Spätestens seit im April 200 Mädchen von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram verschleppt, versklavt und zwangsverheiratet wurden, ist Nigeria ins Bewusstsein der westlichen Welt gerückt. Der westafrikanische Bundesstaat ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas und leidet unter Korruption und massiver Umweltzerstörung durch Erdöl- und Gasförderung.
Das Land ist auch religiös tief gespalten. Während im Süden hauptsächlich Christen leben, ist der Norden muslimisch. In den nördlichen Bundesstaaten wurde bereits die Scharia eingeführt. Boko Haram kämpft nicht nur dafür, die Scharia im ganzen Land einzuführen, sie hat sich mit dem Islamischen Staat verbündet und im Norden ein Kalifat ausgerufen.
Bei einem „nigerianischen Abendessen“ beschäftigte sich die Katholische Erwachsenenbildung mit Nigeria. Sie war zu Gast im IBF (Internationalen Begegnungszentrum für Frauen), wo Aishan Gnardi ein nigerianisches Menü kochte. Zur Vorspeise stellte Marco Wackenreuter das Land vor. Zur Hauptspeise ging es um die humanitäre Situation im Land. Grace Okeke kommt aus dem nigerianischen Bundesstaat Anambra im Süden. Für sie gibt es „keine Probleme“. Dort sind die meisten Christen und so war sie auch mit dem bis 2015 amtierenden Präsidenten Goodluck Jonathan zufrieden. Er war Christ und hatte viele Fans, meint sie.
Ganz anders sieht das Saibon Manioma. „In seiner Zeit herrschte in großes Durcheinander“, meint sie. Er wurde vom ehemaligen General der nigerianischen Streitkräfte und Moslem Muhammadu Buhari im Präsidentenamt abgelöst und scheint Grace ein bisschen Angst zu machen: „Die Moslems wollen keine Christen.“ Grace selbst ist 2006 nach Deutschland gekommen, der Liebe wegen. Sie hat es nie bereut, nach Deutschland gekommen zu sein. „Ein schönes Land“ und gut für sie und die Kinder.
Frauen in Nigeria haben es nicht leicht, erzählt Grace. Die Männer dort machen nichts und die Frauen müssen alles allein bewältigen. Sie hat Mitleid mit den Flüchtlingen, die zurzeit nach Deutschland strömen. „Sie kämpfen um ihr Leben“.
Saibon ist vor 22 Jahren ebenfalls geflohen, aus Togo, dort herrschte Bürgerkrieg. Die Flüchtlinge bei uns lassen bei ihr schlimme Erinnerungen hochkommen. Sie weiß: Was die Flüchtlinge am notwendigsten brauchen, sind Menschen, die sich ihnen zuwenden.
Die Köchin des Abends macht Afrika mit allen Sinnen erlebbar: andere Gewürze, alle original, „nur der Salat ist von hier“, erklärt sie. Sie kam vor 13 Jahren als gelernte Hotelfachfrau im Februar ins Allgäu. „Es war schrecklich“, erinnert sie sich, der viele Schnee war ihr unheimlich, täglich rief sie zuhause an und wollte zurück. Ein Jahr später lernte sie einen deutschen Mann kennen, heiratete ihn und ist „in Deutschland angekommen.“ Was geblieben ist, ist so eine Sehnsucht nach Afrika, „Es ist schön, in Afrika zu sein, aber nicht mehr auf Dauer.“
Einige ihrer Landsleute sieht sie auch sehr kritisch. „Manche kommen ohne Not, weil sei denken, in Deutschland werden sie schneller reich. Wenn Frieden ist in meinem Land, kann ich dort auch leben“, erklärt sie. „Und ich kann auch satt werden, wenn ich mir Mühe gebe und eine Ausbildung mache.“ Selbst verhilft sie sechs afrikanischen Kindern zu einer Ausbildung. Eines davon besucht inzwischen die Universität, drei andere sind auf dem Weg dorthin. Die beiden schwächeren unterstützt sie bei einer Schneiderlehre.
Sie hat selbst zwei Kinder und arbeitet acht Stunden am Tag, dennoch rührt sie das Schicksal der Flüchtlingskinder und sie würde so gerne zwei in die Familie aufnehmen. „Wissen sie“, erzählt sie, „ich wollte in Afrika Ärztin werden, aber diesen Wunsch hat der Bürgerkrieg zerstört.“