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Schweinfurt
Neue Therapien für die schmerzende Schulter
Der große Bewegungsumfang der Schulter und Arme wird ermöglicht, weil die Schulter hauptsächlich durch spezielle Band- und Muskelstrukturen stabilisiert wird.
Foto: Getty Images | Der große Bewegungsumfang der Schulter und Arme wird ermöglicht, weil die Schulter hauptsächlich durch spezielle Band- und Muskelstrukturen stabilisiert wird.
Manfred Herker
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:16 Uhr

Die Arzt-Patienten Online-Seminare des Leopoldina-Krankenhauses erfreuen sich einer ständig wachsenden Teilnehmerzahl. Diesmal sprach Chefarzt Dr. Matthias Blanke zum Thema "Neue Therapiekonzepte zur Behandlung der Schulter".  

Der Leiter der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungs-Chirurgie des Leopoldina-Krankenhauses und der Geomed-Klinik Gerolzhofen erläuterte zunächst an einem Skelettmodell Aufbau und Funktion der Schulter. Das Schultergelenk ist das Gelenk mit der größten Beweglichkeit von fast 360 Grad,  mit einer relativ kleinen Schulterpfanne und einem relativ großen Oberarmkopf.

Der große Bewegungsumfang der Schulter und Arme wird ermöglicht, weil die Schulter hauptsächlich durch spezielle Band- und Muskelstrukturen stabilisiert wird – nicht, wie etwa beim Hüftgelenk, durch knöcherne Strukturen. Doch der Aufbau der Schulter und die hohe Beweglichkeit haben ihren Preis: Eine besondere Anfälligkeit für Verletzungen und Verschleiß.

Blanke betont, dass bei Schulterschmerzen eine differenzierte körperliche Untersuchung durch einen versierten Schulterspezialisten mit ausführlicher Anamnese durch nichts zu ersetzen sei. "Wir behandeln das Individuum – nicht das Röntgenbild". Gleichwohl seien zur weiteren Diagnostik Ultraschall, Röntgen und manchmal eine Kernspintomografie notwendig.

Konservative Behandlung

Generell bestehen an konservativen Therapieoptionen: Krankengymnastik, Wärme- oder Kälteanwendungen, Infiltrationstherapie (Cortison). Die Stoßwellentherapie wird vor allem eingesetzt bei Kalkschulter, Sehnenreizung und muskulärer Verspannung des Schultergürtels. Aus dem Spitzensport kommt die so genannte Wachstumsfaktoren-Doppelspritze, die in der Leo-Orthopädie laut Blanke seit zehn Jahren mit Erfolg eingesetzt wird. Hier wird aus Eigenblut Blutplasma durch Auftrennung der Blutbestandteile gewonnen und zur Linderung und Heilung injiziert. Operativ bieten sich arthroskopische (minimalinvasive) und offene Verfahren an.

Der Chefarzt spricht über die häufigsten durch Verletzungen verursachten Krankheitsbilder. Bei der Schulterluxation, dem Auskugeln des Schultergelenks, kommt es immer zu Verletzungen und Instabilität. Durch einen minimalinvasiven Eingriff kann eine Stabilisation zu fast 100 Prozent erreicht werden. Wenn der Patient direkt auf das Schultergelenk stürzt, kommt es zu einer Verletzung der Bänder mit Fehlstellung im Schultereckgelenk (minimalinvasive Therapie). Häufig, vor allem bei älteren Menschen, sind Brüche im Bereich des Oberarmkopfes. Um das Gelenk schnell und dauerhaft funktionsfähig zu machen, wird das Ganze mit einer Titanplatte rekonstruiert.

Beschwerden durch Verschleiß

Nun zu den durch  Verschleiß erworbenen Krankheitsbildern. Das Impingement-Schulter-Syndrom (Engpass) ist eine schmerzhafte Komprimierung von Muskeln, Sehnen oder Nerven im Bereich des Schultergelenks, im Raum zwischen Schulterdach (Akromion) und Oberarmkopf. Die Sehnen der das Schultergelenk umgebenden Rotatorenmanschetten-Muskulatur können durch die Verengung nicht mehr frei im Gelenkspalt gleiten.

Ursachen dieser Verengung können sein: Akromion-Sporn mit knöcherner Enge, Reizung des Schleimbeutels, Gelenkarthrose, Riss der Rotatorenmanschette, Kalkschulter. Therapieoptionen: Spritzen mit Cortison oder Wachstumsfaktoren, Stoßwellenbehandlung und schonende minimalinvasive Therapie. Bei der langen Bizepssehne, die durch das Schultergelenk läuft, kann es durch Verengung, Reizung oder Teilriss zu Veränderungen kommen. Auch hier ermöglicht ein minimalinvasiver Eingriff die Beschwerdefreiheit des Patienten gleich nach der Operation.

Riss der Rotatorenmanschette

Ein kleiner Riss der Rotatorenmanschette verursacht Schmerzen, ein größerer dagegen führt zu Kraftverlust und Bewegungseinschränkung der Schulter. Neben den erwähnten diagnostischen Methoden ist hier laut Blank eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) das sicherste und informativste Verfahren. Bei der Therapie ist die Größe, vor allem aber die bisherige Dauer der Verletzung zu berücksichtigen, hiervon hängt der Erfolg einer Rekonstruktion der Manschette ab.

Arthrose nennt man den "Gelenkverschleiß, der das altersübliche Maß übersteigt". Auch das Schultergelenk kann betroffen sein mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Mit konservativen Verfahren kann man versuchen, diese Beschwerden in den Griff zu bekommen (Medikamente, Wärme, Kälte, Krankengymnastik und Arthrose-Doppelspritze). Ab einem gewissen Grad bleibt nur noch entweder die so genannte "Gelenktoilette", nämlich das Gelenk arthroskopisch "durchzuputzen". Oder aber das künstliche Gelenk, von einem teilweisen Gelenkflächenersatz bis zur totalen Endoprothese.

 
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