
Gleich zweimal ging es in der letzten Gemeinderatssitzung um mögliche neue Gewerbeflächen. Zunächst wurde ein Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan "Am Motorpool 2" erlassen. Die Konversionsfläche, die von den eigentlichen Conn Barracks durch die B303 getrennt ist, hat einst den Fuhrpark der US-Garnison beherbergt und wird bereits von Firmen genutzt.
Nun hat ein kleineres Niederwerrner Unternehmen Interesse an der Anschlussfläche im Norden des umzäunten Bereichs angemeldet, neben der Bahnstrecke. "Wir brauchen Flächen für kleine und mittelständische Betriebe", meinte Bürgermeisterin Bettina Bärmann. Die Flächen der Flurbereinigungswege wurden erworben, dazu soll Ackerland erschlossen werden.
Der Interessent habe einen Bedarf von etwa 4000 Quadratmetern, sagte Verwaltungsleiter Steffen Guth-Portain: "Er will energetisch auf dem neuesten Stand bauen." Längerfristig soll der Flächennutzungsplan auch westlich des Motorpools angepasst werden, noch ohne konkrete Bauabsichten.
In der Grünen-Fraktion herrschte Skepsis: "Wir leben in einer Zeit, in der ein Ausverkauf von Flächen stattfindet", warnte Gemeinderätin Kathrin Tröster, die auf die Endlichkeit von Acker- und Naturland und das 2018 gestoppte Volksbegehren contra Flächenfraß verwies. Der Boden habe in diesem Bereich eine sehr hohe Bonität von mehr als 90 Punkten, so Tröster. Bei Freiflächen-Photovoltaik gebe die Gemeinde schon ab 65 Punkten eine landwirtschaftsfreundliche Agri-Anlage vor. Niederwerrn sei finanziell nicht in Not, zudem werde einem Biobauern einer seiner zwei Äcker als Pachtfläche genommen – dies alles kurz vor der Entscheidung zur Zukunft des großen Gewerbeparks Conn Barracks.
Niederwerrn ist flächenmäßig die kleinste Kreisgemeinde
"Wir stehen hinter der Entwicklung der Conn Barracks", sagte Bärmann, es gebe allerdings eine konkrete Anfrage nach einer Fläche dieser Größe. Niederwerrn sei flächenmäßig die kleinste Kreisgemeinde, ab und zu wäre ein solcher Schritt vertretbar. Auch Gabriele Reuß hofft auf die Conn Barracks. Wie es dort genau weitergehe, wisse man aber noch nicht, die Gemeinde wolle ihre Unternehmen nicht verlieren. Thomas Wohlfahrt erinnerte daran, dass am Motorpool keine Anwohner betroffen seien. Die Beauftragung der Planung wurde mit 16 zu drei Stimmen beschlossen.
Beim Gewerbegebiet am Oberwerrner Lagerhaus, das rechtlich seit 1972 besteht, soll wiederum der Bebauungsplan angepasst werden. Auf der Bürgerversammlung hatte es dazu besorgte Nachfragen gegeben. Der Antrag eines Besuchers, eine Ausweitung der Bebauung Richtung B19 und Autobahn zu stoppen, wird nicht weiter verfolgt. Eine strittige Fläche wird laut Verwaltung ohnehin schon seit 2003, infolge des Baus der A71, als Gewerbefläche vorgehalten.

Die Würzburger Planungsschmiede Braun hat sich den Bereich am südwestlichen Ortsrand angesehen. Die Zufahrt ist vom Bereich der Wohnsiedlung am Buchweg her vorgesehen, mit Radweganpassung, das "Marterle" dort soll erhalten bleiben. Eine Alternativzufahrt, im Außenbereich an der Kurve der SW10, wäre für Laster zu steil, so Guth-Portain.
Laut der Planungsschmiede würden Gebäude sogar Lärm-Emissionen von der Autobahn her verringern, sagte die Bürgermeisterin. Ein regionales Unternehmen habe Interesse angemeldet, durch den erwarteten nächtlichen Lastwagen-Verkehr habe man aber absagen müssen: "Wir machen nichts, was nicht vertretbar ist".
Steffen Guth-Portain erinnerte daran, dass in der Schweinfurter Industrie Arbeitsplätze wegfallen würden. Dieser Entwicklung müsse sich die Gemeinde anpassen und Neuansiedlung von Gewerbe ermöglichen. Thomas Pfister hält die Schaffung einer Zufahrt im Außenbereich für möglich. Allerdings gilt dort die Sicht für Lastwagen-Fahrer als schlecht. Kathrin Tröster warb für eine möglichst kleinteilige Erschließung. Die Änderung des Bebauungsplans "Am Lagerhaus" wurde mit 14 zu fünf Stimmen auf den Weg gebracht.
Gewerbe ist an der landschaftlich unschönen Entwicklungsachse Oberes Werntal, an A71, Hochspannungsleitung und Bahnlinie der richtige Ort! Statt in die Fläche zu gehen, mit längeren Anfahrtswegen und weiterer Zerstörung schöner Landschaften. Zudem ist es Lärmschutz für Oberwerrn!