Noch sind nicht alle Regale aufgebaut und alle Geräte vom alten Domizil im Ort hinaus zum neuen Gemeindebauhof Am Prünkel überführt. Aber schon jetzt beeindruckt die große Halle mit diversen Werkstätten, Fahrzeughalle und Waschstraße. Das Besondere daran: das Gebäude ist energetisch autark, und das Regenwasser wird gesammelt oder ins Biotop geleitet.
So ein Umzug, den die Mitarbeiter selbst erledigen, kostet Zeit. Schließlich haben aktuelle Aufgaben, etwa Sanierungen im Friedhof, Vorrang. Seit Mitte August wird sukzessive das Interieur des alten Bauhofs in der Friedhofstraße hinausgeräumt. Die offizielle Übergabe des 1500 Quadratmeter zählenden Gebäudes auf dem 1,6 Hektar großen neuen Bauhof-Grundstücks erfolgte im September, erklärt Bürgermeister Oliver Schulze.
Die Werkstätten für Schlosser, Schreiner, Maler, Maurer, Garten- und Landschaftsbauer oder Elektriker, die sich an den beiden Seiten der 76 Meter langen und 20 Meter breiten Halle befinden, sind teilweise eingerichtet. Zwischen den einzelnen Werkstätten liegen zugehörige Lagerräume für diverses Material.
Im Kopfbereich des Gebäudes sind neben den Büros moderne Sozial- und Schulungsräume sowie Sanitärräume für die aktuell 14 Mitarbeiter untergebracht. Gedacht ist auch an künftige Mitarbeiterinnen, unterstreicht Schulze.
Gebäude umfahrbar
Rolltore in allen Abschnitten der Halle führen an beiden Seiten ins Freie, das ganze Gebäude ist außerdem umfahrbar. "So können wir jederzeit mit den Fahrzeugen ein- und ausfahren, ohne andere Fahrzeuge umsetzen zu müssen", verweist Bauhofleiter Helmuth Göpfert auf einen Vorteil. Gerade das war im beengten, 1969 gebauten alten Bauhof der Fall. Der war damals auch nur für vier Mitarbeiter und viel weniger Aufgaben ausgelegt.
Zudem gab es dort nur eine einzige Werkstatt für alle Einsatzbereiche. "Da musste man immer alles wegräumen, damit der andere arbeiten konnte." Viel Zeit werde jetzt gespart, und die Abläufe für die Arbeiten seien wesentlich effizienter, lobt Göpfert. "Ein Riesenfortschritt vom Prozess her gesehen."
Auffällig ist die angenehme Temperierung im ganzen Gebäude, auch in der hohen, 400 Quadratmeter großen Fahrzeughalle und in der Waschstraße. Diese sollte ursprünglich außerhalb des Gebäudes im Freien liegen. Weil aber auch im Winter die Fahrzeuge mit – gesammeltem – Regenwasser gereinigt werden müssen, wurde die Waschhalle in das Gebäude integriert.
Kosten überschritten
Unter anderem deshalb wurden die 3,15 Millionen Euro Kosten um 120 000 Euro überschritten, informiert Schulze. Außerdem erhielt das Hallendach zum Hof hin einen Überstand.
Die gegenüberliegende Seite des weiträumigen Hofs wird begrenzt von 16 Schüttboxen, in denen Material jeder Art, von Steinen bis Holz, lagert. "Man kann jetzt größere Gebinde einkaufen und nicht verwendetes Restmaterial gut aufheben", erklärt der Bauhofleiter. Platz ist im hinteren Teil des Geländes außerdem für Lagerung von Mutterboden. Ein umzäunter Bereich ist zudem als Lagerfläche für Fremdfirmen gedacht, die in der Gemeinde arbeiten.
Sechs der Materialschütten sowie etliche Parkplätze am Hofeingang sind überdacht und tragen Photovoltaikmodule. Auch das große Hallendach ist mit einer PV-Anlage bestückt, insgesamt circa 400 kW. Hier wird tagsüber der Strom generiert und in Kopplung mit einer Wärmepumpe als Fußbodenheizung in die Halle geleitet. Nachts dient die Bodenplatte als Speicher. Über eine Betonkernaktivierung ist jeder einzelne Hallenabschnitt heizungstechnisch anfahrbar, erklärt Schulze.
Die PV-Anlage erzeugt 270 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr, hatte der Generalunternehmer Peter Ebner von der Mäx GmbH (Sennfeld) beim Richtfest im Februar 2020 erklärt. Was nicht selbst verbraucht wird, etwa für die Elektrofahrzeuge oder –geräte, wird eingespeist in das öffentliche Netz. "Der Bauhof ist nahezu autark", so Schulze.
Digitales Gebäudeleitsystem
Ein digitales Gebäudeleitsystem ermöglicht via Tablet die Überwachung von Heizung und Temperatur, von Lichtern oder Toren.
Als ökologische Komponente des Neubaus wird das Regenwasser von Dach- und Hoffläche zum einen in Zisternen zum Reinigen der Fahrzeuge sowie zum Beregnen der Sennfelder Grünanlage gesichert. Der Rest wird über ein Grabensystem in ein Biotop geleitet, in dem es versickern kann.
Wenn der Umzug beendet ist, wird der alte Bauhof umgebaut als Übergangsquartier für den evangelischen Kindergarten. Dessen Gebäude aus den 1960er Jahren wird abgerissen und vom Evangelischen Gemeindeverein an gleicher Stelle in der Raiffeisenstraße neu gebaut.
Die Sanierung des alten Bauhofs sei eine gute Investition, meint Schulze. Das Haus könne danach eine neue Verwendung finden, als Jugend- oder Kulturhaus oder für junges Gewerbe.