
"Haben sie schon mal einen Sarg aus der Nähe gesehen?", fragt Bestatter Tobias Kraus. Der Raum, in dem sein Beruf vorgestellt wird, ist weniger überfrachtet als die der anderen Gruppen. Bestatter sei ein äußerst vielseitiger Beruf, erklärt Kraus. Man sei Handwerker, Dienstleister, Psychologe und Kaufmann. "Und wir sind nicht durch die Digitalisierung zu ersetzen", betont er. Die Gesellschaft habe sich in den vergangenen Jahren beim Thema Tod immer weiter geöffnet, erklärt Kraus. Trotzdem führe man gerade die jüngeren Menschen immer langsam heran. Die Zahl der Auszubildenden steigt nach den Worten von Kraus bei den Bestattern stetig an. Ein besonderer Trend: Der Frauenanteil betrage mittlerweile über die Hälfte.
Nicht nur über Bestatter, sondern über fast alle Berufsgruppen gab es etwas zu entdecken in und um das Bildungszentrum der Handwerkskammer für Unterfranken in der Schweinfurter Galgenleite. Beim zweiten "Tags des Handwerks" präsentierten Menschen aus über 20 Berufen ihr Gewerbe. Anders als bei gewöhnlichen Jobmessen konnten die Interessierten sich hier selbst ausprobieren und somit einen Vorgeschmack erhalten, ob der jeweilige Beruf vielleicht ihr zukünftiger sein könnte.
Dass das Handwerk etwas zum Anfassen ist, war an vielen der über 20 Stationen zu sehen. Die Maler und Lackierer bekamen eine Aufgabe gestellt, bei der Feingefühl, Präzision und Geduld gefragt waren. Auch die Ehrengäste konnten sich bei ihrem Rundgang selbst davon überzeugen, dass der Umgang mit Pinsel, Kleber und Blattgold anspruchsvoll ist, allerdings auch ziemlich viel Freude bereiten kann. Das Endergebnis, eine selbsterstellte Postkarte, konnten die Ehrengäste, genauso wie die vielen Jugendlichen, die den Samstag über vorbeikamen, mit nach Hause nehmen.
Richtig viel Betrieb herrschte in der Werkstatt bei den Schreinern. Hier wurde geschliffen, gehämmert und gebohrt. Die Aufgabe hier lautete, aus einem Stück Holz einen Würfel zu basteln. Mit viel Elan gingen die Jugendlichen die diversen Schritte bis zur Fertigstellung durch. Ein paar Türen weiter bei den Metallbauern waren Kanten, Walzen und Nieten angesagt. Die Aufgabe und das spätere individuelle Souvenir hier war ein Mini-Edelstahlbehälter, in den später etwa Stifte gestellt werden können.
Einen interessanten Einblick bot der "Tag des Handwerks" außerdem in das Projekt "ArihA – Augmented Reality in der handwerklichen Ausbildung". Die Handwerkskammer Unterfranken erforscht, inwieweit die neue digitale Lern- und Lehrmethode als AR-Technologie in die handwerkliche Ausbildung eingebunden werden kann.
Sehr zufrieden mit der Veranstaltung zeigte sich auch Uljana Bauer, stellvertretende Leiterin des Bildungszentrums Schweinfurt. "Der Tag hat einen großen Mehrwert für die Schüler", betonte Bauer. Hier gelinge es den Jugendlichen einerseits, die Handwerksberufe näherzubringen, und dazu auch noch die Betriebe und ihre potenziellen Azubis zusammenzubringen. Nägel mit Köpfen machten einige Unternehmen und Jugendliche gleich vor Ort und vereinbarten Praktika.
