Der Polizei-Großeinsatz an der Adolph-Kolping-Berufsschule in Schweinfurt am Donnerstag wirkt nach. Wie berichtet, hatte am Donnerstag zu Schulbeginn ein 19-jähriger Mann aus Würzburg gegenüber einer Schülerin einen Amoklauf angekündig. Die Polizei rechnete mit dem Schlimmsten.
Dank der schnellen Reaktion der Schülerin, welche nach dem Erhalt der Nachricht umgehend die Schulleitung informierte, konnte sofort die Polizei alarmiert werden. Diese sicherte das Gebäude mit einem Großaufgebot ab. Den Tatverdächtigen konnten die Beamten kurze Zeit später am Hauptbahnhof festnehmen. Er trug keine Waffe bei sich.
Einen Tag danach dauern die Ermittlungen der Polizei in Schweinfurt weiter an. Die Schulleitung der betroffenen Schule erklärt auf Anfrage der Redaktion, sich so lange nicht zum Vorfall äußern zu wollen, wie die Ermittlungen der Polizei fortlaufen. Derzeit ermittelt die Polizei wegen Störung des Friedens und Bedrohung sowie der Strafvereitelung, erklärt Polizeisprecher Enrico Ball auf Nachfrage der Redaktion. Grund dafür ist, dass wichtige Nachrichten nach Alarmierung der Polizei auf einem Handy wohl gelöscht wurden, so der Polizeisprecher. Der mutmaßliche Täter ist aktuell noch im Bezirkskrankenhaus untergebracht.
Der Vorfall schlug auch bei anderen Schulen in Stadt- und Landkreis Schweinfurt Wellen. Doch wie ist die Situation an den anderen Schweinfurter Schulen? Gab es dort auch schon derartige Vorfälle? Und welche Präventionsmaßnahmen wurden möglicherweise schon getroffen? Die Redaktion hat bei den größten Schulen nachgefragt, allerdings nicht von jeder eine Auskunft erhalten.
Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt
Im Alexander-von-Humboldt-Gymnasium existiere ein Kriseninterventionsteam, teilte Mitarbeiter der Schulleitung Matthias Rascher mit. Dieses bestehe aus Schulleitung, Lehrkräften und Eltern und habe sich auf alle möglichen Szenarien vorbereitet und detaillierte Anweisungen ausgearbeitet. So gebe es ein ausführliches Konzept für Krisenfälle, das regelmäßig in Klassenleiterstunden, in Elternbeiratssitzungen und Lehrerkonferenzen thematisiert würde.
Die Schule nehme wie bereits 2009 jede Gewaltandrohung ernst und melde sie sofort der Polizei. Damals wurde schriftlich ein Amoklauf angedroht, was sich jedoch als schlechter Scherz eines Schülers herausstellte. Für den Fall einer solchen Gewalttat, so heißt es, biete man durch ausgebildete Krisenseelsorger psychologische Hilfe an und man habe enge Verbindung zum Kriseninterventions- und -bewältigungsteam bayerischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen in Würzburg.
Mittelschule in Gerolzhofen
Die Mittelschule Gerolzhofen sieht sich auf Notlagen, zum Beispiel Gewaltandrohungen von Schülerinnen oder Schüler, aber auch für einen Brand im Schulhaus oder Energie-Blackout, "relativ gut vorbereitet". Das teilt Konkrektor Horst Hauck auf Anfrage mit. Einerseits gebe es einen Krisenplan mit Krisenmanagement-Anleitungen seitens des Schulamtes für alle Schulen. Andererseits hat die Mittelschule nach seinen Angaben ein eigenes Krisenpräventionsteam installiert, ebenso klare Abläufe für solche Fälle festgelegt. Hauck betont aber, dass es immer eine Individualentscheidung sei, je nach Bedrohungslage.
Im Notfall würde unter anderem eine Informationskette zwischen Polizei, Schulleitung, Lehrkräften, einem Beratungslehrer und dem Jugendsozialarbeiter an der Schule aktiviert werden. Auch könnte ein Schulpsychologe vom Schulamt zur Betreuung von Schülerinnen und Schülern hinzukommen. Ebenso wäre der Einsatz der Religionslehrkräfte als Seelsorger denkbar. Ob es bereits einmal einen Vorfall mit einer Gewaltandrohung an seiner Schule gegeben habe, dazu will sich der Konkrektor nicht äußern. Nur so viel sagt er dazu: "Die Kinder legen ihre Probleme nicht vor der Schultür ab."
Realschule in Schonungen
An der Realschule in Schonungen habe es solche Vorfälle wie an der Schweinfurter Berufsschule noch nicht gegeben, teilt Schulleiterin Christine Seuffert mit. Dennoch nehme man so etwas immer ernst. "Jede Schule hat ein Kriseninterventionsteam, das sofort eingeschaltet und das weitere Vorgehen besprochen wird", erklärt Seuffert. "In diesem Fall hätten wir ebenfalls sofort die Polizei verständigt."
In enger Zusammenarbeit mit den Beamtinnen und Beamten werde dann das weitere Vorgehen besprochen. "Es existiert ein Konzept, das gemeinsam mit der Polizei erarbeitet wurde. Dieses Sicherheitskonzept enthält für verschiedene Notsituationen die genauen Anweisungen für die gesamte Schulfamilie", so die Schulleiterin weiter. Von dem Vorfall an der Adolph-Kolping-Berufsschule hätten Lehrpersonal und Schüler erst spät erfahren. Man werde die Lehrkräfte nun dahingehend sensibilisieren, die Drohung und die Handlung der Polizei je nach Altersstufe zu thematisieren.
nein, der Mann befindet sich unserer Kenntnis nach nicht in Untersuchungshaft. Laut dem Polizeipräsidium Unterfranken lagen vergangene Woche aus Sicht der Staatsanwaltschaft keine ausreichenden Haftgründe vor, um den Mann in Untersuchungshaft zu nehmen. Sobald es etwas Neues gibt, werden wir darüber berichten.
Mit freundlichen Grüßen
Marcel Dinkel, Redakteur