Wie geht’s künftig weiter in der Entwicklung der Werntalgemeinde? Im Oktober gab es einen Workshop für die Gemeinderäte, der sich um den Flächennutzungsplan gedreht hat. Der soll in seiner Gesamtheit überarbeitet werden. In der Ratssitzung hatte Verwaltungsleiter Steffen Guth-Portain nun einen Lageplan dabei.
Ein Thema ist der mögliche Standort von Freiflächen-PV-Anlagen, die mittlerweile als privilegierte Vorhaben gelten. Bei Autobahnen und Schienenwegen betrifft das einen Bereich bis zu 200 Metern Abstand vom Fahrbahnrand. Die Gemeinde weist ein paar Bereiche auf, die in Frage kämen, sei es westlich der A71 oder an der in Richtung Oberwerrn verlaufenden Bahnstrecke.
Man wolle den Bedarf an Energie aber nicht gegen den Bedarf an Lebensmitteln ausspielen, sagte Bürgermeisterin Bettina Bärmann. Ab einer bestimmten Bodengüte soll es keine Solaranlagen geben. Die ausgedehnten "Sauren Wiesen" südlich der B303 haben eine geringe landwirtschaftliche Qualität, hier wäre ein Standort möglich.
Interkommunales Windparkprojekt
Am Motorpool und Richtung Euerbacher Tankstelle sind grundsätzlich Gewerbeansiedlungen denkbar. Beim Thema Wohnbebauung könnten sich Nieder- und Oberwerrn auch optisch annähern. Weitere Aufforstungen sind am bestehenden Oberwerrner Wäldchen und im Nordosten von Oberwerrn angedacht. Für Windkraftanlagen gibt es zwei Vorbehaltsflächen am Nordrand des Gemeindegebiets. "Es wird nur interkommunal funktionieren", sagte Guth-Portain zu einem möglichen Windparkprojekt. Entsprechend ist im Januar eine gemeinsame Gemeinderatssitzung mit Vertretern von Dittelbrunn und Poppenhausen geplant. Südlich Oberwerrn soll die bestehende Biogasanlage ein Nahwärmenetz versorgen, in Zusammenarbeit mit der Energiegenossenschaft.
Mit nichtfossiler Energie beliefert werden demnächst auch die Gewerbeflächen im Motorpool. Es wurden mehrere Finanzierungs-Modelle vorgestellt, sei es Eigenbetrieb oder die Gründung einer GmbH. Aus Gemeindesicht erscheint die Zusammenarbeit mit einem Kooperationspartner am wirtschaftlichsten. Gedeckt werden muss ein Bedarf von etwa 280.000 Kilowattstunden. Die Kommune baut bereits Zuleitungen und steht in Gesprächen mit möglichen Lieferanten, auf Gas soll verzichtet werden. Die Kraft aus Hackschnitzel oder sonstiger Biomasse wird dem Automobil-Zulieferer Magna und dem Schweizer Streetboxen-Anbieter Procimmo zu Gute kommen. Magna hat gerade die Sicherheitssensor-Sparte von "Veoneer" übernommen, deswegen das neue Logo am ehemaligen US-Army-Gebäude.
Keine Investorenlösung in den Conn Barracks
Gedanken macht sich die Gemeinde auch über den Flächenankauf auf dem übrigen Konversionsgelände "Conn Barracks" zur Schaffung eines interkommunalen Gewerbeparks durch den Zweckverband. Zuletzt wurden Gedankenspiele des Verbandsmitglieds Geldersheim öffentlich, sich zu Gunsten einer Investorenlösung aus der Finanzierung zurückzuziehen. Grund ist die derzeit trübe wirtschaftliche Großwetterlage. Am Niederwerrner Ratstisch stieß das auf wenig Gegenliebe. Es gibt (in jedem Fall kompliziert erscheinende) Alternativmodelle für den Erwerb, die per Powerpoint präsentiert wurden.
Bürgermeisterin Bärmann erinnerte die Nachbarn daran, dass es sich um eine "optimale Fläche" handle, um die Region zukunftsfähig zu halten. Laut Handelskammer liege dort ein Schatz, wenn es um hochwertige Gewerbeansiedlung und günstige Infrastruktur gehe: "Wir hoffen, dass die Vernunft siegt." Der Zweckverband sei auf 50 Jahre angelegt, meinte Thomas Wohlfahrt. Geldersheim müsse in dieser Zeit die Investitionen nicht allein stemmen, war er sich mit der Bürgermeisterin einig. Man werde den Gewerbepark Stück für Stück erschließen. Thomas Pfister warnte davor, das Areal in "falsche Hände" geraten zu lassen. Ein Investor von außen wolle schnell Gewinn machen, sagte der Freie Wähler: "Für so ein Gelände braucht es Zeit."
