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Weipoltshausen
Neues Verfahren beim Feldwegebau
Freuen sich über das gelungene Pilotprojekt: Bürgermeister Johannes Grebner (links) und Jagdvorsteher Jürgen Baumann auf dem mit einem Bitumenspritzverfahren hergerichteten Feldweg in der Gemarkung Weipoltshausen.
Foto: Rita Steger-Frühwacht | Freuen sich über das gelungene Pilotprojekt: Bürgermeister Johannes Grebner (links) und Jagdvorsteher Jürgen Baumann auf dem mit einem Bitumenspritzverfahren hergerichteten Feldweg in der Gemarkung Weipoltshausen.
Rita Steger-Frühwacht
 |  aktualisiert: 17.10.2020 02:17 Uhr

Bei vielen Jagdgenossenschaften im Landkreis Schweinfurt ist es üblich, den Jagdschilling für die Instandhaltung und den Ausbau der Feldwege in der jeweiligen Gemarkung zu verwenden. Der Jagdschilling bezeichnet die Summe, die den Grundbesitzern, den Jagdgenossen, in einem Jagdbezirk von der Person gezahlt wird, der dort das Recht der Jagdausübung zugesprochen wird. Oftmals können Jagdgenossenschaften in den Gemeinden, die der naturräumlichen Einheit "Hesselbacher Waldland" zuzurechnen sind, die Feldwege aufgrund der topografischen Lage nur unter hohem Arbeits- und Kostenaufwand für den landwirtschaftlichen Verkehr herrichten. Der von der Jagdgenossenschaft auf Wegen mit wassergebundener Decke ausgebrachte Schotter wird in steilen Flurlagen bei Regen ausgeschwemmt.

Diese Situation trifft auch für Teile des Feldwegenetzes in der Gemarkung Weipoltshausen, Gemeinde Üchtelhausen, zu. Die Jagdfläche mit 502 Hektar ist als ein Jagdbogen langfristig verpachtet. "Der sehr abschüssige Hasengrabenweg war in den letzten Jahren zu einer Hauptaufgabe der Jagdgenossenschaft Weipoltshausen geworden", berichtet Jürgen Baumann. Dieser Feldweg erschließt von der Ortsstraße "Brönnhofstraße" ausgehend mehrere Flurabteilungen, darunter "Hasengraben", "Eulenberg", "Knupp" und "Breitlesäcker".

Hoher Arbeitsaufwand

Die knapp 700 Meter waren als Grünweg mit wassergebundener Wegedecke ausgebaut. Bei Starkregen wurden die Fahrrinne ausgeschwemmt und so musste meistens alljährlich der Weg neu geschottert werden. Jürgen Baumann, der im Ort seit zwei Jahrzehnten das Amt eines Jagdvorstehers bekleidet, erzählt, dass nach jedem Starkregen die Querrinnen im Weg von Schotter und Erde befreit werden mussten. "Die waren dann halt zu", pflichtet ihm der aus den Ortsteil stammende 2. Bürgermeister Fritz Geiß bei.

In der Jahresversammlung im März 2019 entschieden sich dann die Jagdgenossen für ein in unserer Gegend neues Verfahren zum Ausbau der Wegedecke. Jürgen Baumann hatte von einem Bekannten aus dem Raum Main-Spessart von einem "Bitumenspritzverfahren" erfahren. "Es war dort schwerlasterprobt, denn wir haben hier Großlandwirte, sodass die landwirtschaftlichen Fahrzeuge schon mal 40 Tonnen haben", so der Jagdvorsteher.

Traktoren werden immer größer

Dass eine gute Tragfähigkeit des Weges gegeben sein muss, beteuert auch Bürgermeister Johannes Grebner mit Blick auf Flächenzusammenlegungen in der Flur: "Die landwirtschaftlichen Geräte werden in Zukunft schwerer und größer". Bei einem Ortstermin in der Nähe von Karlstadt gewannen die Weipoltshäuser Jagdgenossen die Überzeugung, dass das auch das richtige Verfahren für den Ausbau des Hasengrabenweges ist.

Der Hasengrabenweg in Weipoltshausen vor der Instandsetzung. 
Foto: Archiv Jürgen Baumannn | Der Hasengrabenweg in Weipoltshausen vor der Instandsetzung. 

Viel Eigenleistung

Um die Kosten möglichst gering zu halten, erbrachten die Jagdgenossen in hohem Maße Eigenleistung. Zunächst mussten sie den Weg wegen der enorm vertieften Fahrspuren einebnen. Der Unterbau aus Lesesteinen war gut und damit tragfähig, sodass diese Schicht nur rolliert werden musste. Darauf wurden rund 550 Tonnen Schotter gleichmäßig in etwa zehn Zentimeter Höhe aufgetragen und verdichtet. Darüber wurde eine Mischung aus feinkörnigem Basaltsplitt und flüssigem, heißem Bitumen als Verbindungselement gespritzt.

Die neue Wegedecke wird aufgetragen. 
Foto: Archiv Jürgen Baumannn | Die neue Wegedecke wird aufgetragen. 

"Ganz wichtig war, dass darauf sofort gewalzt wurde", betont Jürgen Baumann, der die Organisation und die Aufgaben der Bauleitung übernommen hatte. Baubeginn war im Mai 2020 und nach acht Wochen waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Schon nach rund einer Woche war der Belag verhärtet und konnte für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben werden.

Keine komplette Versiegelung

"Dieses Verfahren ergibt eine feste und sehr tragfähige Straßendecke, die aber die Oberfläche nicht vollkommen wasserundurchlässig versiegelt", erklärt Jürgen Baumann. So konnte die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Schweinfurt ihr Einverständnis erteilen. Die Gemeinde Üchtelhausen musste als Eigentümerin ökologische Ausgleichsmaßnahmen erbringen. Auch an den Gesamtkosten von 33 000 Euro beteiligte sich die Gemeinde Üchtelhausen zur Hälfte.

Nicht nur die Jagdgenossenschaft profitiert vom langfristigen Ausbau des Weges. Da der Hasengrabenweg an einem Neubaugebiet des Dorfes endet, wurde in den vergangenen Jahren häufig die Staubbelastung der dortigen Anwohner beim Befahren des Weges durch landwirtschaftliche Fahrzeuge beklagt. Auch dies hat sich durch den Ausbau mit dem Bitumenspritzverfahren erledigt. "Der Weg wird auch sehr gut von Radfahrern und Wanderern genutzt, die Richtung Brönnhof unterwegs sind", bestätigt Bürgermeister Johannes Grebner, der beteuert, dass die Gemeinde grundsätzlich ihren Anteil am Jagdschilling bei der Jagdgenossenschaft belässt.

 
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