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Röthlein
Naturnahe Gewässerpflege: Gemeinderat Röthlein benennt drei Pilotgewässer für die Großgemeinde
Der Seitenbach zum Unkenbach: Schön zu sehen die halbseitige Mahd. Was man nicht sieht: der Zulauf hat keine natürliche Sohle, sondern eine Betonrinne.
Foto: Daniela Schneider | Der Seitenbach zum Unkenbach: Schön zu sehen die halbseitige Mahd. Was man nicht sieht: der Zulauf hat keine natürliche Sohle, sondern eine Betonrinne.
Daniela Schneider
 |  aktualisiert: 29.10.2022 02:39 Uhr

Seit 2015 gibt es für die Großgemeinde Röthlein ein sogenanntes Gewässerentwicklungskonzept, kurz GEK. In dem werden verschiedene Maßnahmen zur naturnahen Optimierung der gemeindlichen Fließgewässer definiert. Die Umsetzungshinweise betreffen die Pflege, aber auch bauliche Maßnahmen.

Zu Gast im gemeinderätlichen Umwelt- und Klimaausschuss war nun Landschaftsarchitektin Miriam Glanz, die bereits bei Maßnahmen am Mühlbach involviert ist und jetzt pflegerische Maßnahmen für weitere Fließgewässer zeigte.

Glanz legte in ihren Ausführungen den Schwerpunkt für den Erhalt und der Entwicklung naturnaher und vielfältiger Lebensräume auf die Gewässerpflege. Wichtig ist es ihrer Meinung nach, strukturreiche Gewässerläufe zu entwickeln mit Uferbewuchs und Schattenspendern. Das Abflussprofil sollte offen gehalten werden, das Bachbett entkrautet und zumindest einseitig gemäht werden, der Holzschnitt fachgerecht erfolgen.

Die Sohle des Gewässers sollte unangetastet bleiben – doch oft "läuft es leider nicht so, wie es die Handbücher vorgeben", sagte Glanz. Das bestätigte auch Detlev Reusch. Er berichtete von Rodungen bis in die Sohle am Mühlbach und Untersuchungen am Unkenbach im Rahmen des "Flow-Projektes", an dem sich die Röthleiner Bund-Naturschutz-Ortsgruppe beteiligte. Die Ergebnisse für den Unkenbach sind schlecht, im Sommer ist der Bach gar trockengefallen, davon berichtet auch Martina Gleitsmann-Schneider, die sogar Hilfsmaßnahmen für Muscheln auf dem Trockenen eingeleitet hat.

Miriam Glanz konnte da beruhigen. Sicherlich sterben bei solchen Fällen einige Tiere, viele allerdings hätten sich an die durch den Klimawandel bedingte, lebensfeindliche Umgebung angepasst, vergraben sich und nehmen dann "Lebensanlauf", wenn der Unkenbach wieder Wasser führt. Ein Thema ist auch der Biber, zerstört er wichtige Infrastruktur, wäre es sinnvoll, einen Biberexperten vom Landratsamt hinzuzuziehen.

Gesetzliche Vorgaben müssen eingehalten werden

Die Landschaftsarchitektin hat einen Vorschlag: Die Gemeinde soll drei Pilotgewässer aus dem GEK als Vorbilder nehmen und die dort beschriebenen Arbeitsanweisungen für Pflegemaßnahmen umsetzen. Sie nennt den Gernseegraben, in Röthlein wohl besser bekannt als Seitenbach zum Unkenbach, ein weiteres Teilstück des Mühlbachs in Heidenfeld und den Bebertsgraben im nördlichen Hirschfeld.

An einem runden Tisch mit allen örtlichen Akteuren – Naturschutzbehörden und -verbände, Landwirte und Jagdgenossen – werden dann die Maßnahmen besprochen und ein finales Konzept auf den Weg gebracht.

Reusch bezweifelte mit Blick auf die unterschiedlichen Interessen der Akteure, dass "alle diesen Weg mitgehen". Doch wie Glanz ausführte, gibt es ja die gesetzlichen Vorgaben, an die sich alle halten müssten und dazu gehöre auch der Erhalt der Sohle "als nicht verhandelbares Element". Naturschutzrechtliche Verstöße, wie Martina Braum nachfragte, fallen in den Verantwortungsbereich des Landratsamtes.

Für die Ausarbeitung eines Konzeptes für pflegerische Maßnahmen rechnet Glanz mit etwa einem halben Jahr, dazu müsste sie sich die Gegebenheiten genau vor Ort ansehen. Detlev Reusch war dieses Zeitfenster zu lang, auch wünschte er sich bauliche Renaturierungsmaßnahmen, doch die stehen aktuell nicht zur Debatte.

Und so entscheid das Gremium einstimmig, Angebote für Pflegemaßnahmen einzuholen. Parallel wurde die Verwaltung beauftragt, mit der Kirchenstiftung über Flächen entlang der Bachläufe in Verhandlung zu treten.

Gemeinde rüstet weiter auf LED um

Weiter ging es mit der Umrüstung der Außenbeleuchtung auf LED. Dazu entschied das Gremium mehrheitlich, Lampen die nicht in die Förderung fallen, mit 21.000 Euro selbst umzurüsten. Reusch plädierte allerdings dafür, den Auwald auszusparen, dort wäre das bestehende Licht so schön. Das stieß im Gremium auf Kritik, schließlich sei bis dato immer umgerüstet worden, ohne die Bürgerschaft zu befragen.

Kurz wurde auch über eine Abschaltung der Straßenbeleuchtung diskutiert, Bürgermeister Peter Gehring wollte da wohl ein "Stimmungsbild". Das Gros war für eine Dimmung in der Nacht.

Auch der Blühstreifen am Radweg wird 2023 wieder von Gemeindeseite finanziert. Abschließend wurde entschieden, in Röthlein ebenfalls einen Storchennisthilfe zu errichten, wie Detlev Reusch es anregte. Dafür werden 10.000 Euro in den Haushalt eingestellt.

 
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