Der Klimawandel sorgte für eine hitzige, mehr als zwei Stunden dauernde Debatte, im Gemeinderat. Anlass war ein (an sich vielgelobter) Vortrag von Simon Achhammer in der jüngsten Ratssitzung: Der Energie- und Umwelttechniker des IfE, dem "Institut für Energietechnik" der Technischen Hochschule Amberg, stellte den Sachstand beim Zukunftsprojekt "Energiescheune" vor.
Das kleine Kraftwerk hinter Fachwerk soll die künftige "Neue Mitte" mit Strom und Wärme versorgen: natürlich ökologisch und möglichst CO2-neutral. Über mehrere technische Varianten der Energiescheune wurden Wirtschaftlichkeits-Berechnungen erstellt.
Fest steht, dass es um die 100 000 Kilowattstunden Wärmebedarf jährlich gehen soll, die für die "Neue Mitte" (Bürgerzentrum, Bibliothek, Musikschule und Museum) anfallen. Schule, Mensa, Krippe und Gemeindezentrum hätten – auf der anderen Straßenseite – einen Bedarf von 720 000 Kilowattstunden.
Nur Bohrung bis 50 Meter Tiefe erlaubt
Zu Unwägbarkeiten wie die Schulsanierung kommen relativ beengte Verhältnisse, was die Hackschnitzel-Anlieferung einschränkt. "Geothermie wäre theoretisch möglich", sagte Achhammer. Allerdings erlaubt das Wasserwirtschaftsamt nur eine Bohrung bis 50 Meter Tiefe: "100 Meter wären interessant gewesen."
In die Tiefe ging auf jeden Fall der Vortrag. Einstimmig wurde die Planung einer "innovativen" Variante beschlossen. Eingebaut werden soll eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, kombiniert mit einer Pelletsheizung.
Das heikle Thema "PV-Anlage", zur Strom-Eigenversorgung der Scheune, wurde im Beschluss noch zurückgestellt. Letztlich soll es im Gebäude weniger um Wirtschaftlichkeit oder ökologischen Anspruch, sondern um Bürgerinformation und Image-Werbung für grüne Energie gehen. Berücksichtigt wird der jeweilige Niedrig- oder Hochtemperaturbedarf der Nachbargebäude.
Nachrüstung möglich
Es gehe um die "Signalwirkung für die Bürger", meinte Achhammer, eine etwaige Nachrüstung könne man sich offenhalten. Thomas Wohlfahrt (SPD) sprach sich für PV-Anlagen auf dem Dach aus, die brauche man dann nicht auf dem Acker. "Wir sollten alle Dächer nutzen", meinte Kathrin Tröster für die Grünen.
Für Achhammer stellte sich allerdings die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Die "Neue Mitte solle auch optisch anspruchsvoll sein, ergänzte Bürgermeisterin Bettina Bärmann. Das Problem Schattenwurf würde bei Anlagen auf den umliegenden Gebäuden für einen "Fleckenteppich" sorgen. Als Kompromiss wäre eine beidseitige Nutzung des Scheunendachs denkbar. Man dürfe den Preis nicht aus den Augen verliere, so Bärmann, die Förderung ergebe sich auch aus der Anlagen-Effizienz.
Bis 2030 wolle die Gemeinde, bis 2050 der Bund, komplett klimaneutral Energie erzeugen: An dieses Ziel erinnerte Bettina Häckner (Grüne). Fraktionskollegin Sabine Fedetto forderte ebenfalls eine umfassende Lösung. Man sollte zumindest schon die Vorarbeiten für PV-Anlagen leisten, fand Gabriele Reuß (CWVO). Für die Backstube käme Solarthermie in Frage. Das hänge davon ab, wie hoch der tägliche Warmwasser-Verbrauch sei, sagte Simon Achhamer.
Konzept "grüner Wasserstoff"
Thomas Pfister fragte nach neuen Konzepten, etwa eine Kombination mit Brennstoffzellen. Wasserstoff sei schon die Zukunft, hieß es von Planerseite. Nur: "Bis grüner Wasserstoff auf dem Vormarsch ist, werden zehn bis 15 Jahre vergehen."
Die Bürgermeisterin wollte "bodenständig" bleiben: "Wir bauen kein Forschungszentrum, sondern eine Energiescheune." Auch Architekt Stefan Schlicht hält Solarenergie vom Scheunendach für (zunächst) ausreichend. Der Materialaufwand sei bei Umwelttechnik selbst nicht unbedingt klimaneutral.
"Wir können in Niederwerrn nicht immer Probleme der Welt lösen", meinte Florian Negwer in Richtung der Grünen, Stichwort Akzeptanz in der Bevölkerung. In ein paar Jahren könne man zielgenau nachbessern.
Architekt
Der Strom dürfe rechtlich nur dort verwendet werden, wo er erzeugt wird, meinte Michael Haag auf den Vorschlag von Felix Wohlfahrt, die Schule anzubinden. Martin Pensel (CSU) hielt Pellets für die beste Variante in der "Neuen Mitte".
Der Schlagabtausch endet mit viel Lob vom Architekten. Die Gemeinde habe langen Atem bewiesen, und ein "unglaublich nachhaltiges Konzept" erstellt, sagte Schlicht: "Sie sind die Generation, die eine Ortsmitte für Niederwerrn schafft, die es in den letzten Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat."