Christian Kowalczyk ist in Oberfranken aufgewachsen und nach Russland ausgewandert. Dort hat er ein landwirtschaftliches Imperium aufgebaut, das immer wieder mediales Interesse in Deutschland hervorrief. Derzeit ist Kowalczyk auf Deutschland-Besuch und hat sich vergangene Woche an den Bauernprotesten beteiligt. Dabei war er in Lichtenfels als Gastredner aufgetreten, mit der Behauptung, die Bundesregierung sei von "Globalisten und Illuminati" gesteuert. Zudem lobte er laut dem Bericht des Obermain-Tagblatts offensiv die günstigen Bedingungen für Landwirte "im Land mit dem großen R".
Ursprünglich sollte Kowalczyk am Donnerstag, 18. Januar, in Schweinfurt einen Vortrag halten. Der Verband für landwirtschaftliche Fachbildung Unterfranken (vlf) hatte ihn noch vor dessen Auftritt in Lichtenfels eingeladen, um über die "Landwirtschaft in Russland" und seine Erfahrungen zu reden. In der Aula des Landwirtschaftsamtes.
Berichterstattung hat "belastetem Thema weitere Dynamik" gegeben
Am Mittwochnachmittag ist die Veranstaltung abgesagt worden, wie Behördenleiterin Klaudia Schwarz mitteilt. Es sei um einen rein fachlichen Austausch zur Landwirtschaft in Russland gegangen - einem Land, das "uns zutiefst fremd geworden ist", heißt es dort. Die Berichterstattung dieser Redaktion „hat dem belasteten Thema eine weitere Dynamik gegeben, die es uns als Veranstalter unmöglich macht, die rein fachliche Dimension zu gewährleisten“. Am Dienstag war vlf-Geschäftsführer Joachim Weber noch davon ausgegangen, dass man die fachliche Konzentration auf das landwirtschaftliche Thema hätte einhalten und mögliche politische Aussagen Kowalczyks hätte unterbinden können.
Dass die Veranstaltung in Räumen einer staatlichen, aus Steuermitteln finanzierten Behörde hätte stattfinden sollen, hielt Weber für vertretbar. Es handle sich schließlich um eine für die Öffentlichkeit geöffnete schulische Veranstaltung, sagte er; im Amtsgebäude ist auch die Landwirtschaftsschule untergebracht.
Am Donnerstagabend sollte Kowalczyk das gleiche Referat vor Gästen des vlf Oberfranken in Trieb bei Lichtenfels halten. In einer Gastwirtschaft. Die Organisatoren haben den Termin in der vergangenen Woche abgesagt. Nach Informationen dieser Redaktion gab es Befürchtungen, die Ausführungen könnten zu einseitig pro Russland sein.
Hinweis: Der Text ist im Laufe des Mittwochs aktualisiert worden.
Ich glaube, dass die Behörde eine neue Leitung brauchen könnte.
Ja in Russland kann man ganz toll und groß Landwirtschaft betreiben. Von diesen Modellen scheinen manche wohl auch hier "zu träumen".
Da konnte es passieren, dass der Bauer zu seinem Feld zur Ernte gehen will und das Feld aber schon abgeerntet ist... und im weiteren Verlauf muss der Bauer dann feststellen, dass das Feld nun von jemanden anderen in Besitz genommen wurde. Von wem? von einer der großen Landwirtschaftlichen Konzerne...
hier nur ein Beispiellink: www.agrarheute.com/land-leben/russland-bauernproteste-gegen-landraub-gewaltsam-beendet-533387
Inzwischen dürfte das Land wohl "gerecht" aufgeteilt worden sein. Wenn alles so toll für die Landwirtschaft läuft, wie der erfolgreiche Großlandwirt Kowalczyki sich ausdrückt.
Ich glaube von Illuminati beherrscht zu werden ist gar nicht so schlecht.
Aber kann andererseits gewollt sein, dass sich für zigtausende Betriebe das Weitermachen nicht mehr lohnt? Weil der potentielle Betriebsnachfolger viel bessere Einkünfte und Perspektiven für sich und seine Familie sieht, wenn er sich in einem Amt oder der Industrie anstellen lässt (so wie meine Geschwister), statt Nahrung für die Mitmenschen zu erzeugen ?
Und vor allem:
Darf es sein, dass man in diesem Land TROTZ KARTELLAMT zulässt, dass sich rund 80% der Umsätze aus dem Endhandel mit Nahrung in 4 oder 5 Konzernen bündeln, wenn auf der anderen Seite des Verhandlungstisches 240.000 einzelne Landwirte gegeneinander ausgespielt werden ?
Wozu hat das geführt?
Wenige Cent von dem Euro, den Sie an der Kasse für Essen ausgeben (pro Brötchen 1,2 Cent), landet beim Erzeuger und geht dort mal fast, mal vollständig für Unkosten drauf !
Abhilfe wird von der Ampel versprochen. Taten sehen wir nicht.
Und dann kann man auch versuchen selbst mehr Macht zu entwickeln. Geht leider nicht, weil ich die Bauern im Westen als zu stur kenne um Agrargenossenschaften zu bilden. Mehr als Maschinenring geht ja nicht.