Lachende Kinder, viele strahlende Gesichter, Menschen aus verschiedenen Ländern und köstliches Essen. Beim ersten Nachbarschaftsfest des Vereins Interkult und der Diakonie Schweinfurt herrschte im Innenhof der Friedenstraße Nummer 7 ½ buntes Treiben und ausgelassene Stimmung. Mit der Aktion soll auch ein Schritt getan werden, dass hier im Gründerzeitviertel weniger übereinander, sondern mehr miteinander gesprochen wird.
Vor acht Jahren gründete die zweite Bürgermeisterin Schweinfurts, Sorya Lippert, den Verein Interkult. "Bis jetzt sahen wir unsere Verpflichtung darin, die Leute, die neu zu uns kommen, zu befähigen in dieser Welt ihren Platz zu finden", erklärt die CSU-Stadträtin. Ziel des Vereins ist es vor allem, geflüchteten Frauen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern, aber auch zu unterstützen in Sachen Kindererziehung etc. In den Räumlichkeiten des Vereins nähen Frauen Taschen und übernehme kleinere Caterings.
Aktuell jedoch verschlechtern sich die Bedingungen für Integration, findet Lippert. "In letzter Zeit nehme ich zunehmend wahr, dass es auch notwendig ist, die Bürger, die schon immer hier gelebt haben, ein bisschen dafür zu erwärmen, dass Integration auch ein Gewinn für unsere Gesellschaft sein kann." Man könne sich gegenseitig bereichern, ist die in Pakistan aufgewachsene Bürgermeisterin überzeugt.
Im Schweinfurter Gründerzeitviertel haben fast die Hälfte aller Bewohnerinnen und Bewohner einen Migrationshintergrund. Das Viertel zählt als sozialer Brennpunkt. Mit dem Beginn des Jahres hat auch das Quartiersmanagement der Diakonie die Arbeit im Gründerzeitviertel aufgenommen, erklärt Diakoniemitarbeiterin Helene Zirkelbach am Rande des Nachbarschaftsfests in der Friedenstraße. Man möchte Ansprechpartner für die verschiedenen Menschen und verschiedenen Kulturen sein, erklärt sie. "Wir möchten die Menschen miteinander verbinden", sagt Zirkelbach.
Gelingen soll das, in dem man die Leute aus ihrer "Komfortzone herausholt". Die Diakonie möchte in verschiedenen Projekten dafür sorgen, dass die verschiedenen Communities nicht mehr nur unter sich bleiben. Neben dem Erlernen der deutschen Sprache gehöre es auch dazu, mit den Menschen um einen herum etwas zu tun haben zu wollen, fordert Zirkelbach. Auf den wenigen Quadratmetern im Innenhof in der Friedenstraße 7 ½ war schön zu sehen, wie das funktionieren kann, wenn sich Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen begegnen. Im Gründerzeitviertel gebe es im Alltag jedoch wenige Orte der Begegnung, klärt Zirkelbach auf. Das befördert auch, dass die Menschen eher übereinander statt miteinander sprechen. "Wir sehen es als unsere Aufgabe an, das aufzubrechen. Wir müssen Wege finden, dass über diese Hemmschwelle gegangen wird."
Die Nachbarschaftsfeste soll es künftig regelmäßig geben, verrät Bürgermeisterin Lippert angesichts des geglückten Auftakts. Es soll auch dazu dienen, dass Probleme im Viertel direkt untereinander angesprochen werden können. Die Vermüllung der Straßen und Wege ist nur eines. "Wenn man nicht miteinander redet, weiß man nichts voneinander", so Lippert. "Diese Gesellschaft funktioniert nur, wenn sich jeder irgendwo um jeden kümmert."