Gaststätten schließen oder reduzieren ihr Angebot, Hotels machen dicht, selbst Einkaufsmärkte geben auf. Auch der Markt Oberschwarzach hat in den vergangenen Jahren wichtige Bereiche seiner örtlichen Infrastruktur verloren. Zuletzt den Einkaufsmarkt im Ortsteil Oberschwarzach. Die Gründe für die Schließungen sind meist dieselben. Die immer größer werdenden wirtschaftlichen Herausforderungen in Verbindung mit einem anhaltenden Personalmangel werden am häufigsten genannt.
Nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga fehlen in der Gastronomie in Deutschland derzeit mehr als 65.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Laut den monatlichen Umfragen des Verbands gehörte der Fachkräftemangel immer wieder zu den größten Herausforderungen für die Betriebe. Und Dorfgasthäuser schließen meist, weil keine Nachfolger gefunden werden können.
Umso bemerkenswerter ist es, wenn Betriebe positiv in die Zukunft sehen und investieren. Ein Beispiel dafür ist das Gasthaus und die Pension "Zur Traube" im Oberschwarzacher Ortsteil Breitbach.
Regelmäßig drei Sterne vom Gaststättenverband
Interessanterweise ist die Pension genauso alt wie der jüngst geschlossene Einkaufsmarkt von Oberschwarzach. Beide Gebäude wurden im Jahre 1995 gebaut, das Erdreich aus der Baugrube der Pension diente damals sogar als Füllmaterial für die Baustelle des Einkaufsmarktes. Während der Markt aber seit diesem Jahr geschlossen hat, denken die Eigentümer der Pension, Hans und Erika Schimmel, nicht ans Aufhören sondern sie achten darauf, sie für die Zukunft zu erhalten. Deshalb lassen sich sich seit 2011 regelmäßig nach den Richtlinien der Deutschen Klassifizierung für Gästehäuser, Gasthöfe und Pensionen der Dehoga zertifizieren. Bisher haben sie immer drei Sterne erhalten. Zuletzt 2022.
Dabei stemmen die beiden den Betrieb zum größten Teil selbst, nur mit Unterstützung von zwei Teilzeitkräften, die beim Reinigen der Zimmer helfen. Und sobald am Vormittag die Wäsche in der Maschine ist, wechselt Erika Schimmel direkt in die Küche der Gastwirtschaft, um dort ihren Sohn Christian zu unterstützen.
Der Küchenmeister und Diätkoch, der auch als Prüfer bei der IHK aktiv ist, sucht nämlich schon länger nach einer Küchenhilfe – bislang erfolglos. Deswegen springt seine Mutter ein. Zumindest beim Service läuft es besser, dort hat die Familie einige langjährige Kräfte im Einsatz. Und wenn es mal richtig eng wird, springen Sohn Stefan aus Würzburg oder Nichte Michaela aus Lülsfeld mit ein. Neben ihren Hauptjobs. Trotzdem ist es auch schon vorgekommen, dass Anfragen von Busreisenden abgesagt werden mussten, weil zu wenig Helfer bereitstanden.
Familie Schimmel führt das Gasthaus in fünfter Generation
Was motiviert die Familie Schimmel, weiter in ihre Betriebe Zeit und Geld zu investieren? Denn ans und Erika Schimmel betreiben auch noch ihren Weinbaubetrieb. Um das zu verstehen, muss man vielleicht zurück in die Geschichte gehen: Seit 1926 ist das gleichnamige Gasthaus aus dem Jahre 1803 bereits im Besitz der Familie und wurde im Laufe der Jahre von den jeweiligen Eigentümern immer wieder erweitert und umgebaut. Aktuell führt Christian Schimmel in fünfter Generation das Gasthaus.
Die Pension entstand dann vor rund 30 Jahren durch "eine Schicksalsfügung", so sieht es zumindest Hans Schimmel. Bei einem zufälliges Treffen hat er 1992 den damaligen Oberschwarzacher Bürgermeister Gottfried Keß spontan auf einen Bericht in der Zeitung angesprochen. Darin ging es um eine Studie der Universität Würzburg zum "Tourismus in der Region" mit dem Ergebnis, dass für den Markt Oberschwarzach Potenzial für ein Hotel mit rund 60 Betten vorhanden wäre.
Wo das Feuerwehrhaus stand, gibt es nun die Pension
Schimmel selbst hatte ebenfalls eine gesteigerte Nachfrage nach Gästezimmern festgestellt, die er mit seinen drei Zimmern über dem Gasthof nicht mehr ausreichend bedienen konnte. Aus dem Gespräch entstand die Idee, dass die Familie Schimmel das gemeindliche Gelände neben dem Gasthaus für den Bau einer Pension kaufen könnte. Dort stand zwar noch das alte Feuerwehrhaus, das dann gegenüber dem Alten Rathaus einen Nachfolgebau erhielt.
Daher war 1995 der Weg frei, um die Pension zu bauen. Seit der Fertigstellung beherbergen Hans und Erika Schimmel ihre Gäste, wie etwa Radwanderer ,die genau in der Mitte ihrer Route zwischen Bamberg und Würzburg Rast machen, zahlreiche Wochenendgäste oder auch Monteure, die in der Region zeitweise arbeiten. Nach der Eröffnung im Jahre 1996 mit neun Zimmern wurde 2013 das Dachgeschoss ausgebaut, um weitere sechs Gasträume zu schaffen. Mit der regelmäßigen Zertifizierung sorgt die Familie dafür, dass ihr Angebot immer den aktuellen Anforderungen und Wünschen ihrer Gäste entspricht und sie wissen, welche Ausstattung sie erwarten können.
Möglicherweise übernimmt einmal die Enkelin den Betrieb
Wobei sie bei mit ihrer Bewertung immer deutlich mehr Punkte erreichen als für drei Sterne gefordert sind. "Wir streben die vier Sterne aber trotzdem nicht an", sagt Hans Schimmel: "So sind die Gäste immer angenehm überrascht über unser Angebot."
Mit Enkelin Celine ist inzwischen eine weitere Generation der Familie Schimmel im Hotelfach beschäftigt. So könnte es sein, dass die Familientradition auch in der sechsten Generation weitergeführt wird. Gegen den allgemeinen Trend in der Hotel- und Gastronomiebranche.