Bischof Franz Jung kommt am Sonntag nach Kolitzheim, um in der Pfarrkirche St. Stephan den neuen Altar zu weihen. Der Pontifikalgottesdienst ist der festliche Abschluss einer umfassenden Kirchenrenovierung, die sich drei Jahre hinzog. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Kirche erstrahlt innen und außen als ein wahres Gesamtkunstwerk wieder in frischen Farben.
Im April 2016 begannen die Arbeiten am Gotteshaus. Als Ausweichquartier für die Messfeiern wurde der Musiksaal in der ehemaligen Schule gleich neben der Kirche hergerichtet. Bei besonderen Gottesdiensten, wie zum Beispiel Taufen, wich man auch mal in die katholische Kirche in Zeilitzheim aus. Am vergangenen Mittwochnachmittag nun fand der Umzug der Messgewänder und anderer Utensilien vom Ausweichquartier zurück in die fertig renovierte Kirche statt. Die drei Altäre wurden wieder geschmückt. Ein emotionaler Moment für die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer. Ein Moment, auf den sie monatelang hingearbeitet haben.
Die Gruppe rüstiger Rentner hat viele Arbeiten als Eigenleistung erledigt und damit der Pfarrei auch viel Geld gespart. "Sie haben mehrere tausend Arbeitsstunden geleistet", lobt Kirchenpfleger Markus Bauer. "Sie waren praktisch immer da, wenn man sie gebraucht hat."
Stolz auf das Erreichte
Dem ehrenamtlichen Kirchenpfleger ist die Erleichterung, aber auch der Stolz über das Erreichte deutlich anzumerken. Die zurückliegenden drei Jahre brachten auch für Markus Bauer eine ungeheure zeitliche Belastung mit sich. "Ich weiß gar nicht, wie viele Sitzungen und Besprechungen wir gehabt haben." Letztlich sei aber alles reibungslos verlaufen, die Architekten und besonders die beteiligten Handwerker und Fachfirmen hätten eine hervorragende Arbeit abgeliefert. Und: Man habe den vorab kalkulierten Kostenrahmen von 1,4 Millionen Euro einhalten können. Bei einer Bauzeit, die über drei Jahre gedauert hat, kann man dies als durchaus ungewöhnlich bezeichnen.
Die Kirche wurde quasi von Kopf bis Fuß renoviert, vom riesigen Turm bis hin zum kleinen Wallfahrt-Vortragebild. Im Innern des über die Jahrzehnte von Vögeln völlig verdreckten Glockenturms, dessen zwei untere Stockwerke mit ihren Schießscharten mutmaßlich noch von der gotischen Vorgängerkirche stammen, waren Zwischendecken teilweise eingestürzt gewesen.
Bei Untersuchungen stellte sich dann auch noch heraus, dass der Dachstuhl des Langhauses einen Pilzbefall aufwies. Spezialisierte Zimmermänner mussten aus der historischen Balkenkonstruktion ganze Stücke herausnehmen und ersetzen. Zuletzt wurde das Langhaus neu eingedeckt, wobei man für Fledermäuse extra Einfluglöcher offen ließ.
Sonnenuhr blieb erhalten
Beim Außenanstrich in Gelb und gebrochenem Weiß wurde die alte Sonnenuhr an der Südseite des Turms erhalten. Die Architektur des dreigliedrigen Hauptportals mit seinen Pilastern und den geschweiften Giebeln wird jetzt durch die unterschiedliche Farbgebung noch hervorgehoben. Zum Abschluss der Außenarbeiten wurde der südlich gelegene Seiteneingang, der sonst immer abgeschlossen war, aufgewertet, indem dort jetzt über eine Rampe ein barrierefreier Zugang angelegt wurde. Dieser Seiteneingang, der der Straße am nächsten liegt, soll jetzt der eigentliche Haupteingang werden. Dafür wurden im Innern der Kirche auch die Sitzbänke umgruppiert.
Chorraum abgesenkt
Das Innere der Kirche wurde baulich leicht umgestaltet. Das augenfälligste Detail: Der Chorraum wurde um eine Stufenhöhe abgesenkt. "Der Priester soll nicht so hoch über der Gemeinde thronen", erklärt Pfarrer Andreas Engert den Grund für den Umbau.
Als der Chorraum bei den Bauarbeiten geöffnet wurde, tat sich hier ein Loch auf. Man war auf eine kleine Gruft mit einem Priestergrab gestoßen. Dort hatte vermutlich der Geistliche, in dessen Amtszeit der Neubau der Kirche ab 1720 fiel, seine letzte Ruhestätte gefunden. "Auch das hat die Bauarbeiten leicht verzögert, weil erst das Landesamt für Denkmalpflege eingeschaltet werden musste", erzählt Engert.
Mit der Tieferlegung des Chorraums hat die gesamte Kirche auch einen neuen Fußbodenbelag aus hellem Muschelkalk bekommen. Im Chor wurde eine Fußbodenheizung verlegt, die Sitzbank-Heizungen wurden komplett erneuert, ebenso die Umluftanlage. Priester und Ministranten haben neue Sitzmöbel im zeitlos schlichten Design erhalten.
Mehr Platz am Taufstein
Rund um den Renaissance-Taufstein von 1624 vor dem rechten Seitenaltar hat man die Sitzbänke verkürzt, um Platz zu schaffen, damit sich bei einer Taufe die Familienangehörigen direkt um den Taufstein versammeln können. Komplett erneuert wurden auch die gesamte Elektronik und die Lautsprecheranlage des Gotteshauses. Die neuen Lampen im Kirchenschiff können nun, separat geschaltet, sowohl nach oben als auch nach unten leuchten. Die gußeiserne Wendeltreppe hoch zur Empore wurde in dunklem Anthrazit gestrichen und fügt sich jetzt farblich gut in die Umgebung ein. Die Orgel war während der Umbauzeit abgebaut und wurde einer Generalreinigung unterzogen.
Der komplette Innenraum wurde hell gestrichen. Besondere Hingabe erfuhren die Deckengemälde, insbesondere die Kartuschen in den Ecken mit den vier Kirchenvätern. Bei der Untersuchung habe sich gezeigt, dass der Putz unter den Bildern stark geschädigt war und die Bilder herabzufallen drohten, berichtet Pfarrer Engert.
Schwierig wurde es, als der Dachstuhl saniert wurde und die hölzerne Flachdecke der Kirche durch die im Dachstuhl herumlaufenden Handwerker ins Schwingen geriet. Da waren die fragilen Bilder in höchster Gefahr. Die Restauratoren hätten dann die rettende Idee gehabt, erzählt Kirchenpfleger Bauer: Die Deckengemälde wurden von unten mit kleinen federnden Bällen gesichert und haben so den Stresstest gut überstanden.
Wertvolles nach vorne
Die gesamte Innenausstattung wurde ebenfalls überarbeitet und renoviert. Dazu gehörte auch die Neuverteilung der Heiligenfiguren an den Wänden. "Das Wertvolle haben wir nach vorne geholt und besser sichtbar gemacht", sagt Markus Bauer und meint damit insbesondere die beeindruckende spätgotische Pieta-Darstellung aus der Zeit um 1500, die nun links im Chorraum einen neuen Platz gefunden hat. Aber auch der prächtige barocke Hochalter mit seiner zentralen Golgatha-Darstellung und den zwei Assistenzfiguren Sebastian und Laurentius, bekrönt vom Wappen des Abts Albericus aus dem Kloster St. Stephan in Würzburg, dem ehemaligen Grundherrn von Kolitzheim, wurde von Grund auf renoviert und strahlt wie neu.
Selbst die drei Vortragebilder, die bei den noch aktiven Kolitzheimer Wallfahrten nach Dettelbach und nach Iphofen im Einsatz sind beziehungsweise beim früheren Gang nach Gößweinstein mitgetragen wurden, leuchten jetzt in frischen Farben.
Doppelte Sakristei
Eine neue Einrichtung hat auch die doppelte Sakristei bekommen. Der moderne Anbau von 1865 östlich des Turms ist nun den Ministranten vorbehalten. In dem benachbarten Raum im Untergeschoss des Kirchturms - hier dürfte sich im 14. Jahrhundert eine Kapelle befunden haben - zieht sich jetzt der Priester vor der Messe um, ehe der Altardienst von hier aus dann in den Chorraum einzieht.
Die zentralen Neuerungen in der Kirche sind allerdings Volksaltar und Ambo, die sich in ihrer unaufdringlichen Gestaltung gut in das barocke Umfeld einfügen. Bischof Franz Jung wird am Sonntag im Festgottesdienst den neuen Steinaltar weihen und dort zugleich mit Hilfe der Steinmetzen die Reliquien der Hl. Fausta, des Hl. Felix von Rom, des Hl. Hadrian von Nikomedia und des seligen Engelmar Unzeitig beisetzen.
Während die Reliquien der drei Heiligen sich schon im Altarstein des Vorgängeraltars befunden hatten, kommt der kleine Knochensplitter des seligen Marianhillers neu hinzu. Und dies nicht von ungefähr. Pater Unzeitig kam im KZ Dachau ums Leben und war dort zeitgleich mit dem damaligen Kolitzheimer Bürgermeister Franz Herbert inhaftiert gewesen. Und auch dieses kleine Detail fügt sich ins Ganze: Die Kirche mit der Reliquie von Pater Engelmar steht in der Franz-Herbert-Straße.