
Eine eindrucksvolle Performance zum Thema "Grundrechte" war der Höhepunkt der Zertifizierungsfeier für sechs neue Schweinfurter Heroes: Diese traten dabei nicht nur voller Power als Gruppe auf; geschlossen stellten sie sich auch hinter die Grundwerte unserer Gesellschaft: "Dafür setzen wir uns ein."
Die jungen Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren haben ein Training absolviert, bei dem sie auf eine verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet wurden, die auch ein gewisses Maß an Mut oder "Heldentum" erfordert. "Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre" heißt das Projekt für Gleichberechtigung, das seit zehn Jahren von der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) durchgeführt wird.
Mittels eines kreativpädagogischen Ansatzes setzen sich die Teilnehmer, alle aus sogenannten Ehrenkulturen, mit Themen wie Ehre, Sexualität, Bildung und Erziehung, Menschenrechte oder Gewalt in Familien auseinander. Anschließend sollen sie als Multiplikatoren die von ihnen vertretenen Werte über Workshops in Schulen und Jugendeinrichtungen hineintragen. Dass daran großes Interesse besteht, zeigt die Realität von 50 bis 60 abgerufenen Workshops in der Großregion im Jahr.
Etwa 25 aktive Heroes zählen zum aktuellen Schweinfurter Pool, so die bisherige Projektleiterin Claudia Federspiel, darunter Schüler, Studenten oder Berufstätige. Für ihre Einsätze erhalten sie Schulbefreiungen oder opfern Urlaubstage, so wie der 21-jährige Neu-Hero Hasan, der bereits im Berufsleben steht. "Wir alle brauchen Vorbilder", sagte der Leiter der gfi, Stephan Zeller, und Jugendliche erreiche man am besten durch Gleichaltrige.
Zwiespalt zwischen Familie und Tradition sowie der Gesellschaft
In Rollenspielen oder bei gemeinsamen Aktivitäten mit den Gruppenleitern, die ebenfalls einen Migrationshintergrund haben und als Psychologen oder Pädagogen ausgebildet sind, haben die Heroes entsprechende Erfahrungen gesammelt. Dabei stand auch immer wieder die Auseinandersetzung mit dem Zwiespalt zwischen Familie und Tradition auf der einen Seite, der Gesellschaft auf der anderen im Fokus. Videos zeigten die Heroes beim Training, zum Beispiel beim Bewältigen einer Situation, in der ein ausländisch aussehender junger Mann immer wieder danach gefragt wird, wo er geboren wurde – doch sein Geburtsort ist ganz einfach München.
Ein Jahr lang haben sich die neuen Heroes, Yuel (24) aus Eritrea und die Syrer Khaled (23), Hasan (21), Abdul Kader (18) Mohamad (19), Ahmad (18), vorbereitet. Nun wollen sie durch ihr gesellschaftliches Engagement Brücken schlagen und zum Nachdenken anregen. Zur feierlichen Überreichung der Zertifikate, die von Sinan Neugebauer moderiert wurde, waren neben den Ausbildern auch Familienangehörige und Vertreter des politischen Lebens erschienen, darunter auch die Ehrenamtsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Eva Gottstein, und die dritte Bürgermeisterin der Stadt Schweinfurt, Ayfer Rethschulte.
Überaus motivierende Zukunftswünsche gab es vom stellvertretenden Landrat Thomas Vizl: "Lassen Sie sich nicht entmutigen, Sie können viel erreichen in Ihrem Leben", rief er den Heroes zu, und ergänzte: "Man muss nur an sich selbst glauben."