ebenda findet auch das Familienkonzert am 26. September, 18 Uhr, statt: sehr frühe Walt-Disney-Trickfilme mit sinfonischer Livemusik („Alice in Cartoonland“). In den 1920er-Jahren präsentierte Walt Disney eine Reihe von kurzen Stummfilmen mit einer weltberühmten Hauptfigur, Alice, das kleine Mädchen aus der Feder des britischen Schriftstellers Lewis Carroll, das über einen unterirdischen Kaninchenbau in ein Wunderland gelangt. Mit diesen kurzen Stummfilmen unter dem Titel „Alice Comedies“ wurde Walt Disney in den USA bekannt.

In den Kurzfilmen kommt Alice, ein reales kleines Mädchen, in ein Zeichenstudio und sieht, wie Trickfiguren entstehen. Die Figuren werden zum Leben erweckt; und Alice muss mit ihrem Kater Julius im Laufe der Zeit einige Abenteuer in der gezeichneten Welt bestehen. In der ersten Folge bildet sich die Cartoonwelt erst heraus, nach und nach wird die Trickfilmwelt reicher und interessanter. Dennoch sind die einzelnen Episoden einfach gehalten und bieten Raum für slapstickartige Animationen. Walt Disneys Trickfilmklassiker, musikalisch untermalt von den Kompositionen Paul Dessaus und Alexander Rannies, werden interpretiert von den Czech Virtuosy (das Kammerorchester der Philharmonie Brünn) unter der Leitung von Caspar Richter.

Die deutsch-serbische Formation Uwaga! (Polnisch für Achtung) spielt am 2. Oktober, 19.30 Uhr, in Halle 410 fetzige Fusion nicht nur mit Balkandrive auf klassischen Instrumenten – „frei nach Mozart, Mahler & Co“ vom Barock bis zur Spätromantik. Abendländische Hochkultur trifft auf Gipsy-Verve, swingende Leichtigkeit auf Punk-Attitüde, Ballett auf Disco, Klassik auf Jazz, Barock auf Rock?n?Roll. Das Repertoire, aus dem die vier Musiker ihre originellen Versionen entwickeln, reicht vom Barock bis zur Spätromantik.

Uwaga! kapert die Kompositionen der großen Meister und jagt sie mit unverschämter Spielfreude durch die Epochen. Dennoch nähert sich das Quartett den genialen Vorlagen mit großem Respekt und viel Liebe zum Detail.

Den Abschluss macht am 3. Oktober, 19.30 Uhr, im Konferenzzentrum die Bläserphilharmonie Schweinfurt mit sinfonischer Blasmusik zwischen Romantik, Filmmusik und Zeitgenössischem. Die Bläserphilharmonie wurde 2013 auf Initiative des Schweinfurter Oberbürgermeisters Sebastian Remelé als Projekt der Musikschule Schweinfurt ins Leben gerufen. Unter der musikalischen Leitung von Dirigent Wolfgang Heinrich ist es das erklärte Ziel, symphonische Blasmusik auf hohem Niveau zu spielen. Dabei bilden Originalliteratur für Blasorchester und qualitätsvolle Bearbeitungen von symphonischen Orchesterwerken den programmatischen Schwerpunkt, von klassisch bis populär. Die Bläserphilharmonie setzt sich zusammen aus außergewöhnlich engagierten professionellen und semiprofessionellen Musikern aus Stadt und Region Schweinfurt.

Beim Abschlusskonzert des diesjährigen Nachsommers werden unter anderem Auszüge aus der Jazzsuite Nr. 2 von Schostakowitsch, der erste Satz der Sinfonie „Der Herr der Ringe“ von Johann de Meij sowie traditionelle Musik aus Europa und Südamerika gespielt. Die festliche Jubiläumsouvertüre von Philip Stark erinnert an das historische Ereignis, das sich am 3. Oktober zum 25. Mal jährt. Beim „Concertino für Flöte und Orchester“ von Cécile Chaminade übernimmt Sonja Artmann den Solo-Part.

Vorverkauf, Veranstaltungsorte, Sondertarife

Vorverkaufsstellen

• Schweinfurter Tagblatt, Schweinfurt, Schultesstr. 19a, Mo–Do, 9–17 Uhr, Fr 9–14 Uhr, Sa 10–12.30 Uhr

• Main-Post Würzburg, Plattner Str. 14,

Mo–Fr 9–16 Uhr, Mi 9–17 Uhr, Sa 10–13 Uhr – Karten 14 und 38 Euro.

Main-Ticket Hotline Tel. (09 31) 60 01 60 00 (Ortstarif), Mo–Fr 9-18 Uhr, Sa 9–13 Uhr, Bestellungen per E-Mail an info@mainticket.de; Kartenversand gegen Gebühr, Direktkauf in den beiden oben genannten Geschäftsstellen.

Sozialtarif Bei Vorlage des Schweinfurter Sozialausweises gibt es 25 Prozent Rabatt für alle Nachsommer-Konzerte, unterstützt von der Stadt Schweinfurt. Ermäßigte Karten sind nur beim Schweinfurter Tagblatt erhältlich (maximal zwei Tickets pro Veranstaltung, nicht übertragbar, bitte zur Veranstaltung Ausweis bereithalten).

Familienticket

Bei einem voll zahlenden Erwachsenen kostet ein Platz für Kinder bis 14 Jahre in der gleichen Kategorie 10 Euro. Nur für ausgewählte Veranstaltungen, nur erhältlich bei Tagblatt und Main-Post.

Abendkasse und Einlass

Restkarten werden eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn an der Abendkasse vor Ort verkauft, sofern die Veranstaltung nicht auf www.nachsommer.de als ausverkauft gekennzeichnet ist. Die Veranstaltungsräume öffnen sich jeweils eine halbe Stunde vor Beginn.

Erstmals dabei: das Bläserphilharmonieorchester.
Foto: Josef Lamber | Erstmals dabei: das Bläserphilharmonieorchester.
Nocturnes und anderes Geschrei: Nachsommer ab 11. September
Abendländische Hochkultur trifft auf Gipsy-Verve: Die deutsch-serbische Formation Uwaga!
Foto: Ebbert & Ebbert Fotografie | Abendländische Hochkultur trifft auf Gipsy-Verve: Die deutsch-serbische Formation Uwaga!
Mixtur aus Jazz und Weltmusik: Das Frank Wuppinger Arkestra.
Foto: Ludwig Olah | Mixtur aus Jazz und Weltmusik: Das Frank Wuppinger Arkestra.
Walt Disney, Frühphase: Alice im Cartoonland.
Foto: NAchsommer | Walt Disney, Frühphase: Alice im Cartoonland.
A-Cappella-Jazzquartett: Klangbezirk.
Foto: Caroline Pitzke | A-Cappella-Jazzquartett: Klangbezirk.
Nocturnes und anderes Geschrei: Nachsommer ab 11. September
 
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