Rücklage vergeht, Hektar besteht: So ließe sich die momentane Grundtendenz beim Niederwerrner Haushalt zusammenfassen. Kämmerer Dominik Lavinger stellte das Budgetwerk 2015 im Gemeinderat vor. Besonders auffallend: Die Entnahme von zwei Millionen Euro aus der Rücklage, durch die der Vermögenshaushalt zu knapp 58 Prozent finanziert wird. Der ist mit 3,48 Millionen Euro etwas höher als im Vorjahr, ähnlich wie der Verwaltungshaushalt, von 9,63 Millionen Euro Umfang. Aus dem Verwaltungshaushalt fließen 788 400 Euro Zuführung in den Vermögenshaushalt.
Im Jahr 2009 hatte Niederwerrn noch knapp 12,5 Millionen Euro unterm kommunalen Kopfkissen liegen, die zuletzt auf rund 9,2 Millionen Euro geschwunden sind. Für Ende dieses Jahres werden 7,2 Millionen Euro an Reserven prognostiziert, die bis Ende 2018 auf unter fünf Millionen Euro abschmelzen könnten. Als Diagramm sieht das Gefälle einer Skischanze nicht unähnlich.
Angesichts weitreichender Großprojekte hatte Lavinger auch mahnende Worte parat. In den kommenden Jahren stehen unter anderem die Generalsanierung der Schule (für 2,5 Millionen Euro) oder die Neugestaltung des Gemeindezentrums (für etwa 1,5 Millionen Euro) ins Haus.
All zu viel Dramatik möchte Bettina Bärmann als neue Bürgermeisterin einer schuldenfreien, einkommenssteuerstarken Gemeinde aber nicht aufkommen lassen. Der Haushalt stehe für Kontinuität, spiegele aber auch den Mut der Gemeinde wider: „Den Mut zur Veränderung.“ Insbesondere gehe es um Maßnahmen im Rahmen des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK): Geplant sind ein Konzept zu etwaigen Gademann-Altlasten, die nachhaltige Altortsanierung, sowie grundlegender Hochwasserschutz.
Die Mittel aus den Rücklagen dienten hauptsächlich dem Grunderwerb (im Umfang von 1,5 Millionen Euro): „Die Gemeinde verliert kein Vermögen, sondern wandelt es in Grundbesitz um“, betonte Bärmann. Nichtsdestotrotz sei Haushaltsdisziplin nötig. Unter anderem leistet sich die Gemeinde den Umbau der Straßenbeleuchtung (für 110 000 Euro), eine Toilettenanlage für den Festplatz (a 100 000 Euro), einen Hängerunterstand (für 95 000 Euro) oder ein 50 000 Euro teures Vordach für die Niederwerrner Aussegnungshalle.
Kleine Seitenhiebe
Aus den Fraktionen wurde dann, neben dem Kämmerer, vor allem die harmonische, sachliche Vorberatung gelobt, nicht ohne kleinere politische Seitenhiebe: Willi Gößmann sah einen Großteil der CSU-Anträge berücksichtigt, von der Dorfverschönerung über rollatortaugliche Wege bis hin zu neuen Hundetoiletten oder Infotafeln mit QR-Codes. Geld zur Erweiterung der Trimberg-Halle sei zwar nicht eingestellt worden, dieses CSU-Anliegen werde aber zumindest geprüft. Nach Jahren der Konsolidierung und des Weitblicks könne man nun lange geplante Projekte umsetzen, sagte Roland Fick für die Freien Wähler.
Fit für die Zukunft
Man habe „soft Facts“ für junge Familien geschaffen, auf ein Gewerbegebiet verzichtet und das Kanalnetz an den Zweckverband verkauft. Auch wenn es nun über die Legislaturperiode hinaus zu Millionen-Investitionen kommen werde, blieben die hohen freiwilligen Leistungen bei Vereinen, Kigas und Förderprogrammen erhalten: „Die Gemeinde ist finanziell fit“.
Kritischere Worte fand Wolf Dietrich Lang für die SPD, die sich mehr Engagement bei der Energiewende gewünscht hätte und noch Gelder für die Betreuung von Asylbewerbern in den Haushalt stellen würde. „Durch die stabile Finanzlage brauchen wir vor der Zukunft keine Angst zu haben“, meinte Norbert Hart (CWVO). Der Oberwerrner Gemeinderat zitierte den antiken griechischen Staatsmann Perikles: „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorherzusagen, sondern gut auf sie vorbereitet zu sein.“
Der Haushalt wurde einstimmig verabschiedet, die Hebesätze bleiben unverändert, wie schon seit 1978 üblich.