Wer hinter dem Veranstaltungstitel "Las Karamba" einen irgendwie an Heino erinnernden Abend mit Titeln wie "Karamba, Karacho, ein Whisky" vermutet hatte, lag am Freitagabend beim Schweinfurter Nachsommer eindeutig falsch: Hinter "Las Karamba" verbirgt sich nämlich ein sechsköpfiges Frauenensemble, das in die Hitze südamerikanisch-karibischer Musiknächte entführt, und das mit mächtig Power. Mit der Präsentation ihres aktuellen Albums "Camino Asi" heizten sie dem Publikum im ausverkauften Fresenius Medical Care Forum von der ersten Sekunde an ordentlich ein.
Das war ganz im Sinne von Oberbürgermeister Sebastian Remelé, der sich nicht nur bei der gastgebenden Firma und den Sponsoren SWG und Glöckle bedankte, sondern auch die Hoffnung ausdrückte, mit den Konzerten des Nachsommer-Festivals doch eher sanft in die kältere Jahreszeit zu gleiten. Unter den Besuchern konnte Remelé auch eine Delegation aus Schweinfurts französischer Partnerstadt Châteaudun begrüßen, angeführt von Bürgermeister Fabien Verdier.
Dann der Auftritt der sechs ganz in Weiß gekleideten Damen: Frontfrau Ahyvin Bruno (Gesang und Guiro), Nati Arizu (Keyboard/Piano), Liviet Ojeda (Bass und Gesang), Anggie Obin (Flöte/Gesang), Ahylin Bruno (Congas) und Rita Baulida (Percussion) verweisen auf Herkünfte aus Venezuela, Kuba, Katalonien, Frankreich und Argentinien. Dementsprechend bringen sie auch ihre musikalischen Prägungen mit. Seit 2018 treten sie als "Las Karamba" auf.
Heißblütige und professionelle Show
Dass sie sich blind verstehen, ist spür- und hörbar: Mit dem ersten Einsatz geht die Post ab, strömt gute Laune von der Bühne, jede Menge Rhythmus, Temperament, Lockerheit und Bewegung – und musikalisches Können. Ahyvinn Bruno lädt das Publikum gleich mal ein: "If you want to sing, sing! If you want to dance, dance! Enjoy!" Dabei wirft sie ihre enorme Bühnenpräsenz in den Saal und scheint die ganze Welt umarmen zu wollen. Vielleicht sind Las Karamba ja von anderen Auftritten her mehr äußerlich ausgelassene Resonanz gewohnt, denn das mit dem Singen und Tanzen entwickelt sich im Laufe des Abends eher verhalten. Doch die Begeisterung der Zuhörer angesichts dieser heißblütigen und professionellen Show ist lautstark.
Ein temporeicher Abend spult sich ab, eine große Melange aus allen möglichen Stilen wie Cha-Cha, Salsa, auch mal eine Kombination aus Milonga mit darüber gelegtem Rap. Las Karamba musizieren und singen sich dabei geradezu die Seele aus dem Leib, auf der Bühne brodelt die Leidenschaft. Faszinierend ist es zu erleben, wie sich komplett unterschiedliche rhythmische Muster zu komplexen Geweben verdichten, wie luftig dahinschwebende Geflechte entstehen, wie die Kraft und geballte Energie von der Bühne her allmählich immer mehr Zuhörer erfassen und zum Mitwippen bringen. Pausenlos sind auch die Körper der Musikerinnen in Bewegung, eine Zuhörerin formuliert es so: "Die können sich wahrscheinlich gar nicht ruhig halten!"
Das Feuer von Las Karamba lodert bis zum Schluss dieser musikalischen Kreuzfahrt. Viel Feuer und Wärme für den Winter, zumindest im Herzen.