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Mönchstockheim
Nach tödlichem Verkehrsunfall in Mönchstockheim: Ersthelfer werfen Fragen zu Anfahrtszeit des Rettungswagens auf
Helfer meldeten sich nach dem Unfall bei der Redaktion mit kritischen Fragen zum Einsatz. Hier die Antworten der Integrierten Leitstelle Schweinfurt.
Ein Traktorfahrer starb am Samstag nach dem Zusammenstoß mit einem Auto auf der Staatsstraße  zwischen Mönchstockheim und Donnersdorf. Helfer vor Ort berichten, dass es aus ihrer Sicht sehr lange gedauert habe, bis ein Rettungswagen an der Unfallstelle gewesen sei.
Foto: Michael Mößlein | Ein Traktorfahrer starb am Samstag nach dem Zusammenstoß mit einem Auto auf der Staatsstraße zwischen Mönchstockheim und Donnersdorf.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 08.07.2023 05:10 Uhr

Es war ein folgenschwerer Verkehrsunfall, der sich am Samstagnachmittag auf der Staatsstraße zwischen Mönchstockheim und Donnersdorf ereignete. Als ein 42-Jähriger mit seinem Traktor an einem Feldweg links abbiegen wollte, übersah er laut Polizei offenbar, dass ein Autofahrer bereits zum Überholen angesetzt hatte. Trotz eines Ausweichmanövers fuhr dieser auf die landwirtschaftliche Maschine auf, die sich durch den Aufprall drehte, umstürzte und auf dem Dach zum Liegen kam. Der Traktorfahrer erlitt dabei so schwere Verletzungen, dass er kurz nach der Einlieferung in einem Krankenhaus verstarb.

Nach dem schrecklichen Ereignis bleibt eine Frage unbeantwortet: Haben die Rettungskräfte zu lange gebraucht, bis sie am Einsatzort waren? Mehrere Personen, die vor Ort waren, haben sich an die Redaktion gewandt und berichteten unabhängig voneinander, dass es eine halbe Stunde gedauert habe, bis der erste Rettungswagen zur Unfallstelle gekommen sei. Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte hätten zunächst Ersthelfer den Schwerstverletzten reanimiert, teilten diese mit.

Hilfsfrist im ländlichen Raum bis zu 15 Minuten

Im Freistaat gibt es eine vorgeschriebene Hilfsfrist. Im Bayerischen Rettungsdienstgesetz heißt es dazu: "Notfälle im Versorgungsbereich einer Rettungswache sollen in der Regel spätestens zwölf Minuten nach dem Ausrücken eines Rettungswagens, Notarztwagens, Intensivtransportwagens oder Notarzteinsatzfahrzeugs erreicht werden können."

Für Notfälle und den Rettungsdienst in der Region Main-Rhön ist die Integrierte Leitstelle Schweinfurt (ILS) zuständig. Dessen stellvertretender Leiter, Klaus Wörner, verweist auf Nachfrage zunächst darauf, dass in ländlichen Gebieten die Hilfsfrist sogar bis zu 15 Minuten betragen darf. Dies gelte für den Unfall in Mönchstockheim, und hier seien die Rettungskräfte "binnen Hilfsfrist" vor Ort gewesen. Die Alarmierung der ILS erfolgte nach Angaben Wörners um 14.03 Uhr. Der Rettungswagen sei um 14.16 Uhr, also 13 Minuten später am Einsatzort gewesen. Eine Minute später kam der ebenfalls gerufene Notarzt hinzu.

Möglicherweise Verwechslung mit anderem Rettungsdienstfahrzeug

Er könne sich dies alles nur so erklären, dass Beobachtende vor Ort das Eintreffen des "Einsatzleiters Rettungsdienst" (ELRD) mit dem Notarzt verwechselt hätten. Beide Wagen sehen sich sehr ähnlich. Und das ELRD-Fahrzeug ist laut Wörner tatsächlich erst 30 Minuten nach der Erstalarmierung am Unfallort angekommen. "Für dieses gilt aber keine Hilfsfrist", betont der ILS-Mann. Dieser Einsatzleiter sei nur für die Koordination zuständig, nicht für die medizinische Versorgung. 

Dass der Rettungswagen aus Haßfurt kommen musste, weil das Fahrzeug am Standort Gerolzhofen zur Unfallzeit schon bei einem anderen Einsatz benötigt wurde, sieht Wörner nicht als problematisch an. Das Leitstellensystem würde automatisch anhand der GPS-Daten der verfügbaren Einsatzfahrzeuge immer das nächstgelegene alarmieren. 

Dennoch stellt sich eine weitere Frage: Warum wurde die ILS erst um 14.03 Uhr informiert? Denn die Polizeiinspektion Gerolzhofen erhielt nach eigener Auskunft bereits um 13.57 Uhr einen Notruf per Handy. Diesen habe sie sofort an ihre eigene Polizeieinsatzzentrale in Würzburg weitergegeben. Wann diese den Notruf wiederum an die ILS weitergeleitet hat und warum es somit sechs Minuten dauerte, bis der Alarm schließlich dort aufschlug, ist unklar. Die Bitte um eine Stellungnahme bei der Pressestelle des Polizeipräsidiums blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Nach dem Rettungsdienstgesetz wäre aber trotz dieser sechs Minuten die Hilfsfrist eingehalten worden. "Zeiten ab Notrufeingang, der Disposition und der Alarmierung werden nicht berücksichtigt", heißt es dort.

 
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  • L. F.
    Warum wurde der Artikel jetzt nochmal ausgegraben und heute am 04.07.2023 11:38 als aktualisiert markiert?
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  • H. F.
    Dass der Rettungsdienst so lange gebraucht hat, liegt auch daran, dass die Hilfsfrist in Bayern relativ lang ist. In anderen Bundesländern ist sie teilweise deutlich kürzer. Im übrigen hat die Feuerwehr eine ebenfalls deutlich kürzere Hilfsfrist. Das eigentliche Problem ist leider die Finanzierung des ganzen. Eine Verkürzung der Frist lässt sich nur durch mehr Rettungswachen, mehr Fahrzeuge und mehr Personal erreichen. Das aber käme sehr teuer. Und wie es finanziell im Gesundheitswesen aussieht, ist ja hinlänglich bekannt. Also bleibt nur zu hoffen, dass man möglichst gesund bleibt. Durch Vorsicht und Rücksicht lässt sich zudem im Straßenverkehr mancher Unfall vermeiden. Trotz dieser Probleme dürfen wir zufrieden sein, denn wir haben eines der besten Rettungsdienst- Systeme der Welt.
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    Schuld daran ist hauptsächlich die Politik in Bayern. Überall nur Einsparungen und wo anders wird das Geld verprasst wie bei prunkbauten um ein denkmal zu setzen. Hier in haßfurt kann man so oft Einsätze beobachten wo 2 bis 3 rettungsfahrzeuge und Feuerwehr zu einem Einsatz fahren und nach kurzer Zeit sind sie wieder verschwunden. Irgendwie läuft da was schief wie so vieles in unserem Land.
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  • G. B.
    Wie kann es sein, dass sich verschiedene Zeugen, unabhängig voneinander, melden, dass der Rettungsdienst erst eine halbe Stunde später eingegangen sei, wenn eigentlich schon medizinisch Hilfe vor Ort war.
    Das erscheint mir sehr unwahrscheinlich!
    Entscheidend ist doch, wann dem Opfer medizinisch geholfen wird - und das scheint dann halt doch länger als 13 Minuten gedauert zu haben.
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  • E. K.
    13 Minuten? Spitzenwert!

    Noch vor einigen Tagen war in der MainPost vom einem Verantwortlichen für den Rettungsdienst zu lesen, man könne im Bedarfsfall die Rettungskräfte auch zu Fuß losschicken!

    Im Fall der Fälle hiese dies ca. 5-6 Minuten ab Gerolzhofen plus 15-20 Minuten Fußweg.

    Ganz abgesehen davon, wie lange sich 13 Minuten anfühlen, wenn man dringend auf Hilfe wartet. Es ist einfach unendlich lang......

    Also lassen sie bitte die "Schuld" dort, wo sie hingehört und zeigen sie Respekt vor der Arbeit der Rettungskräfte.

    Was wäre, wenn es sie nicht gäbe.....
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  • R. B.
    "Lieber Herr Pfister, wie haben Sie so schön geschrieben: "Beobachtente (also Gaffer) haben festgestellt, dass der Rettungsdienst erst eine halbe Stunde nach der Alarmierung eintraf." Hätte einer dieser Beobachter sofort die 112 gewählt, dann hätte er festgestelltdaß der Rettungsdienst schon nach 13 Minuten eingetroffen ist und Sie hätten sich Ihren Unsinnigen Artikel gespart!"
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  • J. H.
    Wahrscheinlich haben die Rettungskräfte so lange gebraucht, weil sie sich erst durch die Massen der "Beobachtenden" mit ihren Stoppuhren durchkämpfen mussten....
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  • K. E.
    Jeder der auf einen Rettungswagen oder Notarzt wartet weiß was es heißt einen Verunfallten zu versorgen. Leider ist es im ländlichen Raum schon öfter so das die Fristen nicht eingehalten werden , bzw. werden können, zumal dieses Gesetz sowieso Augenwischerei ist, denn wie heißt es auch im Artikel so schön? "Zeiten ab Notrufeingang, der Disposition und der Alarmierung werden nicht berücksichtigt" Ich finde die Vorkommentare sehr interessant und stimme diesen sogar teilweise zu, behaute aber , dass jeder , der lange warten muss sich auch aufregt. Ohne damit etwas bewerten zu wollen. Allerdings ist es schon seltsam wenn mehrere Zeugen unabhängig voneinander gleiche Aussagen bezüglich der Zeit machen.
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  • S. W.
    Die Hilfsfrist ist ein Wert zur Planung. Er bedeutet nur, dass in x% der Fälle (je nach Landesrettungsdienstgesetz) eine Erreichbarkeit in der Hilfsfrist gegeben sein muss. Ist dies nicht der Fall werden planerische Maßnahmen ergriffen, wie z. B. die Umsetzung von Rettungswachen oder die Vorhalteerhöhung (mehr Fahrzeuge und Personal zu bestimmten Zeiten).
    Aus der Hilfsfrist ergibt sich kein Anspruch auf ein Eintreffen eines Rettungsmittels in einer bestimmten Zeit im Einzelfall.
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  • G. W.
    Bei Unfällen sollte grundsätzlich die 112 gewählt werden.

    Die Rettungskräfte der integrierten Leitstelle sind in der Lage, auch die Polizei anzufordern.

    Die sechs Minuten, bis die Meldung von Polizei 110 hier bis
    Rettungsdienst/Feuerwehr 112
    gebraucht hat können wirklich entscheidend sein.
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  • S. K.
    man kann froh sein
    wenn überhaupt noch ein Rettungsdienst kommt
    so wie mit denen umgegangen wird

    wenn Busfahrer krank sind fallen die Fahrten einfach aus
    wenn Rettungskräfte krank sind
    fahren sie trotzdem
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  • M. S.
    Und was wäre wenn die Hilfsfrist nicht eigehalten worden wäre bzw. wenn dies aus irgendwelchen Gründen nicht möglich war?

    Ich bin mir sicher, dass alle Retungskräfte d.h. Notärzte, Sanitäter, Polizei, Feuerwehr etc. alle ihr Bestes geben!

    Mir missfällt der forsche Ton den Herr Pfister an den Tag legt!

    Gerade in den letzten Tagen wurde z.B. berichtet dass immer mehr falsche Notrufe bei der ILS eingehen, das dort Disponenten fehlen. Über die geringe Anzahl von Notärzten wurde auch schon in der Zeitung berichtet. Und auch die Anzahl der Feuerwehrleute ist wenn es unglücklich läuft auch nicht hoch.

    Und trotz dieser ganzen, nicht selbstverschuldeten Schwierigkeiten leisten alle super Arbeit.
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  • E. E.
    Ich denke aus Rücksicht auf alle, sollten solche Fragen nicht über die Medien ausgeschlachtet, sondern zunächst intern geklärt werden. Vermutungen und Gerüchte helfen weder den Betroffenen, noch künftigen Einsätzen.
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  • C. B.
    Was mir bei dieser Fragestellung, warum die Rettung erst so spät kam.... als erstes durch den Kopf ging....
    Wie oft, und das ist allgemein bekannt, wird der Rettungsdienst für einen Schwachsinn gerufen und somit auch oft als Taxi missbraucht. Und dann ist er eben blockiert, und es muss von weiter weg einer anfahren, was dann oft zum Nachteil von wirklichen Notfällen ist.
    Und es gibt hunderte von Beispielen..
    Da bekomm ich einfach nur ne Wut. Und wenn solche "Notfälle" dann vielleicht auch mal nicht mitgenommen werden, oder an den Hausarzt verwiesen werden, dann gibt's auch noch Beschwerden und die Sanitäter müssen sich rechtfertigen.
    Einfach nur krank, sowas...
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  • I. E.
    Muss man dieses Unglück so ausschlachten?
    Denkt doch bitte mal an die Familie des Verstorbenen - was das mit ihnen macht, wenn sie tagtäglich, sobald sie die Zeitung aufschlagen - ein Foto von diesem umgestürzten Traktor sehen! Lasst bitte wenigstens dieses Foto weg!
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  • D. E.
    Gilt das auch für alle verunfallten PKWs und LKWs mit tödlichem Ausgang oder nur für Traktoren?
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  • C. J.
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • I. E.
    Ja, das gilt auch für PKW, LKW, Motorräder - einfach alle Fahrzeuge von Unfällen mit einem tödlichen oder schwer verletzten Beteiligten.
    Die Folgen für die betroffenen Familien sind eh schon grausam - und es ist ein Unding, jedes Mal, wenn sie die Zeitung aufschlagen, wieder neu damit konfrontiert zu werden!
    Danke @guugelfisch für Ihren Kommentar!
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  • S. O.
    @Steigerwaelder: Ihr Kommentar ist sehr passend, einfühlsam und menschlich einfach topp.

    Ich weiß nicht warum, aber gerade das Bild dieses Traktors bzw. dessen wiederholte Verwendung finde ich noch schlimmer/ unpassenderer als andere Fotos von in Unfälle verwickelten Fahrzeugen. Vlt. weil der IHC ein eher kleiner Traktor ist und der Fahrer relativ ungeschützt sitzt oder weil er mich an meinen Papa erinnert, der ebenfalls einen hatte und auch nicht mehr lebt oder vlt. auch weil ich gerade die Traueranzeige las.

    Der Verstorbene jemandes Vater, Sohn, Bruder, Onkel... - und ich denke keiner, der ihn kannte und nun vermisst, braucht die Arten von Erinnerungen bzw. Assoziationen die durch so ein Foto entstehen.

    Manchmal ist ein Symbolfoto die bessere Wahl.

    Für mich gilt das übrigens für alle Fotos von Unfällen mit tödlichem Ausgang. Und so ein nah-dran-Foto wie bei diesem Unfall sollte man nicht einmal im Initialbericht verwenden.
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