Sie stand im Mittelpunkt der Bürgerversammlung: Die zentrale „Mainbogen-Praxis“, die gerade am Eingang zum Baugebiet Rempertshag entsteht und im Oktober 2016 ihre Pforten öffnen soll. Es geht darum, die hausärztliche Versorgung auf dem Land langfristig und flexibel sicherzustellen: „Auch bei uns ist die Situation besorgnisserregend und zwingt zum Handeln“, meinte Bürgermeister Emil Heinemann, vor rund 130 Besuchern in der Frankenhalle.
Die Gochsheimer Mediziner Christian und Steffen van Gelder waren als künftige Leiter anwesend. Sie beantworteten die drängendsten Fragen aus dem Publikum: Es werde auf jeden Fall einen Arzt für Hausbesuche geben, hieß es, ebenso soll die bisherige Van-Gelder-Praxis in Gochsheim als Zweigstelle erhalten bleiben.
Unter der Leinwand des Overhead-Projektors hatten einige der Ärzte Platz genommen, die den Kern der künftigen Gemeinschaftspraxis bilden werden: Darunter Michael Donhauser und Gerhard Rauscher (Sennfeld) sowie Charlotte Krämer (Gochsheim). Im Saal dabei: Veit Gillich aus Untereuerheim. Zumindest Interesse angemeldet haben Lothar Schmid (Gochsheim) sowie Albrecht Heitsch (Sennfeld) und einige weitere Ärzte der Region, die noch nicht namentlich genannt werden wollen.
Die Teilnahme ist aber noch offen. Dazu stoßen werden laut Auskunft gegenüber dieser Zeitung auch mehrere Jungärzte: Joana Giglor, Philipp Maas, Philipp van Gelder und eine weitere Kollegin aus dem Raum Bamberg/Bayreuth.
Nachwuchsmediziner Philipp van Gelder, als Sohn von Christian van Gelder, einer der „Jungen“ im Team, stellte zunächst das Projekt vor. Die Ausgangslage: In den nächsten zwei Jahren wird die Zahl der Hausärzte in der Umgebung von 17 auf vier zurückgehen. Vielleicht kommen noch zwei neue Allgemeinärzte dazu. Die Gemeinschaftspraxis soll diesen massiven Schwund auffangen, für Synergieeffekte sorgen und das (für Neueinsteiger oft abschreckende) „Einzelkämpferdasein“ eines Hausarztes erleichtern. Es gehe darum, anfallende Nebentätigkeiten zu vereinfachen, Bürokratie abzubauen und die finanzielle Belastung bei der Ausstattung zu verringern.
Insbesondere für Medizinerinnen soll die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert, bei Urlaub oder Krankheit für mehr zeitliche Flexibilität gesorgt werden – und letztlich auch Jungärzten ermöglicht werden, später auch noch einmal, ohne finanzielles Risiko, den Standort zu wechseln.
Zunächst habe man für den Neubau den nördlichen Rand vom Gochsheim im Auge gehabt, so van Gelder, zwischen „Beständig“ und Autobahn. Das sei aber noch nicht erschlossen gewesen. Von der Gemeinde sei dann ein Platz im Gewerbegebiet Atzmann 2 angeboten worden. Die Lage sei aber zu unruhig für eine Praxis gewesen. Dass das Verhältnis mit der Gemeinde Gochsheim, aufgrund des „Umschwenkens“ ins stadtnahe Sennfeld, nicht ganz unbelastet ist, daraus machen die Mediziner keinen Hehl.
Vater Christian van Gelder ging dann in die Details: „Wir wollen kein steriles Ärztezentrum.“ Die neue Praxis diene der nachhaltigen Sicherung der hausärztlichen Versorgung auf dem Land: „Dieses Projekt wird die nächsten 50 Jahre überdauern.“ Das Gebäude selbst umfasst 800 Quadratmeter Praxisfläche, mit zehn Sprechzimmern und acht Funktionsräumen: einschließlich kleinem OP- und Sterilraum, Möglichkeiten für EKGs und Ultraschall-Untersuchungen sowie eine Telefonzentrale.
Hier könnten Termine ausgemacht und Rezepte bestellt werden, eine Abholung sei aber auch in Gochsheim möglich: „Mit Gochsheim zusammen könnten wir zehn Ärzte haben.“ Draußen sollen noch 80 Parkplätze bereitstehen, nebst Apotheke von Matthias Krimmel, im Obergeschoss schließen sich Büro- und Technikräume an. Bei Bedarf könnte noch an der Rückseite angebaut werden.
Bei den Kosten ist von einem einstelligen Millionenbetrag die Rede, der von den Ärzten selbst getragen wird. Besonders stolz sind die Planer, dass die Finanzierung ebenso wie der Bau in Schweinfurter Hand liegen. Auch zum Thema Busverbindung gab es Nachfragen: Buslinien gibt es derzeit aus Schwebheim, Unterspiesheim und Röthlein, mit Haltestelle vor der Tür, ebenso aus Sennfeld selbst. Busse aus Gochsheim und Grettstadt halten in unmittelbarer Nähe. Zunächst soll die Schwebheimer Linie angepasst werden, mit Haltepunkt im Kreisel, statt an der Hauptstraße. Und: Bei der Integration Grettstadts in die Versorgung werde man noch eine „gute Lösung“ finden. Es gehe den Medizinern jedenfalls nicht ums Geld, sagte Christan van Gelder und fügte selbstironisch hinzu: „Wir haben genug.“ Das sorgte dann doch für Heiterkeit in der Halle.