Sie gehörten einst zum Stadtbild, die US-Soldaten in Schweinfurt. In einer der größten amerikanischen Garnisonen Europas waren zeitweise bis zu 12 000 Personen, zivile sowie militärische, stationiert. Das Deutsch-Amerikanische Nachkriegsmuseum der Familie Bausewein in Rütschenhausen hält diese Erinnerungen mit der Ausstellung von militärischem Gerät, Zeitungsausschnitten und Bildern wach.
Am 11. April 1945 erreichte die 42. Division der siebten US-Armee Schweinfurt. Nachdem die Stadt zuvor zwei Tage lang durch Artillerie beschossen worden war, besetzten die Amerikaner die Wehrmachtskasernen, die später in Ledward Barracks und Conn Barracks umbenannt wurden. Militärische Einrichtungen waren über den gesamten Landkreis verteilt, wie die Übungsplätze am Brönnhof und in Sulzheim oder die Victory-Schießanlage im Haardtwald. Hinzu kamen ebenso zivile Einrichtungen wie eine Highschool, Kliniken und Einkaufsmöglichkeiten.
Deutschen und Amerikaner veranstalteten gemeinsame Volksfeste
Auch auf das Stadtbild und kulturelle Leben in Schweinfurt hatten die amerikanischen Soldaten einen großen Einfluss. Die Niederwerrner Straße beispielsweise füllte sich bis in die Nacht mit deutsch-amerikanischem Leben und war ein interkultureller Boulevard mit vielen gastronomischen Betrieben. Im Frühjahr und im Herbst wurden gemeinsame Volksfeste abgehalten. Diese schliefen allerdings nach 2002 ein, da die Sicherheitskontrollen nach dem 11. September 2001 zu strikt wurden. Ebenso waren die Ledward Barracks ganzjährig für Deutsche nicht mehr zugänglich, und die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft. Am 19. September 2014 verließen die letzten US-Angehörigen Schweinfurt, nachdem die Auflösung des Standortes schon 2012 beschlossen worden war.
Im Deutsch-Amerikanischen Nachkriegsmuseum in Rütschenhausen wird diese Erinnerung mit vielerlei Ausstellungsstücken von typisch amerikanisch-militärischen Gerät oder auch Zeitungsausschnitten lebendig gehalten. Der Rundgang beginnt mitten im Zweiten Weltkrieg und beschreibt eindrücklich, warum die Amerikaner überhaupt nach Schweinfurt kamen.
"Entwickelt hat sich die Idee zum Museum aus der privaten Sammlung meines Vaters", beschreibt Max Bausenwein den Ursprungsgedanken für das am 16. April 2011 eröffnete Museum. Im hinteren Teil des auf 600 Quadratmetern angelegten Museums ist eine Szene nachgestellt, wie ein US-Soldat einem kleinen Jungen einen Schokoriegel schenkt. "Die Kinder haben oft die sogenannten C-Rationen bekommen. Da waren halt Sachen drin, die man in Deutschland gar nicht gekannt hat", meint Bausenwein. Dessen Vater hatte sich bei der Museumseröffnung daran erinnern können, zum ersten Mal Cocos-Schokolade gegessen zu haben.
Beeindruckend auch die militärische Sammlung: Von Munitionskisten über Orden und Gewehre bis hin zu Panzern wie dem M48 reicht die Bandbreite. Im Aufbau des Museums steckt viel Arbeit: "Für die Restauration eines Jeeps braucht es 500 und 800 Stunden", erläutert Bausewein. Die Fahrzeuge sind in einem guten technischen Zustand und fahrbereit. Waffenfähig sei allerdings keines der Exponate. Hier gebe es sehr strikte Vorschriften zur Demilitarisierung solchen Geräts, erläutert der Museumsbetreiber.
Momentan liegt das Museum allerdings etwas brach, "da ich beruflich nicht vor Ort bin und mein Vater aufgrund seines Gesundheitszustandes sich nicht kümmern kann", erläutert Bausewein. Führungen können bei Bedarf vereinbart werden unter Telefon (09726) 3903 oder info@militaerbestaende.de