
Grenzüberschreitende Erlebnisse im Spannungsfeld von Klassik, Weltmusik, Percussion, Jazz, A Cappella und Literatur sind auch beim 13. Schweinfurter Nachsommer vom 7. bis 28. September das Motto. Das Herz des Festivals schlägt in der SKF Halle 410, die mit ihrem Industrieflair nicht nur eine außergewöhnliche Spielstätte ist, sondern auch einen intimen Rahmen für die Begegnung von Künstlern und Publikum ermöglicht. Auch die Kunsthalle ist integraler Bestandteil des Nachsommers. In diesem Jahr treten dort Bolero Berlin auf – Mitglieder der Berliner Philharmoniker, die ihrer Leidenschaft für südamerikanische Musik Ausdruck verleihen. Außerdem wird Aziza Mustafa Zadeh ihr Programm, das im letzten Jahr krankheitsbedingt abgesagt werden musste, 2012 als Abschlusskonzert präsentieren. Hier das Programm im Überblick:
Fr. & Sa., 7.& 8. September, 19.30 Uhr Konferenzzentrum Maininsel Vorverkauf 49, 38, 31, Euro Mit ihrer Red Bull Flying Bach Europatour sind die vierfachen Breakdance-Weltmeister Flying Steps und Opernregisseur Christoph Hagel auf internationalen Bühnen unterwegs, über 70 000 Zuschauer haben die Show bereits gesehen. Sie passt im übrigen nach Schweinfurt, wo Breakdance lebendig ist, deutschlandweite Wettbewerbe abgehalten wurden und große Projekte entstehen. Die Flying Steps verbinden Elemente des Breakdance mit Präludien und Fugen des Wohltemperierten Klaviers und anderer Stücke von Johann Sebastian Bach. So treffen die Klänge von Klavier, Cembalo und elektronischen Beats auf Headspins, Powermoves und Freezes. Dazu erzählen die Flying Steps eine Geschichte um Streit, Kampf, Enttäuschung und Freude. Die Berliner Breakdance-Crew Flying Steps wurde 1993 gegründet und hat bis heute vier Weltmeistertitel gewonnen.
Fr., 14 September, 19.30 Uhr SKF Halle 410, Vorverkauf 24 bis 16 Euro Multimediale Percussion-Show: Double Drums verschmelzen Musik, Film und Show zu einem energiegeladenen Gesamtkunstwerk, das Anspruch und Entertainment verbindet – „eine Funken sprühende multimediale Percussion-Show, die die Zuschauer zu Begeisterungsstürmen hinreißt“ (Heilbronner Stimme). Das Duo bringt ein riesiges Arsenal an Schlaginstrumenten zum Einsatz, angefangen bei Marimbas, Gongs und Trommeln bis hin zu Ölfässern und Blechen. Dazu gibt es Einlagen auf Kartons und Gegenständen des täglichen Lebens. Dieser „rhythmisch-melodische Klangkosmos von unwiderstehlicher Prägnanz“ (Süddeutsche Zeitung) trifft auf pulsierende Filmszenen und atmosphärische Bilder; so werden Wüstenstürme, Meeresrauschen oder die Reise im Raumschiff hör- und erfahrbar. Bei Double Drums treffen Ideenreichtum und eigene Kompositionen auf präzises Können, wahnwitziges Tempo und große Ausdrucksmöglichkeiten und verschmelzen zu einem multimedialen Gesamterlebnis mit spektakulären Klang- und Bildwelten. Alexander Glöggler (Jahrgang 1976) und Philipp Jungk (Jahrgang 1977) gründeten 2004 nach Abschluss des Meisterklassendiploms an der Hochschule für Musik München das Percussion-Duo.
Sa., 15. September, 19.30 Uhr SKF Halle 410, Vorverkauf 45 bis 36 Euro Axel Prahl, der sonst als proll-rotziger Kommissar Thiel Mordfälle im Münsterland löst, findet 51-jährig seine musikalischen Wurzeln und bringt sein erstes Album heraus. Dabei bleibt er ganz bei sich selbst: Prahl singt Prahl. Er singt, was aus der eigenen Feder und dem eigenen Leben kommt – mit Blick aufs Mehr. Prahl und seine Band, ein kleines Orchester von Musikern, die in der deutschen Rock-, Jazz- und Klassikszene klangvolle Namen und eine Menge Erfahrung haben beeindrucken mit Abwechslungsreichtum und einer gekonnten Melange der Stilmittel. Auf minimalistische Balladen folgen große Orchesterarrangements, nach Klezmer und Musetteanklängen gibt es geradeheraus gespielte Rocknummern. Der Sänger und Songschreiber Prahl räsoniert und randaliert, säuselt und seufzt, ist bissig und brav und nimmt sein Publikum mit in ein Wechselbad der Gefühle.
Do., 20. September, 19.30 Uhr SKF Halle 410, Vorverkauf 24 bis 16 Euro Das A-Cappella-Quintett Unduzo hat sich in kurzer Zeit zu einer festen Größe der Vokalszene entwickelt. Zusammengefunden haben sich die Absolventen der Freiburger Musikhochschule im Jahre 2008 anlässlich eines Abschlusskonzerts – und dass es nicht bei diesem einmaligen Auftritt blieb, ist dem Erfolg und der sprudelnden Kreativität der Fünf zu verdanken. Zwar sind die jungen Herren von Unduzo ihren musikalischen Kinderschuhen entwachsen, doch sehen sie der Wahrheit ins Auge: Da ist noch was drin, da geht noch was! Zum Beispiel ein neues Programm mit einem Namen, der wie in Stein gemeißelt die bereits im letzten Programm zitierte Gratwanderung zwischen Sing und Unsing beschreibt: „Halbkünstler“. Da werden Geschichten erzählt, die mal abwegig, mal augenzwinkernd all das verarbeiten, was uns heute laut loslachen und morgen vor Verzweiflung weglaufen lässt (oder anders herum): das Öko-Establishment, skurrile Verhandlungen mit Petrus an der Himmelspforte, eine tres französische Liebesgeschichte oder das ein oder andere aus der Gedankenschublade des (Sänger-)Lebens.
Fr., 21. September, 19.30 Uhr SKF Halle 410, Vorverkauf 18, Euro, teilbestuhlt Jazzfunk aus Berlin – ein Land, in dem beim Jazz immer noch gern auf eins und drei mitgeklatscht wird, ist nicht gerade ein Hort von Funk und Soul. Wer jedoch den Jazzfunk der Berliner Jungs von Mo‘ Blow hört, wird eines Besseren belehrt, denn das Quartett hat den Groove im Blut. Ein Auslandsaufenthalt von Mastermind und Saxofonist Felix F. Falk legte den Grundstein für Mo‘ Blow: Sein Studienjahr in Liverpool 2002 brachte ihm nicht nur den Spirit der Fab Four, sondern ließ auch den Funk auf ihn überspringen. Noch in Liverpool gründete er mit Sahnefunk die Urform der Band. Zurück in Berlin rekrutierte er 2003 neue Mitstreiter und benannte die Band um: Zusammen mit dem Bassisten Tobias Fleischer, dem Schlagzeuger André Seidel und Pianist Matti Klein stand die Stammbesetzung, die das musikalische Spektrum immer mehr um Jazz und Soul erweiterte. „For those about to Funk“ heißt ihr aktuelles Album, produziert von Nils Landgren auf dem renommierten Plattenlabel ACT, bei dem auch Michael Wollny publiziert.
Sa., 22. September, 17.30 Uhr SKF Halle 410, Vorverkauf 35 bis 26 Euro Musikalische Lesung für die ganze Familie – das Fliegende Kamel erzählt Geschichten von Nasreddin Hodscha, dem Held zahlreicher seit dem 14. Jahrhundert überlieferter Narrengeschichten aus dem Orient. Hodscha – vergleichbar mit Till Eulenspiegel – lügt, dass sich die Balken biegen, er ist wunderlicher Hochstapler aber auch Philosoph voll hintergründiger Weisheit. Paul Maar erzählt in seinem neuesten Werk einige der alten und berühmten Nasreddin-Geschichten auf seine persönliche Art nach und erfindet zusätzlich neue Schelmengeschichten, die er im Hier und Heute ansiedelt. Zusammen mit den Schauspielern Vassiliki Toussa und Wolfgang Krebs entsteht eine kurzweilige, facettenreiche und überraschend literarische Reise für die ganze Familie (ab 8 Jahren), deren Ausflüge in den Orient stilsicher von der Cappella Antiqua Bambergensis untermalt werden.
Do., 27. September, 19.30 Uhr Kunsthalle Schweinfurt Vorverkauf 32 bis 21 Euro Tango, Jazz und Bolero – mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker. Es begann als Experiment und endete im Triumph vor 2000 begeisterten Zuhörern bei den ersten Konzerten im April 2008. Das Ensemble Bolero Berlin, bestehend aus Solisten der Berliner Philharmoniker und international herausragenden Jazzmusikern, hat sich einer tiefsitzenden Leidenschaft verschrieben – der südamerikanischen Musik. Und diese Leidenschaft spürt und hört man bei jedem ihrer Konzerte. Ob mexikanischer und kubanischer Bolero, argentinischer Tango, Danzon oder brasilianischer Bossa Nova – „mit großer Leidenschaft und fantastischer Technik spielt das Ensemble Stücke, die entweder lateinamerikanischen Ursprungs sind oder in blitzenden Arrangements dazu umfunktioniert werden“ (Amberger Zeitung).
Fr., 28. September, 19.30 Uhr Kunsthalle, Vorverkauf 27 bis 18 Euro Aziza Mustafa Zadeh ist Musikalität pur, schon ihr Name klingt wie Musik. Kaum zu glauben, mit welcher Energie die zierliche aserbaidschanische Schönheit auf der Bühne agiert. Sie liebt und lebt ihre Musik, ein Crossover von Klassik und Oper, Jazz und Mugam, der traditionellen Improvisationsmusik ihrer Heimat. Aziza Mustafa Zadeh überschreitet dank ihrer virtuosen Technik am Klavier und ihrer ausgebildeten Stimme spielerisch die Grenzen musikalischer Genres und Traditionen. Sie verdichtet Orient und Okzident in einer genialen Jazz-Synthese – eine musikalische Welt- und Zeitreise. Ihre Stimme ist äußerst wandelbar, weich, hart, melancholisch, schmeichlerisch, groß und immer von instrumentaler Präzision. Da folgt wahnwitziger Scat-Gesang auf Opernarien oder gehauchte Balladen. Kaum eine Gattung, die bei ihr nicht aufblitzt: das Orientalische ihrer Heimat Aserbaidschan, die große Literatur des Klaviers, die Werke der italienischen Oper. Aziza Mustafa Zadeh stammt aus Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans. Ihre Leidenschaft für Musik wurde ihr bereits in die Wiege gelegt: Ihr Vater Vagif Mustafazade war Pianist und Komponist und einer der führenden Vertreter des Mugam Jazz in Aserbaidschan. Ihre Mutter Eliza ist eine klassisch ausgebildete Sängerin aus Georgien. maw
Wo gibt es Karten?
Vorverkauf online über www.nachsommer.de und Ticketmaster sowie an allen angeschlossenen Vorverkaufsstellen, unter anderen in der Geschäftsstelle des Schweinfurter Tagblatts. Hotline: Tel. (09 31) 60 0160 00. Ausschließlich in der Geschäftsstelle des Schweinfurter Tagblatts gibt es das Familienticket: Bei einem voll zahlenden Erwachsenen kostet ein Platz für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre in derselben Kategorie nur 10 Euro.
Der Sozialtarif: Gegen Vorlage des Schweinfurter Sozialausweises, ebenfalls in der Schultesstraße 19 a, wird ein Rabatt von 25 Prozent auf alle Nachsommer-Tickets gewährt. Die Ermäßigung ist beschränkt auf zwei Eintrittskarten pro Veranstaltung; die vergünstigten Karten sind nicht übertragbar.