Seit Montag fließt es wieder, das Bier der Hausener Martinsbräu in die Krüge der eigenen Brauereigaststätte. Dort hat Brauer Uli Martin bis zum Beginn der Corona-Krise einen Großteil seines Bierumsatzes gemacht und das soll nun – unter erschwerten Bedingungen und mit größerem Personalaufwand – auch in der bevorstehenden Biergartensaison wieder so sein.
Wie viele Gastronomen haben auch die Martins mit einem Abholservice an Sonn- und Feiertagen und dem Ab-Haus-Verkauf ihres Bieres die Zeit des Lockdowns so gut es ging überbrückt. Gleichzeitig hat der Unternehmer Uli Martin azyklisch und mit großem Zukunftsoptimismus gehandelt: Zum 1. April wurden zwei neue Köche eingestellt, die zunächst freilich erstmal kaum zu tun hatten. Und unterzeichnet wurde auch ein Ausbildungsvertrag mit dem künftigen Brauerlehrling Tobias Bayer, der am 1. September seine Ausbildung aufnimmt.
"Unser gutes Personal ist das Wertvollste, was wir als kleine Unternehmer haben", unterstreicht Uli Martin. "Deshalb haben wir auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Krisenzeit behalten und neue Kräfte an uns gebunden." 15 Vollzeitbeschäftigte stehen in der Braugaststätte jetzt in Lohn und Brot, dazu drei Brauer und bald eben ein neuer Brauazubi.
Leergutmangel in der Krise
War das Geschäft mit "Schäuferla to go" und Flaschenbier in den vergangenen Wochen also ein Gutes? "Machen wir uns nichts vor: Es waren harte Wochen", betont Uli Martin. "Die Fixkosten für unsere Leute sind ja weiter gelaufen, während der Umsatz eingebrochen ist." Zugleich gab es eine große Solidarität der Gäste und Kunden, die schon mal über Bedarf Bier einkauften, um den heimischen Brauer zu unterstützen. "Das war ein gutes Gefühl und hat Mut gemacht", so Uli Martin.
Der höhere Flaschenbierabsatz hatte kuriose Folgen: Mitten in der Corona-Krise ging der Brauerei Martin das Leergut aus. "Ich musste aus Amberg auf die Schnelle einen Lastzug mit neuen Kästen und Halbliterflaschen kommen lassen, damit ich genug Bier abfüllen konnte", blickt Uli Martin zurück. Bei der Firma Birner, einem mittelständischen Getränkehersteller, hat man sich über den Auftrag aus Hausen gefreut; es war aber nicht der einzige, wie Uli Martin weiß: "Die sind dort zurzeit gut ausgelastet." Bis das neue Leergut da war, wurde das hauseigene "Spezialbier" zeitweise auf 0,33-Literflaschen abgefüllt, die beim Martinsbräu eigentlich für das ökozertifizierte Guthsbier reserviert sind. Auch das fand in der Krise übrigens guten Absatz, was den Kooperationspartner, das Schloss Gut Obbach, freuen dürfte.
Sehr persönliche Bewerbung
Auch die Wirtsfamilie Martin freut sich jetzt – darüber, dass sie im schönen Wirtsgarten hinter dem Brauereigasthof wieder Gäste empfangen darf und darüber, dass andere Gaststätten in der Umgebung jetzt auch wieder das Hausener Bier ausschenken dürfen. Und darauf, dass das neue Küchenteam endlich im (Fast-) Vollbetrieb sein Können beweisen kann.
Auch Tobias Bayer freut sich: auf den 1. September, wenn er seine Brauer- und Mälzerausbildung in Hausen antreten darf. Der Sohn der Theinheimer Privatbrauerei Bayer im tiefen Steigerwald hatte 2019 ein Praktikum bei Uli Martin absolviert und anschließend mit einer sehr persönlichen Bewerbung um einen Ausbildungsvertrag gebeten. "Das waren ehrliche und anständige Worte eines jungen Mannes, der unbedingt Brauer werden will. Das hat mir gefallen", so Uli Martin, "denn es hat mich auch ein bisschen an mich selbst erinnert."