Die Hauptzutaten können Nagellackentferner und Haarbleichmittel sein: Der Sprengstoff Triacetontriperoxid (TATP) lässt sich mit sehr einfachen Mitteln herstellen, ist billig und hat eine hohe Wucht. Das alles macht ihn attraktiv für Kriminelle.
TATP, im Nahen Osten auch bekannt als „Mutter des Satans“, wurde bei den Terroranschlägen in London 2005 und in Paris 2015 benutzt. Auch bei den mutmaßlichen Attentätern von Brüssel 2016 fanden ihn Ermittler. Jetzt wurde die Substanz nach Angaben des bayerischen Landeskriminalamts in der Obdachlosen-Unterkunft in Schweinfurt entdeckt.
Mischen kann in einer tödlichen Explosion enden
Sprengstoffe auf der Basis von Peroxid sind sogar für den Kriminellen hochgefährlich. Ohne Fachwissen und Vorsichtsmaßnahmen kann das Mischen in einer tödlichen Explosion enden. Der fertige Sprengstoff kann zudem beim Umfüllen in ein Gefäß seinem Hersteller um die Ohren fliegen. Dann kommt der Transport: Sowohl Erschütterung als auch hohe Temperaturen oder Reibung können eine schwere Detonation auslösen. Das war auch der Grund, warum der Sprengstoff am Montag in Schweinfurt noch vor Ort in einer Grube kontrolliert gesprengt wurde.
Deutsche Chemiker erkannten bereits Ende des 19. Jahrhunderts die Sprengkraft von TATP - ein Zufallsfund. Wegen der Risiken bei der Handhabung erlangte der Stoff aber jahrzehntelang keine nennenswerte Bedeutung als Waffe, obwohl er 80 Prozent der Zerstörungskraft von TNT besitzt und preisgünstig in der Herstellung ist. Der erste dokumentierte Einsatz ist ein Anschlag auf eine Studentengruppe im israelischen Hebron durch die Terrororganisation PLO 1980.