Vor Jahren ist Pfarrer Roland Breitenbach den Weg Jesu nachgegangen, von der Quelle des Jordan bis zum Toten Meer gelaufen, rund 300 Kilometer. Damals kam ihm schon die Idee: „Du könntest doch ein Jesusbuch schreiben.“
Nach der Genesung von seinem schweren Fahrradunfall griff er diesen Gedanken wieder auf. Er recherchierte und stellte fest, es gibt zwar genug Jesusbücher aber „alles wissenschaftlicher Kram, das liest doch kein Mensch.“
Also schlüpfte Breitenbach in die Rolle Jesu, versetzte sich in sein Denken und Fühlen hinein und erzählte seine Biografie von der Geburt bis zu seinem 20. Lebensjahr. Dabei ist es dem streitbaren Priester wichtig, „mit Erfindungen, Verleumdungen und Vorurteilen aufzuräumen“.
Es beginne schon mit der Kindermordgeschichte, die so einfach falsch sei, denn der König Herodes, dem der Kindermord zugeschrieben wird, habe zu dieser Zeit schon nicht mehr gelebt. In Breitenbachs „Autobiographie“ bekommt Jesus auch die Geschwister, die er historisch gesehen, vermutlich hatte, vier Brüder und zwei Schwestern.
Die Wundererzählungen des Neuen Testaments entzaubert der Autor. „Ich habe lange überlegt, wie ich beispielsweise mit der Hochzeit von Kanaan umgehe, in der Jesus angeblich Wasser in Wein verwandelt hat“, erzählt Breitenbach. Auf seiner Wanderung von Nazareth nach Kanaan entdeckte er dann gegenüber der Festhalle einen Weinhändler.
In Kanaan 20 Flaschen Wein gekauft
Und schon war die Geschichte in seinem Buch ganz klar: Als Maria Jesus sagte, sie hätten keinen Wein mehr ist er zum Weinhändler gegangen und hat ein neues Fass bringen lassen. Und Breitenbach kaufte vor lauter Freude dort gleich 20 Flaschen Rotwein.
Die wunderbare Brotvermehrung bei der Bergpredigt sei da schon einfacher gewesen, erklärt Breitenbach. Denn bis heute gelte: „Wenn jeder teilt, was er hat, dann werden alle satt.“
Ein bisschen komplizierten war dagegen die Auferweckung des Lazarus, meint Breitenbach. Aber auch das hat er gemeistert, das aber wird noch nicht verraten.
Die Autobiografie Jesu verschmilzt an manchen Stellen wohl auch mit der des Autors, beispielsweise, wenn sich Jesus darüber ärgert, dass Frauen in der Synagoge nicht willkommen sind. Unter seinen ersten Nachfolgern, die er am See Genezareth trifft, sind von Anfang an auch Frauen. Breitenbach räumt in seinem neuesten Werk mit so manchen liebgewonnenen Vorstellungen auf, kein Wunder, dass das Bibelwerk kein Interesse an der Veröffentlichung hatte.
Pfingstsonntag Erscheinungstag
Jetzt wird es wie zirka 50 Bücher vorher wieder von „seinem“ Verleger Reimund Maier herausgegeben. Zum Geburtstagsfest der Gemeinde, am Pfingstsonntag erscheint das Werk. Dabei ist es Breitenbach wichtig, dass es kein Buch wird, sondern eine Broschüre, höchstens eine Paperbackausgabe, denn das entspreche dem Leben Jesu mehr. Er lebte einfach nicht wie seine Kirche in Prunk und Protz.
Und da ist er wieder, der kirchenkritische, streitbare Pfarrer, der auch nach schwerer Krankheit und mit über 80 Jahren noch so seine Schwierigkeiten mit den Fehlentwicklungen in seiner Kirche hat. Seine Autobiographie Jesu ist kein theologisches Werk und auch kein Roman, sie lädt vielmehr ein, sich auf die Person Jesu einzulassen, ihr nachzuspüren und zum Kern seiner Botschaft vorzudringen.
Roland Breitenbach
Ich und der Vater sind eins
Jeus: eine Autobiographie
Reimund Mayer Verlag Schweinfurt
ISBN 978-3926300-70-6