
Erst über die Freunde aufregen, die bei Facebook jedes Essen posten müssen – und dann im Nebensatz fallen lassen, dass man selbst jedes Essen postet.
Erst sich darüber beschweren, dass alle Gäste sich Stücke von Max Raabe wünschen, und es dann selbst anbieten, wenn das neue Programm im Altersheim nicht ankommt.
Erst über den Pianisten jammern und ihm dann selbst das vertraglich zugesicherte Solo erst kurz vor Schluss zugestehen – nur, weil der prompt die Gunst der Stunde nutzt und offenbart, dass er heimlich der Star ist.
Erst über verpatzte zweite Akte aller Art jammern, nur um dann zuzugeben, dass man selbst die Erwartungen vor dem vorzuführenden zweiten Akt senken will – um dann auch noch darüber zu singen, wie schwierig es ist, das Programm vollzubekommen und wie sehr Langsamkeit dabei dienen kann.
Mit so viel Selbstironie wusste das Duo Salonlöwengebrüll – Sänger Sebastian Coors und Pianist Norbert Lauter – sein Publikum im Brunnenhof in Handthal beim sehr feinen, viergängigen Glamour-Dinner zu begeistern.
Die von Coors stammenden Lieder glänzten nicht nur durch Witz und Ironie, sondern auch durch Aktualität. Ingeborg Kiefer-Heegen resümierte: „Es hat uns sehr gefallen, dass er auch moderne Themen dargebracht hat“, erklärte sie, und das „auf witzige, unterhaltsame und nachdenkliche Art und Weise“.
Dem konnte sich Michael Pöschl anschließen: „Typisch für die heutige Zeit. Aktuelle Themen“, lobte er. Ihm hatten zwei Lieder besonders gefallen: das Lied über einen Rentner, der mit seinem neuen Hobby Theaterspielen die ganze Familie um den Verstand bringt, und das Lied darüber, wie ein entnervter Koch aus Rache einer Gruppe von Freunden mit vielen Sonderwünschen schlussendlich warmes Wasser serviert. „Wie es wirklich ist. Aktuell. Es macht Spaß“, führte Pöschl aus.
Das hatten die Gäste auch gerade dem guten Zusammenspiel von Lauter und Coors zu verdanken. Gekonnt inszenierten sie Konkurrenz und Rivalität, die sie immer wieder witzig in das Konzert einbringen konnten.
Dieser hatten sie sogar ein ganzes Stück gewidmet: „Mein Pianist ist, scheint mir, ein Sadist“, sang Coors, worauf Lauter mit „Mein Vokalist ist, scheint mir, ein Sadist“, ebenbürtig antwortete.
Auf ähnliche Weise wurde auch die zweite Zugabe, eine Art Zusammenfassung der gespielten Lieder des Abends, zu einem ganz besonderen Stück: Durch kleine Änderungen im Refrain beziehungsweise im Text entstand so der Eindruck, dass beide den Abend über nur miteinander gestritten hätten, zur Freude der Zuhörer. „Die Atmosphäre, wie sie miteinander umgegangen sind“, schwärmte Karin Lauerbach vom Humor der Künstler. Ihr hatte auch die Aussprache gut gefallen: Da sie auch im Gesang klar und verständlich war, ging kein Witz verloren. Sie hat auch daran gemerkt, dass es sich bei Coors und Lauter um ausgebildetes Fachpersonal handelt, die auch ihre Schauspielkunst gekonnt in die Darbietung einflochten.
Theo Beck war ähnlicher Meinung: „Der Abend war sehr anspruchsvoll. Gute Themen, die treffend vorgebracht wurden. Die beiden haben gut harmonisiert, sich ergänzt“, lobte er. Nur hätte der Abend seiner Meinung nach etwas länger dauern können – obwohl er etwa vier Stunden gedauert hatte.
Auch die Kombination aus Musik im Stil der zwanziger Jahre und witzigen, aktuellen Texten hatten Gefallen gefunden, etwa bei Karl Röls: „Sehr schön, sehr kurzweilig, vom Gesang her: aktuelle Themen, Texte im alten Gewand“, wozu Alexandra Röls ergänzte: „Die Texte waren modern, aber nicht übertrieben. Mit Stil“, lobte sie die gelungene Mischung.
Auch Ilona Petzold aus Erlangen und Uschi Lukas aus Dresden, der Petzold den Abend zum Geburtstag geschenkt hatte, waren mit dem Konzert sehr zufrieden.
Obwohl manche Gäste also eine derart weite Anreise auf sich genommen hatten, war das Publikum ein eher trauter Kreis. Allerdings konnte das der Begeisterung der Künstler keinen Abbruch tun, wie Herbert Kiefer betonte: „Mit Herzblut, trotz wenig Publikum.“ Und so ist es gut möglich, dass Coors und Lauter mit ihrer Zugabe „Sie können nicht genug kriegen“ am Ende Recht hatten. Vielleicht finden sich nach diesem Erlebnis ja beim nächsten Glamour-Dinner im Brunnenhof auch wieder mehr Gäste ein.