
Die Gebäude an der Stresemannstraße zwischen Hauptbahnhofstraße und dem Stadtteil Bergl hat die Post einst zur Paket-Auslieferung genutzt. Außerdem befand sich dort der Fuhrpark mit Werkstätten.
Seit Jahren gammelt das Areal aber vor sich hin. Im Herbst machten Nachbarn auf die „Zustände“ aufmerksam. Auch bei der Bürgerversammlung im Rathaus im Oktober gab es einen Hinweis, einen nächsten kürzlich in der Redaktion.
Die Bürger, die sich gemeldet haben, haben recht: Es ist ein „Zustand“. Hier eingeworfene Fensterscheiben, entlang der Stresemannstraße liegt Putz, Unrat und Dreck auf dem Gehweg. Ein insgesamt trauriges Bild. Derzeit dient es der Firma FAG/Schaeffler als angemieteter Parkplatz für Mitarbeiter.
Die Pläne für ein Einkaufszentrum ließen sich nicht realisieren
Zuletzt 2007 war das frühere Post-Gelände Thema im Stadtrat. Die Domos GmbH (Bayreuth), ein Projektentwickler, dessen Engagement laut Homepage unter anderem der Optimierung der Innenstadt gilt, hatte die ehemalige Paketpost mit Werkstatthallen gerade erworben.
Die Firma für schlüsselfertiges Bauen präsentierte schnell einen Bauantrag: ein neues Einkaufszentrum anstelle der einstigen Fahrzeughallen, die durch zweigeschossige Neubauten ersetzt werden sollen.
Angekündigt war ein Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern. Hinzukommen sollten zwei Fachmärkte, Branche offen, mit weiteren Verkaufsflächen von weiteren mindestens 1100 Quadratmetern.
Klang gut und überzeugte die Stadträte. Sie stimmten jedenfalls der nötigen Änderung des Bebauungsplanes zu. Ausgewiesen war das Gelände zuvor als „Kerngebiet Post-Kfz-Hallen“. Im Ausschuss wurde damals freilich auch auf einen Lärmschutz für die Wohnhäuser in der Nachbarschaft gepocht.
Die geplanten Neubauten sollten auf dem immerhin rund 20 000 Quadratmeter großen Areal genauso im Karree gebaut werden – mit einer mittigen Zufahrt in den Innenhof für die Parkplätze. Lebensmittel- und Fachmärkte sollten im Erdgeschoss sein, in den Obergeschossen wäre auf 2000 Quadratmetern Platz für Büroflächen gewesen. Wäre, weil die Pläne – wie zu sehen ist – stecken blieben.
Domos-Geschäftsführer und Inhaber Harry Krause bestätigte am Telefon das damalige Vorhaben, dessen Scheitern er bedauerte. Er wies aber auf aktuelle Planungen in Richtung sozialen Wohnungsbau hin. Vorstellbar sei auch, Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. In Baden Württemberg sei seine Firmengruppe hier bereits aktiv.
Vorgeseen ist auf dem 20000-Quadratmeter-Areal jetzt sozialer Wohnungsbau
Entsprechende Bauanträge wolle man zeitnah im Schweinfurter Rathaus einreichen. Abhängig machte Krause das vom Gesetzgeber bezüglich Sonderabschreibung, die sein Unternehmen natürlich nutzen möchte. Einen Termin in schon zwei Monaten nannte er aber als durchaus realistisch.
Der Mietvertrag mit Schaeffler stünde der neuen Idee nicht im Weg. Über die aktuellen „Zustände“ informiert, sagte Krause zu, einen Mitarbeiter zu entsenden. „Ich gelobe Besserung“.
Ein denkbares Hindernis könnte freilich das Baujahr sowohl der Posthallen wie des Fernmeldedienstgebäudes (Stresemannstraße 12) nebenan sein. Es befindet sich weiterhin im Besitz der Telekom, ist vom anderen Areal mit einem Zaun abgetrennt.
Im Architekturführer der Stadt findet sich im Kapitel „Entwicklung der Industriestadt 1900 bis 1950“ nämlich eine Passage zum ehemaligen Fernmeldeamt und dem Betriebshof der Post in der Stresemannstraße.
Alle Gebäude entlang der Strsemannstraße entstammen der Epoche "Neue Sachlichkeit"
Wenn die Gebäude auch vernachlässigt und beschädigt seien, heißt es darin sehr wahr, seien viele Details noch authentisch. Die von den Baumeistern und Architekten Anton Lehr und Heinrich Götzger 1928 bis 1930 errichteten Bauten seien „repräsentative Beispiele der so genannten Bayerischen Postbauschule“ (unter Professor Robert Vorhoelzer als Vertreter der klassischen Moderne).
Alle Bauwerke, also auch das derzeit ebenfalls ungenutzte Fernmeldegebäude, gehörten der Epoche der Neuen Sachlichkeit an. Eine nähere Untersuchung und Prüfung hinsichtlich ihrer Denkmaleigenschaften sei deshalb lohnenswert. Ein anderes bedeutendes und viel diskutiertes Beispiel in Schweinfurt ist das längst abgerissene Alte Krankenhaus, 1929/30 gebaut von Heinrich Zierl.