Was für ein Wahnsinns-Abend zum Abschluss des Nachsommers: The Real Group aus Schweden verzaubert mit einer Mischung aus Können, Innovation, Humor und ansteckender Begeisterung. Einziger Kritikpunkt: Es ist viel zu schnell vorbeigegangen.
Water: eine der Eigenkompositionen der A-capella-Formation
Egal, ob Emma Nilsdotter, Lisa Östergren, Anders Edenroth, Morten Vinther und Janis Strazdins in Richtung Jazz gehen, sich poppig anhören oder traditionelle Volkslieder singen: Die Fünf präsentieren alles auf ihre ganz eigene, unverwechselbare Art. "We are commonly unique", singen sie gleich am Anfang. Eine dieser schwer ins Deutsche zu bringenden, im Grund widersprüchlichen Wortschöpfungen. Auf vertraute Art einzigartig, wäre eine Annäherung. Und eine sehr passende Beschreibung des Phänomens The Real Group, die seit 30 Jahren ihre einzigartige Musik machen.
Großteils Eigenkompositionen
Die Fünf singen großteils Eigenkompositionen. Musikalisch Anspruchsvolles kommt mühelos daher. The Real Group schaffen es, fünf unterschiedliche Menschen und Stimmen zu einer Einheit werden zu lassen. Dabei sind auch die Texte anspruchsvoll. Oft poetisch, manchmal sogar hochpolitisch. "Water" zum Beispiel, ein Song, in dem fünf Wasserflaschen ihren eigenen Sound beisteuern. Oder "Dear Enemies". Wenn die Soldaten versagen, bleiben die Sänger und Dichter übrig, heißt es da. Oder "Lucky Luke", wo es darum geht, welchen Ratschlag man einem Kind fürs Leben geben kann.
Und natürlich Stevie Wonders "You Haven't Done Nothing". Da geht es um einen US-Präsidenten, der nichts erreicht hat und auch moralisch nicht so ganz gefestigt war. "Das war Richard Nixon", sagt Anders Edenroth. "Sie werden doch beim Stichwort schlechter Präsident nicht an einen anderen Namen gedacht haben, oder?"
Kurz-Musical mit Publikumsbefragung
Die schwedisch-dänisch-lettische Gruppe kann aber auch sehr, sehr witzig sein. Beim kleinen Musical über Herrn und Frau Tomate darf das Publikum mitspielen. Die Helden im Kurzdrama, fünf Minuten reichen vollkommen, meint Anders Edenroth, sollen deutsche Namen tragen. Und zwar die von heimischem Essen. Das Publikum im ZF-Kesselhaus lässt sich nicht lange bitten: Ruckzuck sind Polizist Schäufele, Dr. Currywurst und Schurke Sauerkraut geboren. Da haben nicht nur die Sänger ihren Spaß.
Zum Schluss gibt es Gänsehautstoff. "Gabriellas Song" aus dem Film "Wie im Himmel". Da zeigen die Fünf noch einmal, was sie für großartige Sänger sind. Und wer insgeheim bis zum Schluss auf einen Abba-Hit gehofft hat – schließlich hat The Real Gropp das Etikett "erfolgreichster Schweden-Export seit Abba –, weiß spätestens dann: Die Fünf sind und machen ihr eigenes Ding. Und das großartig.