Zwei Dutzend Zuschauer beobachteten den Aufbau der handwerklichen Werbeanlage, unter ihnen die beiden Stadträte Dr. Kurt Vogel und Stefan Labus. Von einem Kranwagen wurde das 300 Kilo wiegende Röhrenwerk auf eine doppelt so schwere, fest verankerte Stahlplatte gehoben und verschweißt. "Pannen-Service" stand auf dem LKW - die einzige Panne war aber, dass sich der Kranwagen nach getaner Tat in den matschigen Untergrund eingrub - "die Rache der Matschinskys?" - und von einem Abschleppwagen herausgezogen werden musste.
"Rheseus"-Besitzer Rolf Hofmann würde ihn der Stadt schenken, falls er dafür im Gegenzug marode Schultoiletten, gegen die übliche Bezahlung, sanieren dürfte. "Schauen wir mal, ob die Stadt auf uns zukommt". Er rechnet eher mit Auflagen, dass man ihm einen Platz zuweist, wo er den "Rheseus" endgültig aufstellen soll. "Wenn niemand etwas dagegen hat, sollte das Röhrengebilde jedoch vor dem Geschäft stehen bleiben", sagt Hofmann. Insgeheim hatte er schon vor der Aufstellung am Montag mit einem "Anweisungs-Fax von behördlicher Seite gerechnet", nachdem die Tageszeitungen den Event publik gemacht hatten.
2500 Euro sei der reine Materialpreis für 300 Kilo verarbeitetes Rohr, ohne Grundplatte, berichtet der S + H - Chef; selbstverständlich sei da die Arbeitszeit von fünf Mitarbeitern an etlichen Samstagen nicht mitgerechnet. Hofmann vermutet, dass der Berliner "Große Theseus" 1992 in Formen gegossen worden ist, aus Chrom-Nickel-Stahl; auf dem Foto sehe seine Oberfläche rau aus, "während unsere Standard-Rohre glatt sind", so Hofmann.
Ob der Werbegag vor S + H den 1. April überdauert? Ob die Stadtverwaltung mit behördlicher Macht auf den "Rheseus" reagiert? Die "Kunsthandwerker" sehen der Entwicklung jedenfalls mit großer Gelassenheit entgegen. Aber auch sie stellen klar: "Unser Rheseus ist kein Theseus, ja nicht einmal eine autorisierte Kopie, sondern eine Handwerker-Idee vom Stammtisch: So sieht er in etwa aus".