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Geldersheim
Neben 400 Kameras: Kreisen bald Hubschrauber über dem Ankerzentrum in Geldersheim?
Das Ankerzentrum war ein großes Thema bei der Bürgerversammlung in Geldersheim. Das Archivfoto gibt einen Blick auf die Essensausgabe im Ankerzentrum Geldersheim.
Foto: Silvia Gralla | Das Ankerzentrum war ein großes Thema bei der Bürgerversammlung in Geldersheim. Das Archivfoto gibt einen Blick auf die Essensausgabe im Ankerzentrum Geldersheim.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:03 Uhr

Soviel Andrang gab es noch nie bei einer Geldersheimer Bürgerversammlung: "Gefühlt das ganze Dorf" war im Fränkischen Hof anwesend, meinte Rathauschef Thomas Hemmerich. Die Gesamtzahl der Besucherinnen und Besucher dürfte die 200 erreicht haben.

Spezialthema des Abends war das Geldersheimer Ankerzentrum, wo ebenfalls beengte Verhältnisse herrschen. Benjamin Kraus, Leiter der Ankereinrichtung, ist aktuell für 2007 Menschen verantwortlich, in einem Areal, das für maximal 1500 Personen ausgelegt ist. Man behilft sich mit Notunterkünften. Im Ort herrscht Besorgnis, Flüchtlinge sollen auf fremden Grundstücken gesehen worden sein. Dazu gesellt sich ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit.

Asylbewerber aus Algerien, Somalia, Armenien, Afghanistan, Syrien, Elfenbeinküste und der Türkei

Die Welt selbst sei ein unsicherer Ort geworden, mit rasantem Anstieg der Flüchtlingszahlen. Man wolle wieder die früheren Zahlen von 1200 Personen oder weniger erreichen, sagte Kraus. Betreut werden derzeit Asylbewerber aus Algerien, Somalia, Armenien und der Elfenbeinküste, inklusive Kinder. Dazu kommt die Türkei, die Afghanistan als besonders zugangsstarkes Herkunftsland abgelöst hat, und momentan auf Platz 2 nach Syrien rangiert. Das könnte mit der Erdbebenkatastrophe 2023 zusammenhängen. Bayern nimmt übrigens gemäß Königsteiner Schlüssel 15,65 Prozent der deutschlandweit Asylsuchenden auf.

"Wir kennen unsere Pappenheimer."
Benjamin Kraus, Leiter der Ankereinrichtung Geldersheim

Es ging detailliert um das Leben eines Asylbewerbers 2023, vom Taschengeld bis zur Kinderbetreuung. Der Ankerzentrum-Leiter betonte, dass die meisten Bewohnerinnen und Bewohner der Conn Barracks friedliebende Menschen seien, die Übeltäter bewegten sich in einem Bereich von 5 bis 7 Prozent: "Wir kennen unsere Pappenheimer", sagte Kraus. Wer negativ auffällt, wird in einem eigenen Bereich abgesondert.

Leben im Ankerzentrum Geldersheim: 400 Kameras, Fingerabdrücke, Glasflaschenverbot

400 Kameras sollen einen guten Überblick geben. Namen, Fotos und Fingerabdrücke sind zentral erfasst. Zu- und Abgänge werden kontrolliert. Glasflaschen sind verboten. Alkohol ist erlaubt - allein, um den Konsum nicht ins Umfeld zu verlagern, so Kraus.

Besucherrekord: Bei der Bürgerversammlung in Geldersheim ging es vor allem um die aktuelle Lage im nahen Ankerzentrum. Über Hubschraubereinsätze vor Ort - so eine Nachfrage aus dem Publikum - ist Polizeidirektor Markus Hack nichts bekannt. Zu weiteren Fragen lädt er bei 'Coffee with a Cop' am 18. November in den Rewe-Markt Euerbach ein.
Foto: Uwe Eichler | Besucherrekord: Bei der Bürgerversammlung in Geldersheim ging es vor allem um die aktuelle Lage im nahen Ankerzentrum.

Bei den Fragen der Geldersheimer Bürgerinnen und Bürger wurde deutlich, dass am Biegenbach einschlägige Sorgen kursieren: Wer etwa haftet bei einem Verkehrsunfall, wenn ein radelnder Asylant als Verursacher nicht versichert ist? Auch wilde Abfallentsorgung sorgt für Unmut.

Ankerzentrum Geldersheim: Informationen zur Sicherheit vom Polizeidirektor

Polizeidirektor Markus Hack steuerte die Sicht der Ordnungshüter bei, ebenso nüchterne Zahlen. Drei Diebstähle in Häusern oder Versuche wurden registriert, siebenmal war ein Auto betroffen, zwei allgemeine Diebstahlsfälle sind bekannt, ebenso ein Fall von Sachbeschädigung. Ein Täter sitzt in Haft, der allein für neun Straftaten verantwortlich gemacht wird. Vier Fälle sind somit offen, die womöglich auf sein Konto gehen – womit ein einzelner Delinquent die Statistik nach oben getrieben hat. Hack bittet darum, Beobachtungen sofort zu melden, gerne auch unter der 110. Die Polizei hat eine eigene "Ankerwache" für Geldersheim und ist auch in Zivil unterwegs.

Auswärtige Dienststellen wurden um gelegentliche Fahrten Richtung Conn Barracks gebeten oder Hundeführer darum, dort privat Gassi zu gehen. Dazu hat sich eine eigene Ermittlungskommission (EKO) gesellt. Die Zusammenarbeit mit Gemeinde und Ankerzentrum sei gut, sagt Hack. Von Hubschraubereinsätzen vor Ort - auch das eine Nachfrage - ist dem leitenden Polizeibeamten nichts bekannt.

Für den 18. November lädt Hack die Bürgerinnen und Bürger zu einem "Coffee with a Cop" in den Rewe-Markt Euerbach ein: Zwischen 10 und 13 Uhr beantwortet die Polizei über einem Kaffee weitere Fragen.

Einwohnerzahl von Geldersheim ohne Asylbewerber aus dem Ankerzentrum rückläufig

Die reguläre Bürgerversammlung ging am Ende etwas unter. Die Einwohnerzahl ist zuletzt leicht von 2815 auf 2790 gesunken, ohne Asylbewerberinnen und Asylbewerber aus dem Ankerzentrum. Auch ohne Ankerzentrum sind 328 Geldersheimer Bürgerinnen und Bürger ausländischer Herkunft, sie kommen aus 45 Nationen. Erfreulich: Auch die Pro-Kopf-Verschuldung ist von 747 auf 722 Euro gesunken. Zum Vergleich: Der Landesdurchschnitt liegt bei 749 Euro.

Nachfragen gab es zum Ärztehaus, das auf einem Teilbereich der alten Gärtnerei entstehen soll. Einen Bebauungsplan gibt es bereits. Die Voruntersuchungen, mit Blick auf Archäologie, Artenschutz und etwaige Kampfmittelbelastungen, würden es der Gemeinde aber nicht einfach machen, so Hemmerich. Drohe Gefahr, dass die Landärztin abwandere, bei zu langer Wartezeit? "Wir arbeiten daran, sie zu halten", hieß es. Bei den 27 Bauplätzen am Oberen Schweinfurter Weg III werden nun die Grundstückseigentümer kontaktiert.

Der Biber bereitet als geschützter Dammbauer weiterhin Verdruss, die Gemeinde ist da in Kontakt mit dem Landratsamt. Vor der Aussegnungshalle soll der Lautsprecher schwer zu hören sein. Die neue Beschattung am Kindergarten sei auf Wunsch des Teams am Eingang, nicht über dem Spielbereich angebracht worden, so Hemmerich, um ein Aufheizen der Steine zu verhindern. Rückstaus bei LKWs, an einer Firmenzufahrt am nördlichen Ortseingang, wurden in der Bürgerversammlung ebenfalls moniert.

 
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Kommentare
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  • Thomas Voll
    Tja...man erntet was man säht (wählt).Dies ist nur der Anfang.
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