Wohin soll die neue Grundschule gebaut werden? Unterspiesheim, Herlheim, Kolitzheim? Mit dieser Standortfrage beschäftigte sich der Kolitzheimer Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag erneut. Nach gut zweistündiger Debatte fiel eine Entscheidung. Herlheim bekam als Standort für die neue Grundschule den Zuschlag, Unterspiesheim und Kolitzheim gingen leer aus.
Im Sitzungssaal herrschte nicht nur wegen der schwierigen Standortfrage und konträrer Diskussionen dicke Luft. Neben den 20 Ratsmitgliedern interessierten sich über 40 Bürgerinnen und Bürger für die seit vielen Jahren heftig diskutierte Standortfrage. Bürgermeister Horst Herbert skizzierte den bisherigen Sachstand des 15-Millionen-Projekts, das beim Neubau einer Turnhalle in Kolitzheim weitere drei Millionen Euro verschlungen hätte.
Schulleiterin Michaela Kirchner erklärte, dass die Schulfamilie grundsätzlich offen für alle drei Standorte sei. "Wir wären froh, wenn das 2016 begonnene Thema endlich gelöst wäre", lautete ihr Appell an das Gremium. Zeitplanung und Turnhallensituation seien ihr wichtig. Aktuell finde der Schulsport hauptsächlich in der Zweifachturnhalle in Unterspiesheim statt. Die anderen Einfachhallen seien nach offizieller Sportstättenprüfung aufgrund von Mängeln nur eingeschränkt nutzbar.
Spannung bei der Abstimmung
Das Prozedere der Abstimmung hatte die Gemeindeverwaltung vorbereitet. Laut Bürgermeister Herbert gebe die Geschäftsordnung vor, dass zunächst über das aufwändigste Vorhaben abgestimmt werde. Herbert machte eine klare Ansage: Bei jedem Standort dürfe jedes Ratsmitglied abstimmen. Sobald ein Vorschlag die Mehrheit von elf Stimmen erhalte, sei die Entscheidung gefallen und das Thema vom Tisch. In der ersten Abstimmung entschieden sich die Ratsmitglieder mit 7:14 gegen den Standort Kolitzheim. Nächste Wahl: Herlheim. Ergebnis 12:9. Die Standortfrage war entschieden. Dass über Unterspiesheim erst gar nicht mehr abgestimmt wurde, erzürnte einige Ratsmitglieder und auch mehrere Zuhörer, die sich beim Verlassen des Rathauses nur schwer beruhigen wollten. Sie zweifelten die Richtigkeit des Abstimmungsprozederes an.
Argumente pro und kontra
Zuvor hatten die Ratsmitglieder quer durch alle Fraktionen die Argumente pro und kontra einzelner Standorte ausgetauscht. Ein Auszug: Ilona Dusel sprach für Unterspiesheim. Der Kinderzuwachs sei in Unterspiesheim am größten, für die der Schulweg kurz sei. Die CO₂-Belastung durch Schulbusse und andere Beförderungsfahrzeuge seien gering. Ulrike Bach war gegen Kolitzheim und Herlheim: "Nicht auf die grüne Wiese bauen. Flächenversiegelung ist in Zeiten der Klimakrise ein großes Thema". Katharina Graf favorisierte Herlheim. Ausreichend Platz für Erweiterungsmöglichkeiten und die ruhige Lage mit Blick ins Grüne waren ihre Argumente. Reinhard Heck hatte sich für Kolitzheim als neuen Schulsitz entschieden. "Das Kirchturmdenken sollte der Vergangenheit angehören", appellierte er an seine Kolleginnen und Kollegen. Renate Moller meinte zu Kolitzheim: "Eine Chance für die nächsten Jahrzehnte." Das Schlusswort sprach der unentschlossene Mike Endres: "Ich bin jetzt noch mehr durcheinander als vorher".
Info zu den Standorten: 1. Herlheim – ein freies Grundstück westlich des Sportgeländes. 2. Unterspiesheim – das Gelände der ehemaligen Hauptschule. 3. Kolitzheim – ein freies Grundstück östlich des Sportgeländes.
Seit Jahren gibt es eine intensive Diskussion um Versiegelung von lebensnotwendiger Agrarfläche. Die Gemeinderäte in der Gemeinde Kolitzheim ernähren sich offenbar von Luft und Liebe.
Das hat doch nichts mit Abstimmung zutun.