zurück
Schweinfurt
Neue Mitfahr-App "uRyde" jetzt auch in Schweinfurt: Mit Fahrgemeinschaften zur Mobilitätswende
Auch in Schweinfurt und Umgebung soll eine App digitale Fahrgemeinschaften ermöglichen: Im Rathaus wurde nun der Startschuss gegeben für das Klimaschutzprojekt.
Eine neue nachhaltige Mobilität ermöglichen wollen Arbeitgeber im Raum Würzburg und Schweinfurt, mit der uRyde-App: Nun gab es ein Treffen bei Oberbürgermeister Sebastian Remelé im Rathaus.
Foto: Uwe Eichler | Eine neue nachhaltige Mobilität ermöglichen wollen Arbeitgeber im Raum Würzburg und Schweinfurt, mit der uRyde-App: Nun gab es ein Treffen bei Oberbürgermeister Sebastian Remelé im Rathaus.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 27.09.2024 02:38 Uhr

Gut beschildert war der Weg zur Pressekonferenz der "Connect Mobility GmbH" schon einmal: Von der Rathaustreppe mit Werbebanner wurde man via "Dropflags", sprich kurvigen Strandfahnen, zum Fraktionszimmer gelotst. Vor der Tür erklärte ein Mobilitätsmonitor dann das Konzept von "uRyde" zur nachhaltigen, klima- und ressourcenschonenden Nutzung von ÖPNV und Privatautos.

Lädt man auf der uRyde-Webseite die App herunter, lassen sich damit digitale Fahrgemeinschaften bilden. Vor dem Fraktionszimmer teilte der Bildschirm beispielsweise mit, dass zwischen 15.15 Uhr und 18.25 Uhr noch Privatfahrten nach Wasserlosen, Schonungen, Üchtelhausen und Hofheim frei wären, mit jeweils drei Plätzen. Aber auch die aktuellen Abfahrtszeiten der Buslinien wurden aufgelistet.

Erlanger Startup ermöglicht flexibel buchbare Mitfahrgelegenheiten

2022 hat das junge Erlanger Startup in der Metropolregion Nürnberg begonnen, die Mitfahrangebote von Unternehmen und Arbeitgebern zu vernetzen, darunter auch DAX-Konzerne. In der Pressemitteilung wird stolz auf eine Strecke von vier Millionen Kilometern Arbeitswegen verwiesen ("circa 100-mal um die Erde"), die mit dem überregionalen Angebot verfügbar gemacht worden sei. Entstanden ist das Startupo Connect an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Echtzeit-Ridesharing, also flexibel per Internet buchbare Mitfahrgelegenheiten, sind der Markenkern von uRyde. 2023 gab es dafür den Deutschen Mobilitätspreis.

Außer der Stadt und dem Kreis Würzburg, den Landkreisen Kitzingen und Haßberge und dem Bezirk ist jetzt auch noch die Stadt Schweinfurt mit im Boot, nebst Leopoldina-Krankenhaus, Stadtwerken und der SWG. Im September wurde gestartet. 16 Arbeitgeber an 20 Standorten haben die Vernetzer im Raum Schweinfurt schon gezählt.

"Mobilität ist ein Thema, was uns bewegt", sagt Johannes Andree. Der Geschäftsführer und Mitbegründer von Connect verweist darauf, dass der Verkehrssektor die Sparte sei, in der der CO2-Ausstoß immer noch steige, mit 146 Millionen Tonnen Ausstoß im Jahr 2023. Bei gerade mal 1,2 Personen, die laut statistischem Durchschnitt im Auto sitzen, gebe es da enorme Einsparpotentiale, so Andree.

Mit der App uRyde  sollen Nutzerinnen und Nutzer Mitfahrgelegenheiten in der Umgebung aufs Handy bekommen.
Foto: Uwe Eichler | Mit der App uRyde  sollen Nutzerinnen und Nutzer Mitfahrgelegenheiten in der Umgebung aufs Handy bekommen.

Mitfahrgelegenheiten regional und vernetzt, nicht von einzelnen Unternehmen her zu denken, ist der neue Ansatz von uRyde. "Emissionen reduzieren, Parkprobleme abbauen, Individualverkehr mindern": Darum geht es laut Beiratsmitglied Matthias Mandelkow. Bürgermeisterinnen und Bürgermeister könnten dafür ebenso ihren Beitrag leisten wie Managerinnen und Manager.

Schweinfurt als Mobilitätsstadt

"Schweinfurt ist eine Mobilitätsstadt", sagt Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Etwa 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien im Auftrag der Stadt unterwegs. Wichtig sei, die Menschen beim Klimaschutz nicht zu bevormunden, so der Rathauschef: "Die Bürger müssen mitmachen, sonst rennt die Politik gegen die Wand." Auf der anderen Seite stärkten solche modernen Formen von Mitfahrgemeinschaften das Gemeinschaftsgefühl in den Unternehmen, so der Oberbürgermeister. Das Projekt sei eine schnelle, unkomplizierte Möglichkeit, die Umwelt zu schonen.

Der Landkreis, der gerade das Mietbusprojekt Callheinz gestartet hat, ist noch nicht dabei. Zu den App-Nutzerinnen und -Nutzern zählt auch "Die Fränkische", ein Rohrwerk-Hersteller mit 6000 Arbeitnehmenden weltweit mit Sitz in Königsberg. Der öffentliche Nahverkehr sei eben nicht so ausgebaut, wie man es sich wünsche, so Julian Schäff als dessen Projektmanager für Nachhaltigkeit.

Toni Wiegler von der "ESN Deutsche Tischtennis Technologie GmbH" in Hofheim setzt ebenfalls auf uRyde mit Blick auf die Mobilitätsbedürfnisse von 300 Mitarbeitenden: "Nachhaltigkeit ist unser Leitstern." Die Firma stellt Beläge für Tischtennis-Schläger her. Wiegler verwies darauf, dass die neu vorgeschriebenen "CSRD-Richtlinien" der EU schon sehr bald bei den Unternehmen "aufschlagen" würden. Die EU verlangt dann Nachhaltigkeitsberichterstattung im Rahmen ihres "Green Deal" für europaweit verbindlichen Umweltschutz.

Ähnliche Apps mit überschaubarem Erfolg

Bezirkstagspräsident und Stadtrat Stefan Funk erinnerte daran, dass es schon früher allgemeine Mitfahrerportale gab mit überschaubarem Erfolg. Die Anmeldung über eine dienstliche App sei nun auf jeden Fall ein Vorteil. Unter anderem seien in Würzburg nun Banken, Universität und Uniklinik dabei, in einer Stadt mit großer Verkehrsdichte: Im Vergleich dazu habe "Schweinfurt paradiesische Zustände", so Funk.

Auch Manfred Röder, Sprecher der AG Klimafreundliche Mobilität der Stadt Schweinfurt, begrüßt das Projekt – und verwies auf die Europäische Mobilitätswoche, mit Start einer Fahrraddemo am Sonntagnachmittag auf dem Marktplatz. Bislang wäre der Rahmen bei Mitfahr-Apps zu klein gewesen, das wäre bei uRyde anders, lobte der Mahner der lokalen Verkehrswende. Allerdings bräuchte es jetzt massiv Werbung für die App – und konkret erfahrbare Mitfahrgelegenheiten für die Nutzenden. Der Erfolg hänge sehr von der Kommunikation ab, sind sich die anwesenden Unterstützer einig.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Uwe Eichler
Arbeitgeber
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Klimaschutzprojekte
Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt
Projektleiter
Rathaus Schweinfurt
Sebastian Remelé
Stadt Schweinfurt
Stefan Funk
Universitätskliniken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Hans-Ullrich Völker
    Die Mainpost könnte hier bitte noch recherchieren: Wie ist es denn mit der Sicherheit für den Fahrer und die Mitfahrer - was ist denn der Unterschied zum Trampen, wovon früher in Aktenzeichen XY immer abgeraten wurde? Wie ist es mit der Versicherung für den Fahrer und die Mitfahrer?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Manfred Röder
    Gerne leite ich Ihnen hier die Antwort des Gründers weiter:
    Sicherheit ist ein wichtiges Thema beim Mitfahren. Durch die Verbindung zum Arbeitgeber und Verifizierung der Zugehörigkeit findet das Teilen von Fahrten im geschlossenen Konsortium (mit - im Notfall - einer gewissen Nachverfolgbarkeit) statt. Es gibt zudem ein Bewertungssystem, bei dem nach jeder Fahrt Fahrende und Mitfahrende bewertet werden können, diese werden dann sichtbar. Auch werden im Profil wichtige Informationen wie Pkw / Kennzeichen, Name und weitere hilfreiche Infos hinterlegt. Für den äußersten Notfall gibt es einen „Notruf“-Button (auf Fahrer- & Mitfahrerseite) sowie eine Kurzübersicht über die wichtigsten Daten zur aktuellen Fahrt. So kann schnell Hilfe gerufen werden. Diese Funktion musste in über 2 Jahren erfolgreichen Betriebs bisher nie verwendet werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Manfred Röder
    Nachsatz zur vorhergehenden Antwort:
    Alle Pkw-Insassen sind in Deutschland automatisch über die verpflichtende Pkw-Haftpflicht-Versicherung mitversichert. Zusätzlich greift auf Arbeitswegen,
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Marc Stürmer
    "We shape a new mobility" - wieso muss eine deutsche Initiative eigentlich Englisch als Sprache für ihr Motto benutzen? Damit erreicht man doch direkt weniger!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Manfred Röder
    Die Frage ist durchaus berechtigt, daher hier die Erklärung vom Gründer der App:
    Das Englische wurde gewählt, da uRyde auch von internationalen Mitarbeitenden genutzt wird, das Englische insbesondere im Kontext eines jungen Startups moderner und jünger klingt (Geschmacksfrage) und das Ziel, später auch über Landesgrenzen hinaus, übergreifend eine neue nachhaltige Mobilität zu etablieren, gut ausdrückt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten