
Es brauchte viel Geduld, Ideen, Pragmatismus und eine stattliche öffentliche Förderung, um das Projekt Dorfgemeinschaftshaus fertig zu stellen. Am Sonntag wurde das Doppelgebäude aus saniertem historischen Fachwerk-Rathaus von 1537 und benachbartem Neubau eröffnet.
Dass sich die Fläche zwischen Dorfgemeinschaftshaus, Dorfscheune, evangelischem Pfarrhaus und katholischer Kirche bestens zum Feiern eignet, bewies der Eröffnungstag. Jede Menge Gäste waren erschienen und gespannt auf das Gebäude, das neben der modernisierten Gemeindebücherei auch der Nachbarschaftshilfe und dem Heimat- und Trachtenverein dienen wird.
Das Büchereiteam sowie das neue Kochteam "Subbmkaschber" sorgten für das leibliche Wohl. Für das geistige waren Diakonin Simone Kunert-Kamusin, der evangelische Pfarrer Martin Bauer und der katholische Priester Markus Grzibek zuständig. Freude über das gelungene Bauprojekt äußerte Bürgermeisterin Simone Seufert. Der Weg dahin sei allerdings steinig gewesen: Zunächst fehlende finanzielle Mittel, dann Corona, fehlende Handwerker und nicht zuletzt unvorhergesehene Schäden.
Das Beste daraus machen
Nur mit dem Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) als Partner sei es gelungen. 80 Prozent Förderung auf die ursprünglichen Kosten habe dieses bewilligt, genau 509.000 Euro. Diese staatlichen Mittel aus der sogenannten "Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz" habe der Bund nun gekürzt, bedauerte Seufert, die auch Sprecherin der Gemeindeallianz ILE Oberes Werntal ist. Sie appellierte an die Verantwortlichen, diese wichtigen Gelder für den ländlichen Raum weiter bereit zu stellen. "Wir brauchen sie, um unsere Dörfer zu stärken."

Man müsse miteinander das Beste aus dem machen, was zur Verfügung stehe, war die Antwort von ALE-Abteilungsleiter Manfred Stadler. Auch wenn die Mittel weniger würden, könne Dorferneuerung gelingen: Wenn die Menschen zusammenstünden. Das werde auch ein neues Auswahl- und Qualitätskriterium für die Bewilligung von Geldern werden.
Der Steuersäckel werde dünner, wusste auch Landrat Florian Töpper. Allerdings könne dies nicht zu Lasten des ländlichen Raumes gehen. Eine Förderung der Innenentwicklung gebe es im Oberen Werntal und im ganzen Landkreis Schweinfurt, auch für Privatpersonen: durch Beratung, Anerkennung und finanzielle Unterstützung. Alles brauche gute Vorbilder. Und da sei Euerbach dank eines "großartigen Miteinanders" dabei.

Historischer Tragebalken
Auf über zehn Jahre Planung und Arbeit am Dorfgemeinschaftshaus blickte Architekt Joachim Schmitz zurück. Er hatte in Gemeinschaft mit Peter Kopperger das Projekt geleitet. Unter Altbürgermeister Arthur Arnold waren 2012 erste Untersuchungen des Alten Rathauses begonnen, dann das marode Nachbarhaus in den Blick genommen worden. 2015 wurde dieses abgerissen. Alle Planungen aber waren nicht finanzierbar.
2018 gab es vom ALE neue Förderrichtlinien, Baugenehmigung war im Januar 2020. Ab März 2022 kam die Phase "Unvorhergesehenes" mit beschädigten Deckenbalken, die unter anderem auf eine frühere Schmiede im alten Ratsgebäude hinwiesen. Auch das einst nicht fachgerecht sanierte Sichtfachwerk bedeutete Mehrkosten.

Jetzt ist die historische Tragkonstruktion im Innern des Altgebäudes, mit dicken Eichenbalken aus der Bauzeit 1537, wieder sichtbar gemacht. Der Anbau daneben entspricht wieder der ursprünglichen Dorfansicht. Mit den 808.000 Euro Gesamtkosten sind nicht nur die Mehrkosten abgedeckt, so Schmitz, sondern auch zusätzliche Kosten wie eine PV-Anlage auf der Dorfscheune.
Das Dorfgemeinschaftshaus mit der Bücherei werde mit Leben erfüllt, versprach die Leiterin Erika Krüger. Sie lud die Bevölkerung ein, das Angebot rege wahrzunehmen.
