
ZF-Geschäftsführer Norbert Odenthal sollte recht bekommen: Bei der Begrüßung des Nachsommer-Publikums im ZF Kesselhaus erläuterte er zunächst die frühere Bedeutung dieses über 100-jährigen Gebäudes. Hier sei die gesamte Energie für die "Fichtel & Sachs"-Produktion erzeugt worden. Über diese Energie verfüge auch das Ensemble "Klazz Brothers & Cuba Percussion", das er bei einer Probe schon hören konnte.
Und tatsächlich war der Schlussapplaus gewaltig: Mit Begeisterungspfiffen, Jubel und Riesenbeifall feierte das Publikum das Quintett – und letztlich auch den Erfolg des Schweinfurter Nachsommers, der heuer zum 20. Mal stattfindet, wie sein Programmgestalter Clemens Lukas mit berechtigtem Stolz verkündete. Dieses Konzert wolle eine Brücke zwischen europäischer Klassik und traditioneller kubanischer Musik schlagen. Solche Grenzüberschreitungen musikalischer Stile verfolge er seit Beginn des Nachsommer-Starts.

Mit der "Habanera" von Georges Bizet stellt sich die Band vor: Die Klazz Brothers aus Bruno Böhmer Camacho (Piano), Kilian Forster (Bass) und Tim Hahn am Schlagzeug. Dazu die kubanischen Percussionisten Alexis Herrara Estevez (Bongos, Timbales) und Elio Rodriguez Luis (Congas). Auch im folgenden "In der Halle des Bergkönigs" von Edvard Grieg erkennt man ein Muster: Zunächst stellt das Pianotrio das Thema in seiner klassischen Form vor, doch mit den Improvisationen, vor allem mit dem Einsetzen der Percussion-Instrumente verwandelt sich das Stück vollkommen: Aus Ohrwürmern wird plötzlich pulsierend Neues, ebenso kunstvoll wie die Arrangements. Der "Calypso Facile" hat Mozarts "Sonata Facile" zum Thema. Nach einem Solo des Bassisten Kilian Forster zeigt Bruno Böhmer in seinen brillanten Piano-Improvisationen sein überragendes Können. Er beendet das Stück mit einer feinen Kadenz im klassischen Stil.

Im bekannten Menuett von Luigi Boccherini üben die Percussionisten mit sechs Tapferen aus dem Publikum auf der Bühne Cha-Cha-Schritte. "El Dia Que Me Quieras" (Der Tag, da du mich fragst) von Carlos Gardel gestalten die Musiker zu einem Highlight: Nach einem stimmungsvollen Zwiegespräch zwischen Bass und Piano zeigt Pianist Bruno Böhmer seine Meisterschaft: In großen rhapsodischen Bögen verarbeitet und veredelt er das Thema, dessen Hoffnung und Wehmut auch der Bass in "Cello-Lage" verströmt. Großer Applaus.

Dann steht als Gast der russische Bandoneon-Spieler Alexander Pankow im Fokus: "Verano Porteno" und "Libertango" von Astor Piazzolla werden durch sein subtiles Spiel und durch den Klang seines Instruments zu funkelnden Edelsteinen. Der Zauber von George Gershwins "Summertime" geht leider in einem Trommelgewitter unter. Dagegen wird der Glenn Miller-Hit "Poinciana" mit einer wunderschönen Piano-Einleitung und den Improvisationen von Bruno Böhmer zu einem melodiösen Evergreen.
"Ole Guapa" begeistert mit seinem energischen Thema und seinem verträumten Mittelteil, in "El Choclo" können die Percussionisten mit ihrem fingerbrecherischen Tempo glänzen. Als Zugaben gibt es unter anderem das Thema aus Beethovens f-moll Sonate und – quasi als Bekenntnis für das weltoffene Konzept des Crossover – "Mambozart". Das Konzert wurde von ZF und SKF gefördert.