Milford und Meßmer sind nicht nur Teegenießern ein Begriff. Die bunten Packungen mit den kleinen, aromatischen Beuteln der bekannten Teemarken stehen in den Regalen vieler Supermärkte und Discounter. Hergestellt werden die Kräuter-, Früchte- oder Schwarzteesorten unter anderem im Kräuterhaus Wild. Das Werk in Grettstadt ist das größte Teewerk der Unternehmensgruppe und ist zugleich in einem speziellen Branchensegment ganz vorne dabei – als größter europäischer Arzneitee-Hersteller.
Bei seinem ersten Unternehmensbesuch nach zweijähriger Corona-Pause habe sich Landrat Florian Töpper beeindruckt gezeigt, heißt es in einer Presseinformation des Landratsamtes Schweinfurt. Töpper: "Es freut mich sehr, dass im Landkreis Schweinfurt eine solche unternehmerische Erfolgsgeschichte geschrieben wird."
Rund 3,2 Milliarden Teebeutel verlassen jährlich das Kräuterhaus Wild, mit steigender Tendenz. Produziert werden sie in einem hochmodernen Maschinenpark, dessen Abläufe so optimiert sind, dass bis zu 400 Beutel pro Minute an einer der 58 Teemaschinen hergestellt werden können.
13 Tochterunternehmen in mehr als 40 Ländern
Töpper habe sich auch über die Firmenstruktur informiert. "Tee ist das Herzstück unseres Unternehmens, aber wir haben viel mehr zu bieten als Tee", wird in der Presseinformation Christoph Osegowitsch zitiert. Er ist Vorstandsmitglied der Laurens Spethman Holding (LSH), zu der das vor 52 Jahren eröffnete Werk in Grettstadt seit 1990 gehört. Das in vierter Generation geführte Familienunternehmen mit Stammsitz in Seevetal bei Hamburg agiert auf vielfältige Weise im Lebensmittelsektor, produziert und vertreibt neben Tee auch Riegel, Süßstoffe, Cerealien, Nüsse, Trockenfrüchte und nachhaltige Verpackungen aus Maisgrieß.
"Gesunder Genuss für ein gesundes Leben" lautet laut Presseinformation das Leitmotiv der LSH, die mit 13 Tochterunternehmen in mehr als 40 Ländern und fast 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aktiv ist. Die Ostfriesische Tee Gesellschaft als größte Tochter sei auf dem europäischen Markt nicht nur mit ihren eigenen Marken führend, sondern gleichzeitig in den Geschäftsfeldern Handelsmarken, B2B (Business-to-Business) und Außer-Haus-Markt aktiv. Der Gesamtkonzern erwirtschaftet laut Pressemitteilung einen Umsatz von über 700 Millionen Euro pro Jahr.
1300 Artikel im Kräuterhaus Wild
Zum Erfolg trage auch das Kräuterhaus Wild mit seinen zirka 1300 Artikeln bei. Grettstadt ist nach Auskunft von Werksleiter Alexander Polleit "ein stark wachsender und sicherer Standort innerhalb der Unternehmensgruppe". Heute sind dort 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, annähernd gleich viele Männer und Frauen, heißt es. Das Unternehmen setze zudem auf eine Mischung aus langjährigem und jungem Personal sowie auf ein familiäres Betriebsklima.
Der Verpackungsbereich ist größtenteils automatisiert, hier setzen Robotergreifarme die fertigen Teeschachteln millimetergenau auf Paletten. Auf diese speziellen "Cobots" sei die Unternehmensführung besonders stolz, heißt es, denn sie seien hausintern entwickelt worden.
Tee als Heißaufgussgetränk genießen die Kundinnen und Kunden am meisten im Herbst und Winter. Deshalb ist das Lager in Grettstadt zurzeit gut gefüllt. Die Saison nimmt Ende August richtig Fahrt auf und dauert dann bis März. Höchstes Augenmerk liege auf lückenloser Qualitätskontrolle sowie einer schonenden Verarbeitung, so das Unternehmen. Der Biotee-Anteil liege bereits bei einem Drittel.
Vollautomatische Hochregallager
Aufgrund des Wachstums hat das Unternehmen erheblich in den Standort investiert, darunter in die Lagerlogistik. 2016 wurde das vollautomatische Hochregallager erweitert, das seitdem ein Fassungsvermögen von 22.000 Palettenstellplätzen hat. Von diesem Zentrallager erfolgt die Warenauslieferung aller Produkte aus der gesamten LSH-Gruppe - von Tee über Müsliriegel bis Cornflakes - in den süddeutschen und südeuropäischen Raum. Weitere Investitionen sind laut Presseinformation geplant. Drei angrenzende Grundstücke habe sich das Unternehmen bereits gesichert, heißt es. Angedacht sind Erweiterungen der Bereiche Verpackungsmaterial und Fertigproduktlogistik.
Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde sei gut und eng, lobte laut Pressemitteilung Werksleiter Polleit, was Bürgermeister Ewald Vögler, der den Landrat bei seinem Besuch begleitete, bestätigt habe. Vögler sicherte die weitere Unterstützung der Gemeinde zu.
Landrat Florian Töpper habe das Engagement am Standort gewürdigt: "Mittelständische Unternehmen wie das Kräuterhaus Wild sind wichtige Arbeitgeber im Landkreis Schweinfurt und nehmen eine Ankerfunktion in unserer heimischen Wirtschaft ein", so Töpper. In der anschließenden Diskussionsrunde sei unter anderem der Fachkräftemangel Thema gewesen. LSH-Vorstandsmitglied Osegowitsch habe von sehr großen Herausforderungen bei der Mitarbeitersuche berichtet. Insbesondere werden Mitarbeiter in den Bereichen Technik, Lager und Maschinenbediener gesucht. Das Unternehmen habe auch bereits positive Erfahrungen bei der Integration von Geflüchteten gemacht und zeige sich weiterhin offen dafür.
Organisiert wurde der Unternehmensbesuch im Kräuterhaus Wild von der Wirtschaftsförderung des Landkreises Schweinfurt. Das vor der Corona-Pandemie etablierte Format soll in Zukunft wieder regelmäßig stattfinden und einen Austausch mit Firmen und Betrieben im Landkreis Schweinfurt ermöglichen, teilt das Landratsamt mit.