Das Thema Parken ist in Schweinfurt naturgemäß ein heikles. Nicht nur um das Leopoldina-Krankenhaus sind die Straßen zugeparkt mit Fahrzeugen, weil das bestehende Parkhaus zum einen zu klein, zum anderen – weil völlig marode – teilweise gesperrt ist. Die Lösung des komplexen Problems soll nicht nur der geplante Abriss und Neubau dieses Parkhauses sein. Abhilfe soll zuvor die Errichtung eines neuen Parkhauses in der Mainberger Straße leisten. Das geplante Bauprojekt, bei dem die Stadt als Bauherr auftritt, wurde nun erneut im Bau- und Umweltausschuss behandelt. Einigkeit herrschte dort über die Notwendigkeit neuer Parkmöglichkeiten. Kritik gab es dennoch.
Auf dem ehemaligen Grundstück des Autohaus Wendling wird das neue Parkhaus mit zehn Ebenen in Form einer Großgarage errichtet. Nachdem das alte Bestandsgebäude bereits abgerissen wurde, laufen die Planungen für den Neubau. 354 Stellplätze sollen in dem Parkhaus zur Verfügung stehen, teilte die Stadtverwaltung mit. Vier davon sind für Elektrofahrzeuge mit Ladestationen vorgesehen, 13 Parkplätze für Menschen mit Behinderung. Etwa die Hälfte aller Stellplätze soll dauerhaft vermietet werden. Der Ausschuss stimmte den Einzelheiten in seiner Sitzung zu, jedoch gab es von Seiten einiger Stadträte kritische Nachfragen.
Beirat für Menschen mit Behinderung fordert Barrierefreiheit
Hauptgrund dafür war eine Stellungnahme des Beirats für Menschen mit Behinderung, den die Stadt miteinbezogen hatte. Der Beirat sprach sich dafür aus, alle behindertengerechten Stellplätze ebenerdig im Erdgeschoss unterzubringen. Der Forderung kam die Stadt in ihrer Planung nur bedingt nach. "Das ist uns nicht vollständig gelungen", sagte Werner Duske aus dem Bauverwaltungs- und Umweltamt der Stadt Schweinfurt. Aus "planerischen Gründen" müsse ein Teil dieser Stellplätze nach unten verlegt werden.
Neben den Grünen kritisierte etwa auch Stadtrat Adi Schön von den Freien Wählern diese Entscheidung. Johannes Petersen (SPD) schloss sich dem an und betonte, "dass das Thema Barrierefreiheit in Zukunft immer wichtiger" werde. Baureferent Ralf Brettin machte deutlich, dass es sich bei der Planung nicht um ein – wie vorgeworfen – ästhetisches Problem handelt. Es gehe darum, "die Parkflächen sinnvoll unterzubringen", so Brettin. Die Stellplätze seien bewusst im Untergeschoss geplant und entsprächen der Norm. Die Modulbauweise lasse nur bestimmte Parkplatz-Breiten zu und im gepflasterten Untergeschoss ließen sich diese besser realisieren. Nun habe man sich für einen Kompromiss entschieden. Im Übrigen, so Brettin, ermögliche ein Aufzug ohnehin Barrierefreiheit im ganzen Haus.
Ergänzung für Leopoldina-Parkhaus
Die Forderung des Beirats nach einem barrierefreien Stellplatz für einen Kleinbus lehnte die Stadtverwaltung ab. Der Stellplatz könne "aus Platzgründen nicht berücksichtigt werden". Ein weiterer Kritikpunkt war die verkehrssichere Gestaltung einer Rampe. Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ÖDP) fragte in der Ausschusssitzung nach einer möglichen Überdachung, die vor möglichen Umwelteinflüssen wie Schnee und Glatteis schützen könnte. Umweltreferent Jan von Lackum betonte daraufhin, dass die Stadtverwaltung keinen Bedarf für eine solche Überdachung sehe. "Der übliche Winter- beziehungsweise Hausmeisterdienst wird sich darum kümmern."
Laut Stadtverwaltung sollen sich die Kosten für das Parkhaus auf 4,8 Millionen Euro belaufen. Nach der Fertigstellung des Gebäudes, auf dem die Dachflächen begrünt und mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden, soll bis 2024 das bestehende Parkhaus am Leopoldina-Krankenhaus abgerissen und neu gebaut werden. Oberbürgermeister Sebastian Remelé betonte deshalb, dass das Bauvorghaben in der Mainberger Straße kein Ersatz für das Leopoldina-Parkhaus sei, sondern viel mehr eine "Ergänzung". Die Schweinfurter können sich in Zukunft also auf zwei neue Parkhäuser freuen, sodass das Thema Parken vielleicht irgendwann kein heikles mehr sein wird.
Wann ist mit einem Parkhaus für das Leopoldina-Krankenhaus zu rechnen??? Das wäre doch wesentlich dringender gewesen.
Das nenn ich eine gelungene Verkehrswende.
Ende der Glosse.