Ein neuer Schädling macht sich in den Wäldern im Landkreis Schweinfurt breit: Nach dem Borkenkäfer, dem massenweise schon die Fichten zum Opfer fallen, macht sich nun der Zweipunkteichenprachtkäfer über die Wälder her. Der Schädling befällt mächtige Laubbäume, ganze Bestände sind bedroht.
Bislang galt die Eiche als besonders widerstandsfähig und auch in Zeiten des Klimawandels als Hoffnungsträgerin. Doch die Hitze und Dürre in den letzten Jahren hat die Eichen so geschwächt, dass sie anfällig für den Schädling geworden sind. In den befallenen Waldgebieten im Landkreis Schweinfurt werden jetzt mit gezielten Hiebmaßnahmen die noch gesunden Bäume geschützt.
Im Frühsommer dieses Jahres hatte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt laut einer Presseinformation bei intensiven Kontrollen das ungewöhnlich starke Auftreten des Zweipunkteichenprachtkäfers in Teilen des Landkreises Schweinfurt festgestellt. Betroffen seien in erster Linie Teile des westlichen Landkreises sowie der Steigerwaldanstieg im Süden. Geschwächte Eichen finden sich hier vor allem in Extremsituationen: an heißen Südrändern, auf tonigen Böden und bei alten, wenig vitalen Wurzelstöcken.
Ähnlich wie bei Fichtenborkenkäfern fressen sich die Larven des Zweipunkteichenprachtkäfers zwischen Rinde und Holz in der Bastschicht. Gesunden, vitalen Eichen könne er zwar nichts anhaben, sagt Stephan Thierfelder vom AELF. Geschwächte Eichen aber ohne ausreichende Abwehrkräfte könne er zum Absterben bringen.
Experten zu Rate gezogen
Beunruhigt durch diese Beobachtungen hatte das AELF Schweinfurt im Juni die Experten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) um Unterstützung gebeten. Mittels Probefällungen und Untersuchungen an stehenden Bäumen habe sich bestätigt, dass das Schadgeschehen örtlich einen sehr dynamischen Verlauf angenommen hat, heißt es. Eichenprachtkäfer (Zweipunkteichenprachtkäfer und andere) sowie der Eichensplintkäfer scheinen dabei eine tragende Rolle einzunehmen. Auch Natura 2000-Gebiete seien betroffen.
Um die Summe an Schadinsekten in den Eichenwäldern zu senken, empfiehlt die LWF in diesem Winter jene Bäume, die von Eichenpracht- oder Splintkäfer befallen sind, zu entnehmen. Das Holz und auch stärkere Kronenäste müssen bis zum nächsten Frühjahr aus dem Wald gebracht werden, damit sich die Insekten nicht fertig entwickeln und in die Wälder ausschwärmen können.
Befallene Eichen zu identifizieren, ist für Förster, Forstwirte und Waldbesitzer sehr arbeitsaufwändig. Denn die teilweise unscheinbaren Befallsmerkmale sind häufig nur unmittelbar am Einzelbaum und nicht aus größerer Entfernung zu erkennen. Zehntausende von Eichen seien im Herbst bereits kontrolliert worden, insbesondere in den Kommunalwäldern, heißt es in der Pressemitteilung des AELF. Da sich einige Merkmale fortschreitend zeigen, seien örtlich mehrere Kontrolldurchgänge notwendig.
Weitere Sammelberatungen für private Waldbesitzer
"Natürlich ist das für alle Beteiligten eine wirklich große Kraftanstrengung, durch rechtzeitiges, maßvolles und sorgfältiges Handeln in diesem Winter unsere Eichenwälder vor einer weiteren Ausbreitung des Eichenprachtkäfers zu schützen", sagt Bereichsleiter Stephan Thierfelder vom AELF Schweinfurt. "Aber es ist hoffentlich die Chance, das Eintreten örtlich stärkerer Schäden, wie in anderen Bundesländern bereits der Fall, jetzt vorsorgend zu verhindern."
Damit auch private Waldbesitzer ihre Eichenwälder fachkundig kontrollieren können, haben in den letzten Wochen mehrere Sammelberatungen des AELF gemeinsam mit der Forstbetriebsgemeinschaft Schweinfurt stattgefunden. Weitere sind für Jahresbeginn 2024 im Raum Oberschwarzach und Wasserlosen geplant.
Waldbesitzer können Beratungsmaterial zum Eichenprachtkäfer ab 8. Januar 2024 am AELF Schweinfurt anfordern: telefonisch unter (09721) 8087-203 und per Mail an poststelle@aelf-sw.bayern.de Betreff "Eichenprachtkäfer".
Gleichzeitig intensiviert die Bayerische Forstverwaltung die Forschung zum Eichenprachtkäfer. So hat die LWF befallene Probebäume im Gemeindewald Wasserlosen markiert. Sie werden wissenschaftlich untersucht, um offene Fragen zur Biologie dieses Käfers zu klären. Weiterhin analysiert die LWF mittels Monitoringflächen in hiesigen Gemeindewäldern seit Jahren fortlaufend den Gesundheitszustand der Eichenwälder im Landkreis Schweinfurt.