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FRANKENWINHEIM
Neun weitere Stolpersteine
Fortgesetzte Erinnerungsarbeit: In Frankenwinheim wurden jetzt schon zum vierten Mal mit der Verlegung von Stolpersteinen ermordeter oder vertriebener jüdischer Mitbürger gedacht. Diesmal kamen neun neue dazu.
Die Stolpersteine der Familie Wolf liegen in der Schallfelder Straße in Frankenwinheim.
Foto: Stefan Polster | Die Stolpersteine der Familie Wolf liegen in der Schallfelder Straße in Frankenwinheim.
Stefan Polster
 |  aktualisiert: 13.05.2017 03:58 Uhr

Der Kölner Aktionskünstler Gunter Demnig verlegte am Freitag wieder Stolpersteine in Unterfranken. Sieben weitere Steine liegen im Pflaster von Prichsenstadt und neun neue Stolpersteine wurden in Frankenwinheim verlegt.

Bürgermeister Herbert Fröhlich würdigte in seiner Ansprache die bisher geleistete Arbeit zum Gedenken der jüdischen Bevölkerung in Frankenwinheim. Er ging dabei insbesondere auf die vier vorangegangenen Stolpersteinverlegungen ein.

In den Gehwegen liegen nun bereits 37 Stolpersteine, ein Mahnmal vor dem Rathaus erinnert an die Deportationen im Jahr 1942 und auch ein Privatmann hat zur Erinnerung an seinen jüdischen Freund und heutigen Ehrenbürger von Frankenwinheim Werner Gottlieb eine Gedenktafel aufgestellt.

In der Schallfelder Straße wurden drei Stolpersteine für Liebmann, Selma und Isbert Wolf verlegt. Liebmann Wolf arbeitete im Viehhandel. Die Familie Wolf wurde am 25. April 1942 von Würzburg aus in den Osten deportiert und im Raum Lublin ermordet. Der kleine Sohn Isbert wurde nur sieben Jahre alt.

Große Betroffenheit kam bei der Verlesung der Vita für Hannchen Durmann und ihre Tochter Bianka Friess auf. Die Steine für die beiden Frauen wurden in der Julius-Echter-Straße 3 verlegt. Beide hatten kein leichtes Leben. Sie wurden denunziert, mehrfach inhaftiert und wegen Rassenschande angeklagt. Beide hatten nichtjüdische Partner, was nach 1935 strafbar war.

Hannchen Durmann war vier Jahre lang in verschiedenen Konzentrationslagern bevor sie am 4. Mai 1942 in die Tötungsanstalt Bernburg gebracht und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft in der Gaskammer ermordet wurde. Ihre Tochter Bianka Friess wurde wenige Wochen später im Konzentrationslager Ravensbrück ermordet.

Elisabeth Böhrer hatte die Fakten über Hannchen Durmann und Bianka Friess in elfjähriger, mühsamer Arbeit zusammen getragen.

Vier weitere Steine verlegte Gunter Demnig in der Julius-Echter-Straße 13. Der Viehhändler Max Friedmann lebte hier mit seiner Frau Selma und Tochter Irma. Max Friedmann leistete für sein Vaterland im Ersten Weltkrieg vier Jahre Dienst als Soldat. Tochter Irma heiratete 1928 den Zeilitzheimer Julius Selig. Das Paar wanderte 1937 in die USA aus. Max und Selma Friedmann folgten ein halbes Jahr später. Max Friedmann tat sich mit bereits 63 Jahren schwer, ein neues Leben in den Vereinigten Staaten zu beginnen.

Die Sprache lernte er nicht mehr. Er starb im Jahr 1954. Drei seiner fünf Geschwister überlebten die Nazidiktatur nicht und starben mit ihren Familien in Konzentrationslagern.

Die Stadt Gerolzhofen unterstützte die Stolperstein-Verlegung in Frankenwinheim durch einen Arbeiter des städtischen Bauhofs.

Für die passende einfühlsame musikalische Umrahmung sorgte Elke Friedl aus Sudrach zusammen mit ihren Musikschülerinnen Anna Schmitt und Amy Zietlow am Klavier sowie Almut Neußner und Julia Barthelme an der Querflöte.

Elisabeth Böhrer steuerte die Vita für Hannchen Durmann und deren Tochter Bianka Friess bei, die sie in Archiven zusammengetragen hat.
Foto: Stefan Polster | Elisabeth Böhrer steuerte die Vita für Hannchen Durmann und deren Tochter Bianka Friess bei, die sie in Archiven zusammengetragen hat.
Bettina Roth verlas die Vita für die Familie Wolf die in den Raum Lublin (Polen) deportiert und dort umgebracht wurde.
Foto: Stefan Polster | Bettina Roth verlas die Vita für die Familie Wolf die in den Raum Lublin (Polen) deportiert und dort umgebracht wurde.
Gunter Demnig verlegt zum vierten Mal Stolpersteine in Frankenwinheim.
Foto: Stefan Polster | Gunter Demnig verlegt zum vierten Mal Stolpersteine in Frankenwinheim.
 
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