
Das könnte zu einer Belebung der Altstadt führen: Nach Informationen dieser Redaktion wird die Stadt Gerolzhofen das ehemalige Gefängnisgebäude im Hof der Verwaltungsgemeinschaft an eine Privatperson verkaufen. Bürgermeister Thorsten Wozniak bestätigte dies auf Anfrage.
Es handelt sich um den gelb angestrichenen, dreigeschossigen Flachwalmdachbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Haus, das unter Denkmalschutz steht, war zuletzt als Unterkunft für die Kleiderausgabe und die Betreuung von Asylbewerbern und für den so genannten „Allerweltstreff“ genutzt worden. Davor waren hier im Obergeschoss private Wohnräume und unten mehrere Diensträume für Sprechstunden von Behörden und Organisationen untergebracht gewesen.
Manche werden sich noch erinnern können, dass einst mit Dr. Max Madlener auch ein Mediziner hier seine Praxis hatte. Nach Informationen der Redaktion könnte das Haus bald wieder in diese Richtung genutzt werden. Bürgermeister Wozniak will hier allerdings verständlicherweise keine Details bekannt geben, weil wichtige Unterschriften unter diversen Verträgen noch fehlen. Diese Zeitung verzichtet deshalb zunächst noch auf die Veröffentlichung weiterer Details.
Verkauft an eine Frau
Nur so viel: Der Stadtrat habe beschlossen, das Gebäude an eine Frau zu verkaufen – und dies „nur im Zusammenhang mit einer der Altstadt dienlichen Nutzung“. Der Stadtrat erhoffe sich durch die neue Nutzung des Hauses, „zusätzliche Frequenz in die Altstadt zu bringen“. Das Haus werde „überwiegend nicht wohnlich genutzt“. Im bislang ausgearbeiteten Notarsvertrag gehören laut Wozniak neben dem eigentlichen Gebäude weitere Flächen zum Verkaufsobjekt: ein Streifen von rund zwei Metern an der Südseite des fast quadratischen Hauses, um dort eine ansprechende Eingangssituation mit Behindertenzugangsrampe zu schaffen; die zwei Parkplätze direkt an der Ostseite des Hauses und eine Teilfläche der Zufahrt zwischen dem ehemaligen Gefängnis und dem neu renovierten Echterhof von Michael Mößlein.
Positive Nachricht für die Stadt
Für die Stadt könnte sich der Verkauf als Glücksfall herausstellen, denn man schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Ursprünglich war ja angedacht gewesen, in dem Haus eine Art „Gründerzentrum“ für kleine Start-Up-Firmen einzurichten. Mit entsprechenden Ideen war Thorsten Wozniak einst in seinen Bürgermeisterwahlkampf gegangen. Für die Sanierung und Umnutzung des Hauses hatte der Stadtrat bereits eine sechsstellige Summe in den Haushalt eingestellt. Dieses Geld kann man sich nun sparen, im Gegenteil, man bekommt sogar noch den Verkaufserlös. Auf der anderen Seite sei es „gut und beispielgebend“, so Wozniak, dass es gelungen sei, der Altstadt einen belebenden Faktor hinzufügen.
Die Idee eines „Gründerhauses“, wie es Thorsten Wozniak jetzt bezeichnet, ist durch den Verkauf des Gebäudes aber nicht beerdigt. Der Bürgermeister hat nun das Betty-Stumpf-Haus im Visier (siehe weiteren Bericht auf dieser Seite).
Als Folge des anstehenden Verkaufs muss der Allerweltstreff sein Domizil im ehemaligen Gefängnis wieder verlassen. Die Stadt hatte dem Aktionskreis die Wohnung im VG-Nebengebäude „bis auf Weiteres“ überlassen. Man sei damals ausdrücklich darauf hingewiesen worden, dass die Stadt auf der Suche nach anderweitiger Nutzung für das Haus sei, stellt Anne Bauerfeld in einer Rundmail des Asyl-Helferkreises klar. „Nachdem diese Suche aber bereits rund 20 Jahre lief, waren wir für uns guter Hoffnung. Leider, leider für uns kam es nun anders.“
Zurück in die Minnesängerstube
Man bedanke sich dennoch herzlich bei der Stadt für die Bereitstellung und Überlassung der Räume in den vergangenen Monaten, erst als Asylcafé, dann als Allerweltstreff. „Man war uns stets wohlgesonnen, arbeitete freundlich und offen mit uns und spielte auch wirklich mit offenen Karten. Wenn Probleme auftauchten, konnten wir uns auf schnelle, reibungslose und unkomplizierte Lösung verlassen. Herzlichen Dank an die städtischen Angestellten und an Bürgermeister Wozniak für alles, was sie in dieser Zeit für uns getan haben“, schreibt Bauerfeld.
Der Allerweltstreff zieht nun wieder um, und zwar in ein anderes städtisches Gebäude: in die Minnesängerstube im Bürgerspital, wo er schon einmal untergebracht war. Die Öffnungszeiten bleiben wie gehabt. Erster Termin am neuen Treffpunkt ist am 16. Juni.
Wer dem Asylcafé und/oder dem Allerweltstreff Dinge zur Verfügung gestellt hat, die er wieder zurückhaben möchte, wird gebeten, diese möglichst noch innerhalb der Pfingstferien, spätestens jedoch vor dem 2. Juni, wieder abzuholen. Dies gelte auch für die Sportgeräte, die noch im Erdgeschoß im „Billardzimmer“ stehen. Den Schlüssel gibt es bei Anne Bauerfeld (K&K Software AG, Bürgermeister-Weigand-Straße 8).
Flohmarkt geplant
Da der Aktionskreis nun nicht alle Dinge mit in die Minnesängerstube nehmen kann, plant man einen kleinen Flohmarkt, der Donnerstag, 2. Juni, von 16.30 bis 19 Uhr noch im VG-Nebengebäude stattfinden wird. Was vor dem 2. Juni nicht abgeholt wurde, wandert zum Flohmarkt. Am Samstag, 4. Juni, wird geräumt.