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Oberndorf
Nachsommer: Karibische Klänge in der Industriekathedrale
Conexión Cubana heizt im Kesselhaus beim Nachsommer Schweinfurt mächtig ein
Conexión Cubana sorgten für Stimmung beim Nachsommer. 
Foto: Josef Lamber | Conexión Cubana sorgten für Stimmung beim Nachsommer. 
Erna Rauscher
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:37 Uhr
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Einfach nur dasitzen und zuhören ist schier unmöglich. Zumindest die Fußspitzen wippen mit bei diesem unter die Haut gehenden Rhythmus, der diese Musik durchpulst. Nach wenigen Klängen der "Erben des Son", der Band Conexión Cubana, durchströmt das ZF-Kesselhaus ein Hauch von großen Gefühlen. Von heißen Küssen ist die Rede und immer wieder von der Liebe. Nicht nur zu schönen Frauen, sondern auch zur Heimat. "Eres Cuba", eine Liebeserklärung an das Land und seine Bewohner, imaginiert die gleißende Sonne über der karibischen Insel Cuba.

Lázaro Dilout sorgt für warmen Sound. 
Foto: Josef Lamber | Lázaro Dilout sorgt für warmen Sound. 

Ganz lässig erklimmen die sieben Musiker in dunklen Anzügen die Bühne, schlendern zu ihren Instrumenten und legen los. Mit einem Schlag verwandelt sich der Ort. Flirrende Sonne scheint den Raum aufgeheizt zu haben. Bandleader Nicolás Sirgado am Bass hält sich dezent im Hintergrund und überlässt den stimmgewaltigen Frontmännern das Rampenlicht. Querol Aldana an der Gitarre erobert mit seiner sonoren Baritonstimme die Herzen.

Lieder treffen ins Herz 

William Borrego Rodriguez, der herausragende Tenor, hat sofort Kontakt zum Publikum. Auch wenn nicht viele seine spanischen Worte verstehen, trifft er mit sprechenden Gesten und tiefen Blicken direkt ins Herz. Er animiert das Publikum zum rhythmischen Mitklatschen und wiegt sich lasziv in den Hüften. Die Aufforderung "Una Cerveza por Favor" wird sogleich wörtlich genommen und es stehen einige Flaschen Bier am Bühnenrand. Er öffnet seine Arme weit und schließt alle Zuhörer in sein Herz.

Selbstbewusst ist bei dieser Musikrichtung vom "Son" die Rede, vom Klang. Ein Klang, der es in sich hat. Ein Klang, bei dem sich Vergangenheit und Gegenwart mischen: Tanzformen der spanischen Kolonisatoren gehen eine Verbindung ein mit afro-kubanischen Rhythmen. Die Wurzeln reichen in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Gerade und ungerade Rhythmen laufen gegeneinander, man tanzt auf oder gegen den Schlag. Cha-Cha oder Salsa, wer kenn sie nicht, diese heißen Stile. Zu Weltberühmtheit gelangte der Son Cubano durch Wim Wenders‘ Dokumentarfilm "Buena Vista Social Club", der diesen Musikstil im Ausland populär machte.

Hinter den Liedern stecken 

Oft sind es die Geschichten hinter den Liedern, die ihren Zauber ausmachen. Das hinreißend von den beiden Sängern interpretierte und vom einfühlsamen Pianisten Alberto Méndez begleitete "Longina" stammt von einem der ganz Großen der kubanischen Komponisten, Manuel Corona. Die heimliche Geliebte eines wohlhabenden Mannes mit Namen Longina verdrehte auch besagtem Komponisten den Kopf, der dann wiederum dieses innige Lied schrieb, das zu einem Klassiker des "Son" werden sollte.

Für Gänsehautfeeling sorgt der Trompeter Lázaro Dilout, der seinem Instrument Spitzentöne und gleichzeitig warmen Sound entlockt. Fabián Sirgado am Schlagwerk und "El Vivo" Barrera an den Congas vervollkommnen mit den typischen Rhythmen den fantastischen Eindruck, den Conexión Cubana in der Industriekathedrale Schweinfurts hinterlassen. Obgleich über zwei Stunden Musik hinter den Zuhörern liegen, verlangen sie nach mehr und ertrotzen sich eine Zugabe. Was Wunder, bei diesem karibischen Feuerwerk.

 
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