Das hört man doch gerne als Chefin der Kunsthalle: Das Depot für Handwerks- und Industriekultur der Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt ist energetisch und bautechnisch vorbildlich, wurde der Leiterin der Kunsthalle, Andrea Brandl, beschieden. Das haben Forscher des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik, der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und der Hochschule Anhalt in ihrem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt herausgefunden.
Sie waren kürzlich zu einer Tagung in Schweinfurt, wo sie das Depot auf dem Gelände der Feuerwehr am Hainig auch unter die Lupe nahmen. Bei dem Projekt, das noch zweieinhalb Jahre läuft, geht es darum, eine Musterlösung für Depots und Archive mit Plusenergiestandard zu entwickeln. „Das Sammeln und Bewahren von Artefakten ist für Museen essenziell, 80 Prozent der Artefakte lagern im Depot, oftmals sehr ungünstig“, erklärt Projektleiter Ralf Kilian. Vor allem die Klimabedingungen in den Depots seien konservatorisch von großer Bedeutung.
Um sozusagen eine Musterbauweise zu entwickeln, ist es für die Forscher interessant zu sehen, wie hoch der Energiebedarf in den sieben an dem Projekt beteiligten Depots aus ganz Deutschland ist, wie viel der Bau gekostet hat und welche Kosten der Betrieb verursacht. Aus einer langen und intensiven messtechnischen Begleitung, in der detailliert Innen- und Außentemperatur sowie Luftfeuchtigkeit über Jahre gemessen werden, können die Forscher dann sehen, wo und in welcher Form Einsparpotenzial vorhanden ist.
Das Schweinfurter Depot macht dabei laut Kilian bisher einen sehr guten Eindruck. Seit 2014 liegen ausführliche Messdaten vor und die belegen, dass die Durchschnittstemperatur innen ebenso ideal ist für die Konservierung der Artefakte wie die Luftfeuchtigkeit. Gebaut wurde das Depot im Zuge der Einrichtung der Kunsthalle 2009. Damals wurden zehn verschiedene Schweinfurter Depots zusammengeführt.
In der Kunsthalle selbst sind nur Kunstwerke gelagert, in der Halle am Hainig – sie kostete lediglich 640 000 Euro – lagern auf insgesamt 765 Quadratmetern rund 10 000 Gegenstände aus dem Bereich der Industrie- und Stadtgeschichte und der Handwerksgeschichte – alles Dinge mit einem direkten Schweinfurt-Bezug. Neben der Eisernen Lunge sind unter anderem Möbel, Fahrräder oder eine Schusterwerkstatt eingelagert. Der 85 Zentimeter dicke Betonsockel ist innen gedämmt, die acht Zentimeter starken Stahlbleche als Außenhaut haben einen Kern aus PUR-Hartschaum. Im 135 Quadratmeter großen Vorraum werden die Exponate vorbereitet, gereinigt und inventarisiert.