Vom Schweinfurter Nachsommer gibt es eine direkte Linie ins „Winter Wonderland“ von Alaska. Inklusive einer Hundeschlittenfahrt und Schneemannbauen. Unglaublich? Aber wahr! Das Kölner Schattentanztheater Mobilés lud zum Abschluss des Schweinfurter Kultur-Festivals in die ausverkaufte SKF-Halle 411 zu einer Weltreise ein, an der viele Familien mit Kindern teilnahmen.
„Moving Shadows“ heißt das athletisch-poetische Programm, das nicht nur zum Träumen einlädt, sondern zum genauen Hingucken und Hinhören.
Unglaublich, wie die fünf Frauen und drei Männer sich hinter der riesengroßen Leinwand zusammenknäueln, verbiegen, aufeinanderschichten und immer neue Welten entstehen lassen. Sie spielen Tischtennis in China, mimen Ahornbäume sägende Holzfäller in Kanada, reiten Kamele in der Wüste, streicheln Kängurus in Sydney, lassen die Queen durch London kutschieren, können in Berlin mit dem Flugzeug nicht landen und beenden vorerst ihre Weltreise in der Stadt der Liebe: in Paris.
Die abgestimmte Hintergrundmusik der anvisierten Weltreiseorte erleichtert dem Publikum die Orientierung. Ob mit „The Lion Sleeps Tonight“ für die afrikanische Steppe mit imposanten Elefanten und Wüstenbäumen mit krausen Haar-Wuschel-Kronen. Oder Tschaikowskys Ballettmusik für einen Besuch in Moskaus Bolschoi-Theater.
Perfekte Illusionen lässt die Lichttechnik entstehen, die mit Zauberhand die schwarzen, scherenschnittartigen Gestalten verkleinert oder heranzoomt.
Dafür gab es Oh- und Ah-Rufe aus dem Publikum und nach anfänglichem Zögern immer mehr Szenenapplaus vom gefangen genommenen Publikum.
Zurück nach Paris: Hier beginnen die Mobilés eine Liebesgeschichte, lassen eine kleine Familie entstehen und begleiten sie durchs Leben. Und die Zuschauer reisen mit auf den Urlaubsfahrten ans Meer. Erleben, wie das anstrengende Baby zum Joint rauchenden Jugendlichen mutiert, der zum Schluss die Weltreise fortsetzen wird und den großen Kreis der Geschichtenerzählung schließt. Charmant, wie in den Plot Märchen eingewoben werden von „Gullivers Reisen“, „Struwwelpeter“ bis „Rapunzel“.
Toll, wie die acht Akteure einen Kinobesuch darstellen mit Filmausschnitten aus „Der weiße Hai“, „Casablanca“ oder „Krieg der Sterne“ – alles natürlich in Schattentanz-Manier.
Staunende Gesichter und bei vielen Kindern, deren Eltern vorausschauenderweise Sitzerhöhungen mitbrachten, strahlende Augen.
Auch bei den Verantwortlichen des Schweinfurter Nachsommers übrigens, die sich schon jetzt auf die Fortsetzung des Erfolgsformats im nächsten Jahr freuen.