Nachdem der Arbeitsförderungszentrum e.V. (afz) im Sommer letzten Jahres Insolvenz angemeldet hatte, stellte Insolvenzverwalter Robert Hartenberg alles auf den Prüfstand, betreffs Wirtschaftlichkeit. Ein Ergebnis lautete nach wenigen Wochen: Beim Betrieb der Stadthalle und des Jugendgästehauses im Auftrag der Stadt Schweinfurt legt der Verein drauf. Diese beiden Aufgaben mussten gekündigt werden.
Zuschlag für das Deutsche Jugendherbergswerk
Damit der Insolvenzverwalter dies nicht sozusagen von heute auf morgen tut und damit sowohl bereits erfolgte Buchungen im Jugendgästehaus an der Mainlände als auch die Faschingssitzungen der Schwarzen Elf in der Stadthalle gefährdet werden, vereinbarte die Stadt einen Deal mit Wartenberg: Das afz betreibt beide Immobilien noch bis Ende März – die Stadt Schweinfurt trägt das Defizit.
Letzte Woche nun befasste sich der Stadtrat im nichtöffentlichen Teil mit der Vergabe des Jugendgästehauses an einen neuen Betreiber. Er entschied sich mit großer Mehrheit für das Deutsche Jugendherbergswerk. Das teilt der städtische Liegenschaftsamtsleiter und Wirtschaftsförderer Hans Schnabel auf Anfrage dieser Redaktion mit. Interessiert hatten sich im alten Jahr auch Kolping und die Lebenshilfe gezeigt.
Ein bundesweites Vertriebssystem
Mit dem Deutschen Jugendherbergswerk jedenfalls hat Schnabels Favorit den Zuschlag erhalten. Der gemeinnützige Verein ist über seine 14 Landesverbände Träger von 506 Jugendherbergen in ganz Deutschland. Er verfügt über ein bundesweites Vertriebssystem, das – so der Wirtschaftsförderer Ende Februar letzten Jahres, „eine deutlich bessere Auslastung des Jugendgästehauses ermöglichen könnte“ als der afz e.V. Auch gebe es die Perspektive, dass vorhandenes Personal übernommen werde. Das waren für Schnabel Argumente, die das Jugendherbergswerk favorisierten. So hat das nun auch der Stadtrat gesehen.
Weil der künftige Betreiber aber ein gemeinnütziger Verein sei, der auch öffentliche Fördermittel erhalte, dürfe er neben der Verköstigung von Schülerklassen und Jugendgruppen keine größere Außengastronomie betreiben – etwa touristische Radlergruppen bewirten, Gebursttags- oder Firmenfeiern ausrichten oder ein Catering betreiben, so Schnabel. Das habe ein Stadtrat gefordert. Wie ein ganz normaler Gastronomiebetrieb dürfe das Jugendherbergswerk aber nicht auftreten.
Bis zu 40 Prozent Schulklassen und Jugendgruppen
Andererseits: Das war auch nicht der ursprüngliche Sinn des Jugendgästehauses, wie schon der Name sagt. Es sollte Schüler und Jugendliche beherbergen, doch deren Belegquote war, so lange es das afz für die Stadt über den Managementvertrag betrieben hat, nie sehr berauschend. Eine interne Auswertung habe mal ergeben, dass Schulklassen und Jugendgruppen gerade mal sieben Prozent der Gäste ausmachten. In den Häusern des Deutschen Jugendherbergswerkes liege diese Quote bei 30 bis 40 Prozent, sagt der Wirtschaftsförderer.
An diesem Dienstag seien Vertreter des neuen Vertragspartners in der Stadt und werden das Haus an der Mainlände in Augenschein nehmen. Nahezu alle Gästehaus-Mitarbeiter des afz könnten übernommen werden, so Schnabel. Auch dazu würden am Dienstag Gespräche stattfinden. Die Unterschrift unter den ab 1. April geltenden Pachtvertrag werden Stadt und Jugendherbergswerk noch in einem öffentlichen Akt setzen.
Außenbewirtschaftung in dieser einmaligen Lage direkt am Main wäre ein Grund nach Schweinfurt zu fahren. Das würde die Attraktivität der Stadt erhöhen und wäre ein Schritt in die Richtung Leerstände in der Innenstadt zu vermeiden bzw. zu verringern!
Schon beim Hotel Mercure auf der Maininsel hat man die Chance vertan, direkt am Main sitzen zu können und bei einem Gläschen Wein die Atmosphäre geniessen zu können. Will man jetzt eine der letzten Möglichkeiten verpassen? Das tut mir als Schweinfurter unendlich weh! Unser Fluss und unsere Stadt sollten zusammenwachsen!