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Schweinfurt
"New York Marathon" ist mehr als Sport
Felix Jeiter (Steve) und Daniel Großkämper (Mario) trainieren für den New York Marathon.
Foto: Björn Klein | Felix Jeiter (Steve) und Daniel Großkämper (Mario) trainieren für den New York Marathon.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 03.02.2023 02:36 Uhr

Verschiedener können zwei Freunde nicht sein. Da ist Mario, der ängstlich Kränkelnde, dem die Mutter alles vermeintlich Gefährliche verboten hat. Der von den Freunden gehänselt wurde. Und da ist Steve, ein Sportstyp, der immer das letzte Wort zu haben scheint.

Beide sind an einem Abend auf einem Feldweg unterwegs. Wie so oft. Sie, die Amateure, trainieren für den berühmten New York Marathon. Die treibende Kraft ist Steve. Mario hat gerade eine Erkältung halbwegs hinter sich. Hat Seitenstechen, fühlt sich "seltsam", plädiert für eine schnelle Pause, während Steve immer wieder auf die Uhr schaut. Und dann gibt es eine völlige Wende.

Stück wurde in 17 Sprachen übersetzt

Der Italiener Edoardo Erba hat das Stück, das er seltsamerweise eine Komödie nennt, 1992 geschrieben. Seitdem wurde es in 17 Sprachen übersetzt. In Deutschland waren bereits seine Stücke "Verkäufer" (1999), "Mauer" (2002) und Utoya (2015) zu sehen.

Vor gut einem Jahr wurde "New York Marathon" auch ins Deutsche übersetzt, für die Württembergische Landesbühne Esslingen, deren Inszenierung Laura Tetzlaffs jetzt im Evangelischen Gemeindehaus, der Ausweichspielstätte für das sanierungsbedürftige Theater der Stadt, zu sehen war. Es war das dritte Gastspiel der Esslinger hier in der Saison.

Frank Charmier hat eine schlichte Bühne gebaut. Zahlreiche Stellwände sind wie von Eiskristallen überzogen, reflektieren das wechselnde Licht, das die Stimmung der beiden Läufer aufnimmt. Zunächst leichtfüßig bewegen sich Steve und Marko durch die öde Landschaft. Mario hat eine Erkältung nicht richtig auskuriert, greift sich in die Seite, ist völlig erschöpft, will aufhören. "Wem müssen wir was beweisen?" Ist der Plan nicht einfach nur Unsinn?

Die Läufer sinnieren über den ersten Marathonläufer, Pheidippis, der 490 v. Chr. tödlich zusammenbrach, über Gott, Trauer, auch über Fußball, während der Schweiß an ihnen herunterläuft. Plötzlich ist Steve der Schwache. Die Milz. Er bricht dramatisch zusammen, aufgeben will er jedoch nicht. Daraus zieht Marko neue Kraft, läuft unermüdlich weiter, gewinnt die Oberhand.

Wer war der Bessere? Wer hat wen getäuscht?

Aus dem Training wird ein Rückblick auf das gemeinsame Leben. Auf eine lebenslange Freundschaft, die nicht frei von Brüchen war. Steve hat Mario die Freundin ausgespannt, Mario hat einen Bettler wie einen Hund behandelt. Erinnerungen ploppen auf. Wer war der Bessere? Wer hat wen getäuscht?

Felix Jeiter (Steve) und Daniel Großkämper (Mario) spielen mit großer Präzision und Empathie für ihre doch so unterschiedlichen Protagonisten. Der Schluss kommt unvermittelt. Die Läufer sind mit dem Auto zum Training gefahren. Da hat es einen Unfall gegeben. Die Bühne ist leergeräumt. Dunkel der Raum. Was ist wirklich passiert? Die Inszenierung deutet es an, lässt aber Fragen offen.

60 Minuten dauert der spannende Abend vor leider ziemlich leeren Stuhlreihen. Schade.

 
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