Hätten die Verantwortlichen des Musikvereins Obereuerheim ein Jahreszeugnis bekommen, so würden ihnen darin ausgezeichnete Leistungen attestiert. Unter Federführung von Werner Aumüller und Kristina Seufert boten die Mitwirkenden zum 50-jährigen Jubiläum ein beeindruckendes fast fünfstündiges Programm, das einen amüsanten und informativen Rückblick in die Vereinsgeschichte bot.
Den Auftakt gestaltete die Bläserklasse unter Leitung von Michael Seufert. Nachwuchsarbeit wird beim Musikverein groß geschrieben. Dann gehörte die Bühne den Musikern aus fünf Dirigenten-Generationen. Viele Ehemalige hatten sich reaktivieren lassen. Für den Festabend bereiteten ganze fünf Formationen Musikstücke ihrer Zeit in mehreren Proben vor, die geprägt waren von Aussagen wie: "Ich hab scho 40 Jahr nix mehr gspielt, wu issn bloß mei Ansatz?" oder "Instrument hab ich kenns mehr", erfuhren die vielen Gäste.
Zeitsprung bis ins Mittelalter
Werner Aumüller und Stefan Orth führten durch das Programm. Nur widerwillig durchschritt Orth die Tür der MVO-Zeitreise-Maschine und landete im frühen Mittelalter, als Obereuerheim 1152 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die urige Darstellung der mittelalterlichen Zeitgenossen, die bereits die Vorläufer der heutigen Vereine formten, sorgte für reichlich Gelächter beim Publikum. In einem gewaltigen Zeitsprung gelangte Orth in das Jahr 1950, als Johann Lenz, Franz Bauer und Franz Gräb Jubilare und Silvester anspielten, ein wichtiger Schritt für die musikalische Entwicklung des Dorfes. 1963 sprang Adolf Wackerbauer für einen ausgefallenen Musiker ein und übernahm bald die musikalische Leitung der Kapelle, die aus ihren Reihen 1969 den Musikverein aus der Wiege hob. Bis 1975 war der Verein eng mit Wackerbauer verbunden. Sein Sohn Steffen verkörperte ihn beim Jubiläumsabend perfekt als Dirigent und verriet einige Interna.
Nachfolger als Dirigent wurde Theo Zehe, der die Musiker an Notenblätter gewöhnte, den Namen "Erleinsbacher Musikanten" einführte und voll auf Stimmungsmusik und Bierzeltunterhaltung setzte. Der Verein war bald über regionale Grenzen hinaus bekannt und viel gefragt. Neben der großen Kapelle bildete sich ein Quartett, das beliebte Schlager, Rocksongs und aktuelle Charttitel bot. Unvergessen das Kreismusikfest von 1979, bei dem 1000 Musikanten einen Gemeinschaftschor bildeten und das ganze Dorf voller Musiker war.
Der nächste Wechsel des Dirigentenstabs erfolgte 1992, als Werner Aumüller diesen übernahm. Mit entsprechender Ausbildung am Konservatorium und an der Hochschule für Musik in Würzburg führte Aumüller die Obereuerheimer an die konzertante Blasmusik heran und favorisierte große Konzerte, die zu echten Erlebnissen wurden, nicht zuletzt die traditionellen Weihnachtskonzerte in der St. Laurentius-Kirche.
Böhmische Blasmusik eingeführt
Nach dem beruflichen Wechsel Aumüllers zum Bayerischen Rundfunk folgte ab 1998 die Dirigentschaft von Michael Seufert aus Dürrfeld, der mit der Böhmischen Blasmusik einen weiteren Akzent in das Repertoire der Musikanten brachte. Besondere Highlights waren und sind die Eigenkompositionen Seuferts, die bei vielen Orchesterleitern beliebt sind und im Rundfunk sogar außerhalb Deutschlands gespielt werden, ebenso wie seine feierlichen Choräle.
Seit 2017 hält Andreas Pickel aus Alitzheim den Dirigentenstab über die Obereuerheimer. Seine Ausbildung im Fach Blasorchesterleitung schloss er als bester Dirigent Bayerns ab. Künftig wird er die Hochschule für Musik in Würzburg besuchen.
Zum Abschluss gab es ein fulminantes Finale aller beteiligten Musikanten aus fünf Dirigenten-Generationen. Die Öberöämer Hymne wurde von den Gästen lautstark mitgesungen. Vorstand Walter Hartmann dankte allen Mitwirkenden für die monatelange Vorbereitung und die gelungene Gestaltung des Jubiläumsabends, ebenso wie Staatssekretär Gerhard Eck, der den MVO beglückwünschte zu einer Jubiläumsschau mit dem Prädikat "allererste Sahne".