Frauenfeindlichkeit hat in Deutschland deutlich zugenommen. Laut aktueller Leipziger Autoritarismus-Studie hat jeder dritte Mann – aber auch jede fünfte Frau – ein frauenfeindliches Weltbild, Tendenz steigend. Danach sollen Fortschritte bei der Gleichberechtigung eine Krise bei Männern auslösen, was vermehrt zu Frauenhass führe. Das geht aus einer Pressemitteilung des Frauenhauses Schweinfurt hervor. Aus dieser ist der folgende Text entnommen.
Die genannte Studie zeigt, dass Frauenverachtung und patriarchale Geschlechterbilder bis tief in die Mitte der Gesellschaft hineinreichen. Trotzdem wird Frauenhass nach wie vor nicht so ernst genommen wie etwa Fremdenhass und bildet auch kein Kriterium in Kriminalstatistiken. Das Ausmaß der aufgrund des Geschlechts begangenen Straftaten bleibt unsichtbar.
Wer Gewalttaten gegen Frauen nicht als solche benennt, wer Femizide als eskalierte Beziehungsdramen abtut, über frauenfeindliche Witze lacht, zu sexistischen Debatten schweigt, oder Frauenhass in den Sozialen Medien toleriert, akzeptiert und normalisiert Frauenverachtung. Auf diese Weise werden gleichsam patriarchale Rollenvorstellungen zementiert, die Frauen eine untergeordnete Position in einer vermeintlich naturgegebenen Hierarchie der biologischen Geschlechter zuweist.
Frauen ohne Einkommen sind von gewalttätigen Partnern abhängig
Das Konzept der hegemonialen Männlichkeit zeigt sich auch in der Abwertung der als typisch weiblich identifizierten Berufsfelder in den Sozial, Pflege- und Erziehungsdiensten und benachteiligt Frauen wirtschaftlich. Die ungleiche Verteilung von unbezahlter Haus- und Sorgearbeit, von Arbeitslast, Aufstiegschancen und Entlohnung verfestigt nicht nur das Bild einer Minderwertigkeit der Frauen und begünstigt damit Gewalt gegen Frauen.
Sie trägt auch maßgeblich dazu bei, dass Frauen sich infolge ökonomischer Abhängigkeit nicht von ihren gewaltausübenden Partnern trennen und über Jahre in Gewaltbeziehungen ausharren. Immerhin verfügen 79 Prozent der Frauen, die in einem Frauenhaus Schutz und Sicherheit finden, über kein eigenes Erwerbseinkommen.
Die Lohndiskriminierung wirkt bis ins Rentenalter
Die geschlechtsspezifische Lohnlücke, der Gender Pay Gab, liegt in Deutschland noch immer bei 18 Prozent. Überrepräsentiert sind Frauen in der unbezahlten Arbeit im Haushalt, Kinderbetreuung oder in der Pflege (Gender Care Gab). Die Lohndiskriminierung wirkt sich auch langfristig auf die Alterssicherung aus. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben Frauen im Alter 30 Prozent weniger Einkommen als Männer. Aufgrund ihres geringen Einkommens sind Frauen im Alter häufiger armutsgefährdet – jede fünfte Frau ab 65 Jahren.
Es reicht nicht, Gewalt gegen Frauen zu verurteilen. Die Strukturen, die diese Gewalt ermöglichen und befördern, müssen abgeschafft werden. Dazu gehört auch ein Ende der Benachteiligung von Frauen in der Verteilung und Entlohnung von Arbeit. Der 8. März ist ein Aktionstag, an dem Frauen eine reale Gleichstellungspolitik fordern, die Frauen ermächtigt, ihr Leben selbstbestimmt und gleichberechtigt zu führen. Sonst bleibt auch der Gewaltschutz nur Schadensbegrenzung.