Viele Menschen möchten in der letzten Phase ihres Lebens in vertrauter Umgebung bleiben. In den meisten Fällen ist das ihr eigenes Zuhause. In dem Umfeld also, in dem sie Jahre und Jahrzehnte gelebt haben und in dem eventuell auch Angehörige für sie da sind. Das Problem ist jedoch, dass Ärzte wie ambulante Pflegedienste oftmals nicht rund um die Uhr für die Betroffenen da sein können.
Hier möchte die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) ansetzen. Sie kann Hausärzten, Fachärzten und Pflegepersonal helfend zur Seite stehen, wenn sonst nur noch ein Klinikaufenthalt oder eine Einweisung in eine Palliativstation zur Wahl stehen.
In vielen Teilen Deutschlands gibt es diese Versorgung schon, in Schweinfurt und der Region jedoch nicht. Zum 2. Januar ändert sich das. Denn dann nimmt die von der Kongregation der Erlöserschwestern als Träger des Krankenhauses St. Josef Schweinfurt und dem Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt gemeinsam gegründete SAPV Gesellschaft Palliativo die Arbeit auf. Sie erbringt zunächst Leistungen für die Städte und Landkreise Schweinfurt und Bad Kissingen. „Wir wollen damit eine wichtige Versorgungslücke schließen“, sagt Geschäftsführer Veit-Maria Oertel.
Versorgung für 320 Menschen
SAPV ist eine relativ neue, erst seit 2007 bestehende Versorgungsform, die ergänzend zu Leistungen von Hausärzten, Fachärzten und ambulante Pflegediensten erbracht wird. „Wir ersetzen also auf keinen Fall die Arbeit von Ärzten und Pflegekräften, sondern unterstützen sie“, hebt Gregor Stacha hervor, der im Team die pflegerische Leitung übernimmt. Die Versorgungsform bezieht sich auf Menschen mit einer nicht heilbaren, fortschreitenden und weit fortgeschrittenen Erkrankung. Ziel ist es, ein Sterben in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen. Ersten Erfahrungen zu Folge kommt die SAPV für etwa zehn Prozent aller Sterbefälle in Betracht. In Stadt- und Landkreis Schweinfurt und Bad Kissingen seien das etwa 320 Menschen im Jahr. Die durchschnittliche Betreuungszeit betrage circa 35 Tage.
„Etwa 80 Prozent wünschen sich, zu Hause zu sterben. Doch die Realität liegt bei etwa 20 Prozent“, sagt Dr. Olaf Uhle, ärztlicher Leiter des SAPV-Teams. Die Leistungen des Teams werden immer verordnet, sei es von Klinik- oder Hausärzten. Palliativo wird dann aktiv, wenn die Krankenkasse den Antrag genehmigt hat. Meist erfolgt in dem Zeitraum bereits ein Erstgespräch. „Patienten können wir dabei Sicherheit und Gewissheit geben, da sie oftmals Sorge haben, wie es weitergeht“, schildert Gregor Stacha von der Pflegeleitung.
24-Stunden Verfügbarkeit
Leistungen sind unter anderem Beratung und Begleitung des Patienten und dessen Angehörigen, spezielle palliativmedizinische und palliativpflegerische Versorgung (Behandlung von Schmerzen und anderen Symptomen wie Atemnot, Übelkeit, Erbrechen), Hausbesuche und 24-Stunden Erreichbarkeit für versorgte Patienten.
Das Kollegium besteht aus Medizinern (Fachärzte mit Zusatzbezeichnung Palliativmedizin), Pflegefachkräften (Fachkräfte mit Zusatzbezeichnung Palliativmedizin) und gegebenenfalls weiteren Fachkräften. Die Teams kooperieren unter anderem mit Hospizvereinen, ambulanten Hospizdiensten, niedergelassenen Medizinern und stationären Versorgern und sind 24 Stunden an sieben Tagen der Woche erreichbar, so die Verantwortlichen.
Die neue Palliativversorgung startet zunächst mit 14 Mitarbeitern (fünf Ärzte, sechs Pflegekräfte und drei Verwaltungsmitarbeiter). Ab 1. Januar 2019 wird das Team zusätzlich Bad Neustadt und den Landkreis Rhön-Grabfeld mitversorgen. Das seien dann etwa 80 Patienten zusätzlich.
Die Einsatzzentrale des SAPV-Teams befindet sich im Gesundheitspark Schweinfurt. Weitere Informationen unter www.palliativo.de