Der Kreisausschuss des BLLV-Kreisverbandes (Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband) beschäftigte sich unter dem Motto "Herz. Kopf. Hand. - Bildung ist Zeit für Menschen" mit zentralen schul- und bildungspolitischen Themen.
"Mit diesem Motto greift der BLLV bewusst ein Zitat des Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi auf, um auf die Bedeutung ganzheitlicher Erziehung im 21. Jahrhundert hinzuweisen", erklärte Kreisvorsitzender Walter Schäffer. Gerade in Zeiten großer Veränderungen sei es notwendiger denn je, die Frage nach der Zukunft von Schule und Bildung zu stellen.
"Der BLLV sucht nach Antworten", so Schäffer. "Denn diese müssen wir finden, wenn junge Menschen zu verantwortungsbewusster, mündiger und selbständiger Teilhabe an der Gesellschaft von Morgen herangebildet werden sollen." Die an der Schule beteiligten Menschen benötigten ein gemeinsames Bildungsverständnis. Basis müsse eine moderne Pädagogik sein, die sich auf ein ganzheitliches Menschenbild besinne. Außerdem brauche es einen gesamtgesellschaftlichen Konsens über das künftige Verständnis von Bildung und Erziehung.
Lehrer stünden vor vielen neuen Herausforderungen, die sie an den Schulen bewältigen sollen: Digitalisierung, Globalisierung, religiöse und kulturelle Vielfalt, wirtschaftliche und soziale Ungleichheit, permanente Beschleunigung, Sicherung der Demokratie und weitere gesellschaftliche Veränderungen.
Unsere tägliche Arbeit werde gleichzeitig bestimmt durch zunehmende Heterogenität der Kinder und Jugendlichen, erklärte Schäffer. Dazu kämen unterschiedliche Erwartungen der Eltern, steigende Ansprüche der Wirtschaft, hoher Leistungs- und Auslesedruck sowie die Verrohung des gesellschaftlichen Klimas. Integration, Inklusion, individuelle Förderung und die Ganztagsschule seien weitere Herausforderungen. "Dabei sind wir zusätzlich mit Lehrermangel, hoher Arbeitsbelastung sowie ungleicher Bezahlung von Lehrerinnen und Lehrern konfrontiert", stellte der BLLV-Vorsitzende fest.
Schäffer sieht den pädagogischen Auftrag bedroht. Er sei überzeugt, dass die Schule von heute nicht auf die Gesellschaft von morgen vorbereite. In der Welt von morgen gehe es um mehr als den Erwerb von theoretischem Wissen. Unsere Kinder bräuchten Offenheit, Kreativität, Eigeninitiative, Selbsttätigkeit und die Fähigkeit, sich in einer immer komplexeren Welt zu orientieren.
Schülerinnen und Schüler würden in der Welt von morgen nur dann bestehen können, wenn sie neben kognitiven Kompetenzen auch emotionale Intelligenz, musisch-künstlerische Fähigkeiten sowie eine demokratische Werteorientierung erwerben.
Die ganzheitliche Bildung des Kindes und die Entwicklung all seiner Potenziale seien der Kern pädagogischen Denkens. Schule von heute aber werde immer noch dominiert vom fachlich-inhaltlichen Lernen. Sie verharre in einem traditionellen Lern- und Leistungsbegriff, in einer falschen Prüfungs- und damit verbundenen Selektionskultur.
"Wenn die Gesellschaft eine Schule will, die den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird, brauchen wir ein neues Lern- und Leistungsverständnis, eine flexible Lehrerbildung, die Überwindung der starren Fächerstruktur, eine grundlegend neue Ausrichtung der Lehrpläne und eine neue und effiziente Form der Bildungsfinanzierung", betonte Schäffer. Das könne aber nur gelingen, wenn die Lehrkräfte ermutigt und unterstützt werden, Schule nach diesen Ansprüchen zu gestalten.